Schnittblumen_Kenia

© Hartmut Jungius/ WWF-Canon

Afrikas Wasserressourcen

Afrikas Blumenindustrie gräbt sich selbst das Wasser ab

Ganzjährig frische Schnittblumen, das ist auf den europäischen Märkten längst keine Besonderheit mehr. Dank effizienter Transport- und Kühltechnologien sind Rosen und Tulpen weitgehend saisonunabhängig zu kaufen. Doch wo haben diese Blumen ihre Wurzeln?

Der größte Schnittblumenexporteur ist Kenia. Jährlich landen etwa 85 Prozent der kenianischen Schnittblumen in europäischen Wohnungen und Hotels. Dabei sind die Rosen die wichtigste Ware des afrikanischen Landes. Wer heute in Deutschland eine Rose kauft, kann fast sicher sein, dass sie aus Kenia stammt.

Rosen aus Kenia

Verfolgt man den Weg zurück, dann steht am Anfang dieser globalen Handelskette meist der Naivasha-See im afrikanischen Rift Valley, rund 80 Kilometer von Nairobi entfernt. Mehrere Faktoren, wie hochwertiges Frischwasser, fruchtbare Böden und eine geeignete Infrastruktur, machen die Region zu einem Hotspot der Biodiversität im Osten Afrikas und begünstigen die Produktion. Rund 70 Prozent der nationalen Schnittblumen werden hier hergestellt.

Hoher Wasserverbrauch für Schnittblumen

Obwohl der Blumenanbau allein rund neun Prozent der nationalen Exporteinnahmen einnimmt und ungefähr 20.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze schafft, mehren sich seit einiger Zeit Bedenken vor allem auch über die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Produktion. Denn gerade die lokalen Wasserressourcen geben Anlass zur Besorgnis.

Durch den steigenden Bedarf an Frischwasser für die Schnittblumenindustrie droht der See in Trockenperioden auszutrocknen. Die daraus entstehenden Probleme für die lokalen Ökosysteme, die Landbesitzer und Kleinbauern sind unabsehbar. Auf lange Sicht ist auch die Schnittblumenindustrie selbst bedroht, die sich im wörtlichen Sinne das Wasser abgräbt.

Schnittblumen_Kenia_Wasserversorgung

Bewässerung am Lake Naivasha © Hartmut Jungius / WWF-Canon

Hilfe vom Bauern bis zum Konsumenten

Aufgrund des internationalen Handels von Kenia nach Europa und Deutschland müssen alle Akteure entlang der Lieferkette ihren Teil zur Lösung beitragen. Dazu gibt es seit 2010 Treffen zwischen der Regierung, Vertretern der Blumenindustrie, Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF und der lokalen Bevölkerung. Gemeinsam wurde ein Plan zur nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen für den Naivasha-See erarbeitet, der nun schrittweise umgesetzt wird. Aufgrund der globalen Handelsbeziehungen müssen sich vom Bauern bis zum Konsumenten alle ihrer Rolle bewusst werden. Der WWF fordert Unternehmen daher auf, sich stärker um ihre Risiken und die damit verbundenen Auswirkungen vor Ort und innerhalb ihrer Lieferkette zu kümmern. Aufgabe des Verbrauchers ist es, mehr Transparenz im globalen Geschäft einzufordern, um besser über die Situation vor Ort informiert zu sein. Alle wissen, was auf dem Spiel steht und sind sich im Klaren, dass die Probleme nur gemeinsam zu lösen sind.

Quelle: WWF