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Katastrophale Umweltfolgen durch Coffee to go Becher
Schluss mit dem Müll

Coffee to go Becher: Mehrweg statt Einweg

Coffee to go Becher gehören inzwischen zu unserem Alltag. Doch der schnelle Kaffee für unterwegs hat schlimme Folgen für die Umwelt, denn Ressourcenverbrauch und Müllberge nehmen bedrohliche Formen an. Ganz klar: Mehrweg ist besser! 

Jeder Deutsche trinkt im Schnitt mehr als 150 Liter Kaffee pro Jahr, rund zwanzig davon aus Plastik- oder Pappbechern. Die Coffee to go Becher sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, seit der Trend des schnellen Kaffees für unterwegs vor fast fünfzehn Jahren den Weg nach Deutschland gefunden hat. Auf die Eröffnung der ersten Starbucks-Filiale in Berlin im Jahr 2002 folgte ein regelrechter Boom, dem sich nicht nur bekannte Fastfood-Ketten anschlossen, sondern auch private Anbieter, Bäckereien, Cafés, Tankstellen, Kioske und so weiter.

Katastrophale Umweltfolgen durch Coffee to go Becher

Inzwischen gibt es Kaffee quasi überall, zu jeder Tages- und Nachtzeit und für wenig Geld. An sich eigentlich eine gute Sache nicht nur für Frühaufsteher, chronisch Müde und Kaffeejunkies. Die Kehrseite der Medaille sind allerdings die katastrophalen Folgen für die Umwelt, die durch die beliebten Coffee to go Becher verursacht werden. Deren Lebensdauer beträgt durchschnittlich eine Viertelstunde, danach landen sie im Müll. Abgesehen davon, dass bei öffentlichen Abfalleimern keine Mülltrennung stattfindet, sind die Becher ohnehin nicht recycelbar. Denn die Papierfasern lassen sich kaum von der Kunststoffbeschichtung im Inneren der Becher trennen.

Mehrweg ist besser. Das Wiederbefüllen von mitgebrachten Bechern ist erlaubt und hygienisch unbedenklich

Die Zahlen sprechen Bände: In Deutschland werden pro Person rund 130 Coffee to go Becher im Jahr verbraucht. Bei einer Einwohnerzahl von achtzig Millionen Menschen macht das fast drei Milliarden Becher pro Jahr – das sind mehr als 300.000 Becher in der Stunde! Wohin mit all dem Müll? Dazu kommt, dass für die Produktion der Coffee to go Becher jede Menge Ressourcen verbraucht werden. Wir sprechen von zehntausenden Tonnen Holz, Milliarden Litern Wasser und einem Energieaufwand, mit dem eine Kleinstadt versorgt werden könnte – und das nur, um den jährlichen Becher-Bedarf in Deutschland zu decken.

Mehrweg ist besser

Zum Glück finden immer mehr Menschen: Mehrweg ist besser! Das gilt sowohl für Verbraucher als auch für Anbieter. Viele von denen nutzen das wachsende Problem- und Umweltbewusstsein ihrer Kunden geschickt für den eigenen Vorteil und verkaufen Mehrwegbecher mit eigenem Logo. Aber dürfen die Kaffeeanbieter solche selbst mitgebrachten Becher überhaupt befüllen? Ja, dürfen sie! Die Hygieneverordnung verbietet die Wiederbefüllung mitgebrachter Mehrwegbecher nicht. Das betont die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Rahmen ihrer Becherheld-Kampagne und entkräftet damit hygienische Bedenken, die unter anderem der Deutsche Kaffeeverband angebracht hat. Auch eine Nachfrage von Ökotest beim Ordnungsamt Frankfurt hat ergeben, dass „keine lebensmittelrechtlichen Bedenken“ in Bezug auf Mehrwegbecher bestehen.

