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Osterbrunnen

© Fränkische Schweiz

Bunter Osterbrauch

Bunte Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz

In gut einer Woche ist bereits Ostern. Das höchste Fest im christlichen Kalender hat viele Bräuche. So kommt auch dem Wasser an Ostern eine besondere Wirkung zu. Nicht ohne weiteres gibt es daher den Brauch des Osterbrunnens. Doch wo kommt dieser eigentlich her?

Durchschnittlich 80m lang und mit rund 2000 handbemalten Eierschalen verschiedener Größen verziert, ist ein Osterbrunnen-Schmuck in der Fränkischen Schweiz. Etwa einen Tag dauert es den Girlandenschmuck vorzubereiten. Fichtenzweigen werden mit Draht um eine Eisenstange zu Bögen gebunden und unzählige Eierschalen in liebevoller Kleinarbeit bemalt.

Osterbrunnen_Forchheim

Der Osterbrunnen in Forchheim besteht aus vielen geschmückten Bögen © Fränkische Schweiz

Dieses Bemalen dauert pro Ei in der Regel mindestens zwischen ein und zwei Stunden. Die ausgeblasene Eierschale wird zuvor mit Essig gereinigt, anschließend wird das Motiv mit Bleistift vorgezeichnet, danach bemalt und mit Haltestab zum Stecken oder Fäden zum Aufhängen versehen, und zu guter Letzt noch mit einem wetterfestem Lack versiegelt. Einen halben Tag dauert das Aufstellen des Gerüstes, einen weiteren Tag das Schmücken der Girlanden mit den handbemalten Eierschalen heimischer Hühner. Dazu kommt vielfach noch umfangreicher Blumenschmuck.

Doch woher kommt dieser Brauch und was hat er zu bedeuten?

Ostern ist ein Fest der Freude und der Bräuche. An Ostersonntag werden die Auferstehung Christi und das Ende der Fastenzeit gefeiert. Doch welchen Bezug hat dies zu den Brunnen?

Hauptgrund für das Schmücken der Brunnen und Quellen zur Osterzeit ist vor allem in der Bedeutung des Wassers für die Existenz von Leben schlechthin zu suchen. Speziell dem Osterwasser schrieb der Volksmund früher außerdem besondere Wirkung zu. Kinder, mit frisch geweihtem Wasser an Ostern getauft, sollten besonders klug werden. Das Trinken von Osterwasser schützt gegen Krankheiten, das Osterwasser im Haus verspritzt, hält Ungeziefer fern. Und manches Mal kann man in den frühen Morgenstunden des Ostersonntags noch junge Mädchen sehen, wie sie "verstohlen" in den Osterbrunnen blicken. Hier sollen sie dann das Gesicht ihres künftigen Ehemannes sehen.

Ein lokaler Brauch der Fränkischen Schweiz

Der Osterbrunnen-Brauch stammt ursprünglich aus der Fränkischen Schweiz. In der charakteristischen Berg- und Hügellandschaft in Oberfranken gelegen, sind womöglich auch die besonderen geologischen Verhältnisse des fränkischen Juras (wasserdurchlässiger Dolomit- und Kalkstein) für den Brauch entscheiden gewesen. Denn bevor die allgemeine, zentrale Wasserversorgung eingerichtet wurde, musste das Wasser immer mühsam per Kutsche und Eimer aus der sprudelnden Quelle im Tal zu den Bergdörfern geschafft werden. Mancherorts auf der Höhe wurden daher bis zu hundert Meter tiefe Stollen gegraben, um an das Grundwasser zu gelangen. Diese enorm aufwendig gebauten Brunnen schützte man meist mit einem aufwändig gemauerten Brunnenhaus.

Eine zeitliche Datierung des Osterbrunnenschmückens ist jedoch nicht genau möglich. Mündliche Überlieferungen datieren den Brauch auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Beispielsweise in Aufseß schmückte man um 1909 den ersten Osterbrunnen, in Engelhardsberg begann dieser Brauch nachweislich 1913. Erste Rückschläge gab es Anfang der 50er Jahre. Vermutlich durch die nun überall installierte zentrale Wasserversorgung, erlebte der Brauch einen Rückgang. Die Funktion des Brunnens als vorrangige Grundversorgung war nun nicht mehr gegeben. In Folge der in den 80er Jahren neu erwachten Heimat- und Brauchtumspflege erfuhr das Osterbrunnenschmücken eine intensive Neubelebung.

Osterbrunnen_Bieberbach

Laut Guinessbuch der Rekorde ist er der größte Osterbrunnen der Welt. Im kleinen, unscheinbaren Dörfchen Bieberbach bei Egloffstien wird der Dorfbrunnen jedes Jahr mit exakt 11.108 handbemalten Eierschalen geschmückt. © Fränkische Schweiz

Vom "Brunnen fegen" zum "Brunnen putzen"

Die meisten Brunnen werden am Karfreitag geschmückt und bleiben noch bis zwei Wochen nach Ostern bestehen. Das Schmücken selbst beginnt zunächst mit dem Säubern der Anlage, dem so genannten "Brunnen fegen". Danach wird der Brunnen geschmückt, im Volksmund spricht man dabei vom "Brunnen putzen". Als Schmuck dienen die einfarbig oder auch künstlerisch bemalten Eierschalen, sowie einzelne oder büschelweise gebundene Papierbänder, die so genannten "Pensala". In Girlanden aus Fichtenzweigen werden sie um den Brunnen gewunden oder zu Gerüsten und Kronen geflochten. In vielen Orten ziert zusätzlich echter Blumenschmuck die Osterbrunnen.

Der Brauch hat auch außerhalb der Fränkischen Schweiz Einzug gehalten. Jetzt zur Osterzeit kann man auch Osterbrunnen im Großraum Bamberg, im Steigerwald, in Altmühlfranken, in Schwaben, in Sachsen, in der Pfalz und im Saarland bewundern.

Quelle: Fränkische Schweiz / Text: Christina Jung

Osterbrunnen_wohlmuthsthuell

Der Brunnen in Wohlmuthsthuell ist mit einem gezimmerten Dach versehen © Fränkische Schweiz