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Nudie Jeans produzierte jüngst eine Linie aus alten Jeanshosen und Bio-Baumwolle. Foto: Nudie Jeans, naturally

Tauschen, teilen, Second-Sale: Der Konsum für die Zukunft

Neu kaufen und besitzen ist out. Tauschen, teilen und wiederverwerten der neue Trend. Zu dieser Erkenntnis gelangten Trendforscher des Deutschen Zukunftsinstituts in ihrem Trend-Report 2012. Dieser Trend, «Second-Sale-Kultur» genannt, bringt Altes wieder in den Verkehr, hat das Teilen seiner Güter mit anderen zur Grundlage oder endet in Alt-Gegen-Neu-Aktionen. eBay machte ihn salonfähig.

Insbesondere die Web-2.0-Generation um den Jahrgang 1980 nutzt die nachhaltige Art des Konsums, denkt zwei Mal über einen Neuerwerb nach oder verzichtet darauf. Tauschen, teilen oder Zurückgeben sind dagegen der neue Trend, nachhaltig zu konsumieren.

Alt gegen neu: Sensibilisiert für Endlichkeit der Rohstoffe

Alt-gegen-Neu-Aktionen im Einzelhandel sind bereits seit Jahren gang und gäbe. Alte Töpfe, Teller oder Bestecke werden beim Neukauf vielerorts angerechnet oder alte Handtücher werden beim Kauf zurückgenommen. Das wohl prominenteste Beispiel für die Alt-gegen-Neu-Aktion war die Abwrackprämie für alte Autos. «Was mit dem gebrauchten Produkt passiert, war bisher zweitrangig. Das wird sich in Zukunft aber radikal ändern» betont die Autorin der Trendstudie 2012 Janine Seitz gegenüber dem österreichischen Kurier. Denn Konsumenten wie Unternehmen werden immer sensibler, zählen beim Second-Sale nachhaltig auf Mehrwerte und setzen auf die Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe. Selbst alte Handtücher werden, so eine aktuelle Aktion des Premium-Handtuchherstellers Vossen in Österreich, beim Neukauf zurückgenommen und zu Dämmmaterialien in der Automobilbranche weiterverarbeitet.

Vivienne Westwood: «Kauft keine Kleider mehr!» und nutzt Second Sale

Schon vor drei Jahren forderte die avangardistische Designerin Vivienne Westwood Konsumenten auf, keine Kleider mehr zu kaufen. In einem Interview mit dem Kurier sagte die Design-Ikone Westwood «Ich möchte die Leute aufwecken, dass sie sich in den Geschäften bewusst umschauen. Dann sieht man erst, wie viel wahnsinnig billige Mode es gibt. Wenn ein Pullover 20 Euro kostet, wie lange kann der halten? Wenn einem etwas gefällt, will man doch lange Freude daran haben. Make it last! Denken Sie nachhaltig!» Was damals für viele als populistische Marketingstrategie klang, ist heute die Werbephilosophie der Second-Sale-Kultur, die den bewussten, nachhaltigen Konsum in die Mitte der Gesellschaft katapultierte. Und mehr und mehr Menschen leben danach.

Doch die Second-Sale-Kultur hat längst nichts mehr von eingestaubten Flohmarkt-Artikeln. Es ist vielmehr eine clevere Art von Konsum, bei der Altes wieder in den Kreislauf des Konsums gebracht wird. Wiederverwerten, neu interpretieren oder einfach mal was Neues, aber Gebrauchtes sich leisten und damit der Umwelt nachhaltig Gutes tun ist hier der Tenor eines Konsums, der nicht mehr eine «Je-neuer-desto-cooler»-Philosophie zum Hintergrund hat. Mehr und mehr kritische Menschen hinterfragen unseren Konsum und schätzen die Second-Sale-Kultur.