Klar, einige Regeln müssen trotzdem befolgt werden. Wer einen sauberen Becher mitbringt, macht schon mal alles richtig. Die Mitarbeiter im Laden sollten den Becher noch einmal auf seine Sauberkeit prüfen und dann darauf achten, dass der Abfüllstützen, also die Vorrichtung, aus der der Kaffee in den Becher rinnt, diesen nicht berührt. Wenn sich noch andere Lebensmittel hinter dem Tresen  befinden, dürfen diese vom Kaffee nicht „nachteilig beeinflusst“ werden, wie es im von der DUH veröffentlichten Hygieneleitfaden heißt. Dass die Einhaltung dieser Richtlinien problemlos möglich ist, zeigt die Tatsache, dass bei vielen Anbietern schon jetzt jeden Tag mitgebrachte Mehrwegbecher mit Kaffee befüllt werden. Häufig gibt es dann sogar einen kleinen Rabatt.

Kampagnen gegen die Umweltverschmutzung durch Coffee to go Becher

Mit ihrer Kampagne „Becherheld – Mehrweg to go“, die von vielen Prominenten unterstützt wird, setzt sich die DUH  seit 2015 für ein Ende der Umweltverschmutzung durch Coffee to go Becher ein. Das soll zum einen durch den verstärkten Einsatz von Mehrwegbechern geschehen, der durch ein Pfandsystem bei den großen Kaffeeketten noch deutlich gesteigert werden könnte. Außerdem fordert der Verband eine Verbrauchssteuer von 20 Cent pro Einwegbecher, die so wie bei den Plastiktüten den Pro-Kopf-Verbrauch deutlich senken soll.  Die Steuer soll erstmal in Berlin eingeführt werden, denn nirgendwo sonst in Deutschland landen so viele Becher im Müll wie in der Hauptstadt. Immerhin sind die Berliner selbstkritisch und offen für Veränderungen: Laut einer Umfrage sind 75 Prozent der Befragten dafür, dass Einwegbecher in Zukunft etwas kosten sollen.

Allein in Deutschland landen mehr als 300.000 Coffee to go Becher pro Stunde im Müll

Im knapp dreihundert Kilometer entfernten Hamburg gibt es seit März 2016 ebenfalls eine Kampagne, die dem „to go“ eine ganz neue Bedeutung gibt. Unter dem Motto „Der Becher soll gehen“ werden in Hamburger Coffeeshops Kunden dazu aufgefordert, auf Mehrweg umzusteigen. Der Initiator, die Hamburger Verbraucherzentrale, liefert dafür hilfreiche Informationen und Tipps. Eine Umfrage in mehreren Cafés der Hansestadt zeigt beispielsweise, wie dort jeweils mit dem Thema umgegangen wird, ein ausführlicher Testbericht hilft bei der Wahl des richtigen Mehrwegbechers.  

Ganz beenden wird man die Umweltverschmutzung durch Coffee to go Becher zwar nicht – bei vielen Menschen kommen Bequemlichkeit und der eigene Vorteil lange vor der Verantwortung für Um- und Mitwelt – doch Kampagnen wie die der DUH und der Hamburger Verbraucherzentrale sowie das wachsende Problembewusstsein vieler Kaffeeliebhaber geben Anlass zur Hoffnung.

Regelrechte Müllberge

Dass die Pappbecher mit den Plastikdeckeln, aus denen wir unterwegs unseren Kaffee schlürfen, alles andere als umweltfreundlich sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Regelrecht schockierend sind die Zahlen, die das enorme Müllaufkommen beziffern, das die „Coffee to go“-Becher verursachen.

mehrwegbecher statt einwegbecher

Mehrwegbecher-System für Hamburg geplant

60 Millionen Kaffeebecher landen Jahr für Jahr im Müll – und das nicht etwa deutschland- oder gar weltweit, sondern allein in Hamburg! Die Umweltbehörde der Hansestadt will das nicht länger dulden. Aus der eigenen Kantine wurden die Einwegbecher bereits verbannt; so bald wie möglich soll in der ganzen Stadt ein flächendeckendes Mehrwegbecher-System eingeführt werden. Hamburg steht mit solchen Plänen nicht allein da: Auch in Niedersachsen denkt man über ein Pfandsystem nach, in Freiburg gibt es ein solches bereits seit einigen Monaten.

Und dann sind da noch die Initiativen einzelner Anbieter. So hat zum Beispiel der solidarische Kaffeehändler El Rojito Ende 2016 „Refill It!“ ins Leben gerufen, das erste Mehrweg-Pfandbechersystem in Hamburg. In den Lokalen, die mit dem Unternehmen zusammenarbeiten, können Kunden für 1,50 Euro einen nachhaltigen Mehrwegbecher kaufen und dann entweder immer wieder ihren Kaffee daraus trinken oder den Becher nach Benutzung zurückgeben und das Pfand ausgezahlt bekommen.

Bunte Mehrwegbecher in allen Tchibo-Filialen

Bunte Mehrwegbecher in allen Tchibo-Filialen

Den gleichen Weg geht auch Tchibo. Im Rahmen einer großen Kampagne verkauft das Unternehmen ab Mitte Juni bunte Mehr­weg­becher in seinen Filialen – ebenfalls zum Preis von 1,50 Euro. Um einen zusätzlichen Anreiz zur Benutzung der umweltfreundlichen Becher zu geben, gewährt Tchibo jedem Kunden, der seinen eigenen Becher zum Befüllen in die Kaffeebars mitbringt, 10 Cent Rabatt auf sein Kaffeegetränk. Wer gerne und regelmäßig Kaffee trinkt, kann da ordentlich sparen und leistet ganz nebenbei einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Umwelt.

Angesichts der fortschreitenden Verschmutzung der Weltmeere und der all­gegen­wärtigen Folgen des Klimawandels ist es höchste Zeit, entschlossen gegen die durch den Coffee to go-Konsum entstehenden Müllberge vorzugehen. Bei mehr als 300.000 Bechern, die in Deutschland pro Stunde (!) weggeworfen werden, sind sowohl Verbraucher als auch Anbieter gefragt, aktiv zu werden. Und nicht zuletzt steht auch die Politik in der Pflicht.

Auf die Plastiktüten folgen Einwegbecher

In Hamburg arbeiten alle drei „Parteien“ bereits Hand in Hand. Tchibo unterstützt die Bemühungen der Umweltbehörde für ein flächendeckendes Pfandsystem und beteiligt sich gemeinsam mit den Hamburger Grünen und weiteren Wettbewerbern an dessen Umsetzung. In den eigenen Filialen soll die Mehrweg-Kampagne deutschlandweit verbreitet und auch genutzt werden. Die umweltfreundlichen Maßnahmen des Unternehmens waren bereits in der Vergangenheit erfolgreich: Seit die Kunden in den Tchibo-Filialen für Plastiktüten bezahlen müssen, ist deren Verbrauch massiv, nämlich um fast 90 Prozent, zurückgegangen. Als nächstes geht es also den Einwegbechern an den Kragen.

Die Mehrweg-Kampagne ist eine von vielen Maßnahmen, die Tchibo im Rahmen seiner nachhaltigen Ausrichtung umsetzt. Das Unternehmen achtet auf sozial, ökologisch und ethisch nachhaltige Bedingungen bei der Herstellung der von ihm angebotenen Waren, setzt sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ein und unterstützt Upcycling- und Refashion-Kampagnen.

Weitere Informationen erhalten Sie unter www.tchibo.de

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Quellen: Deutsche Umwelthilfe e.V.; Verbraucherzentrale Hamburg e.V., Bild: Sascha Krautz/DUH; Grießbaum/DUH, Verbraucherzentrale Hamburg e.V., depositphotos/haker1904.gmail.com, Tchibo GmbH, Bilder: Tchibo GmbH, Text: Ronja Kieffer