Second-Sale: Unternehmer entdecken Trend und tun Gutes

Auch der Outdoor-Ausrüster Patagonia kreierte kürzlich den Werbeslogan «Reduce, Repair, Reuse, Recycle». Das Unternehmen ist Vorreiter in Sachen Umweltschutz und der Überzeugung, dass «Firmen Lösungen für die Umweltkrise finden können.» Im Falle von Patagonia bedeutet das, «dass alles, was wir herstellen und wie wir es herstellen, möglichst umweltschonend geschehen muss.» Zudem werden die Konsumenten aktiv zum Kauf von weniger, dafür hochwertigen Konsumgütern aufgefordert. Zudem hat der engagierte Ausrüster die «Common Threads Initiative» gegründet, die es zum Ziel hat, Umweltschutzmaßnahmen zu forcieren.

Auch IKEA ist beim Second-Sale dabei. Derzeit nur in Schweden, werden online alte IKEA-Möbel günstig zum Verkauf angeboten und auf Swap-Parties in IKEA-Filialen können alte Möbel unter den Kunden getauscht werden. Swap Parties, genauer «Swap in the City» in Anlehnung an die erfolgreiche Serie «Sex and the City», sind laut Trendforscherin Seitz nicht nur nachhaltig, sondern auch unternehmerisch clever: «Beim Swapping am PoS stehen der Spaß und der kommunikative Austausch im Vordergrund.» Und nicht zuletzt die Erkenntnis, dass, derjenige, der tauscht, nicht zwangsläufig das Konsumieren vergisst. Das soeben getauschte Sofa könnte einen neuen Überzug oder einen Beistelltisch benötigen - und das gibt es bei Ikea gleich vor Ort.

Der spanische Moderiese Mango ist beim nachhaltigen Konsum ebenfalls mit von der Partie und nimmt in seinem Heimatland Altkleider zurück, die wieder in den Produktkreislauf eingeführt werden. Gleiches geschieht bei der schwedischen Marke Nudie Jeans, die aktuell eine limitierte Linie aus recycelten Jeans und Bio-Baumwolle für eine US-amerikanische Modekette produzierten.


Teilen: Kostenlose Form des Second-Sale

Nicht nur der Wiederverkauf oder der Tausch ist angesagter denn je. So verleihen Privatleute auf Nachbarschaftsauto.de https://www.nachbarschaftsauto.de/ ihr Auto an Nachbarn, wenn sie es selbst nicht brauchen. Andere schauen bei Frents.com http://www.frents.com/index.html nach, wenn Sie sich von einem Nachbar einen Rasenmäher gegen einen kleinen Obolus oder die sechste Staffel von Gilmore Girls ausleihen wollen.

Second-Sale, tauschen oder teilen – eine Kultur, die den nachhaltigen Konsum fördert, ohne auf etwas verzichten zu müssen. Ein Trend, der ganz groß raus kommt.

Nachhaltig konsumieren: Second-Sale-Kultur für alle

Die Tauschbörse.de ermöglicht kostenloses tauschen in 600 Kategorien. Vom Auto über Handys oder LCD-Fernseher bis zu Kleidung oder Zubehör aller Art reicht das Angebot unter http://www.dietauschboerse.de/

Klamottentausch ist eine ursprünglich 2009 in Freiburg entstandene Initiative, die in einem Blog die in Mode gekommenen Kleidertauchbörsen im ganzen deutschsprachigen Raum veröffentlicht. Meist ist nur ein kleiner Unkostenbeitrag zu leisten und tragbare Kleider sind zum Tausch mitzubringen. Mehr Informationen auf Klamottentausch. http://www.klamottentausch.net/

Klamottentausch selbst gemacht: Einfach 8 – 10 Freunde einladen, Spaß haben und alte Kleider tauschen!

Wie trendy Recycling-Möbel – eine andere Form des Second-Sale - nicht nur im Vintage-Look sind, lesen Sie in dem Artikel Recycling-Möbel: Nachhaltiger und schicker Wohntrend.

Weitere Informationen zur Trendstudie 2012 und der Second-Sale-Kultur finden Sie beim Deutschen Zukunftsinstitut. www.zukunftsinstitut.de/trendreport2012

 
 

Kurier.at, Wienerzeitung.at, Patagonia.com, Zukunftsinstitut.de

Text: Jürgen Rösemeier