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Sie machen Gewinne mit Wasser, das als lebensnotwendiges Grundrecht gilt ? ein Horrorszenario, das aus Hollywood stammen könnte.
Wasserwirtschaft

Krieg um das blaue Gold: Die Rolle der EU

Das Wasser wird knapp und seine Qualität ist weltweit gefährdet. Das riesige Potential des Wassermarktes lockt Unternehmen an, die an der weiteren Verknappung der Vorkommen verdienen wollen. Sie machen Gewinne mit dem Stoff, der als lebensnotwendiges Grundrecht gilt – ein Horrorszenario, das aus Hollywood stammen könnte.

Wasser ist die wertvollste Nahrungsressource des Menschen und durch nichts in der Welt zu ersetzen. Jeder sollte ein Recht auf sauberes und sicheres Trinkwasser haben. Doch laut Großkonzernen wie Nestlé ist Wasser kein öffentliches Recht. Diese Konzerne möchten die Kontrolle über das Wasser erreichen und kaufen für viel Geld Lizenzen, um Wasseradern und Quellen auf der ganzen Welt zu erwerben. Mit dem erworbenen Wasser versorgen sie entweder Städte zu überteuerten Preisen oder sie füllen es in Flaschen ab und verkaufen diese ebenfalls für viel Geld. Die EU unterstützt diese Konzerne. Doch die Menschen, die um ihr Wasser beraubt werden, sind bereit, dafür zu kämpfen.

Die EU gibt der Industrie den Vorrang

Im Jahr 2000 setzte sich die EU mit der sogenannten Lissabon-Strategie das Ziel, innerhalb von zehn Jahren zum „wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu werden. Die europäische Verfassung bietet die Grundlage dazu, indem sie vor allem wirtschaftliche Interessen vertritt. Dazu gehört auch die Privatisierung der „Dienstleistungen von allgemeinem Interesse“, wozu die Wasserversorgung gezählt werden kann.

Neben den Vorreitern Frankreich und Großbritannien spielt auch Deutschland eine zentrale Rolle in der Wasserprivatisierung. Das deutsche BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sowie das BMWA (Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit) erleichtern unter dem Deckmantel der Entwicklungsarbeit deutschen Konzernen den Einstieg in die Wasserversorgung der Dritten Welt. Dazu bietet das BMZ den Konzernen Hilfe in Form von Krediten, Versicherungserleichterungen, Auslandsbüros als Stützpunkte, sowie Gewinnabsicherungen und Tipps, wie man das Vertrauen der Entscheider im Ausland gewinnen kann.

Organisationen wie die KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), GTZ (Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit), DEG (Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH) sowie die Europäische Zentralbank und andere leisten ihnen dabei Hilfe.

Damit die EU für ihre wirtschaftlichen Expansionen Akzeptanz in der Bevölkerung findet, bindet sie beispielsweise NGOs (Nicht-Regierungs-Organisationen) mit ein oder lässt Studien wie die „Multi Stakeholder Review“ anfertigen, um zu klären, ob und wo das Wasser privatisiert werden soll. So wurde beispielsweise die britische Hilfsorganisation „Water Aid“ mitunter durch die deutsche GTZ und durch eine Zusammenarbeit der Wasser- und Energiekonzerne RWE und Thames Water finanziert. Der Slogan „Water is a human right“ wurde mit dem Millenniumsziel 2015 verknüpft, bei dem die Anzahl der Menschen halbiert werden soll, die keinen Zugang zu Trinkwasser haben (UN Umweltkonferenz 2000).

Millenniumsziel nicht erreicht

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) erklärte 2012 bereits, dass das Millenniumsziel erreicht sei, doch die „Bulletin of the World Health Organisation“ widerlegte dies. Das liegt daran, dass es keine weltweiten Daten zur Sauberkeit von Trinkwasser gibt. Daher definierte die WHO das Gesundheitsziel in ein Technikziel um. Es sollte nun die Zahl der Menschen halbiert werden, die keinen Zugang zu einer verbesserten Wasserversorgung haben. In manchen Orten wurde dann das gleiche schmutzige Wasser, das schon vorher zur Verfügung stand, durch neue Leitungen gepumpt. Gut für die Statistik, jedoch nicht für die Menschen, die immer noch kein sauberes Trinkwasser haben.

Man geht davon aus, dass zudem etwa 50.000 Bohrlöcher, Quellen und Pumpen in Afrika verfallen. Hinzu kommt, dass der Grundwasserspiegel durch die tiefen Bohrlöcher immer weiter absinkt. Dadurch bricht die Landwirtschaft drum herum zusammen, weil die kleinen Wasserstellen und Brunnen versiegen. Ehemals fruchtbares Land verödet (Desertifikation).

Seit 2012 gibt es immer mehr Hinweise, dass viele der zur Trinkwasserversorgung installierten Anlagen nicht sicher sind.

Negative Auswirkungen

Auch in europäischen Städten, in denen die Wasserversorgung privatisiert wurde, gibt es für die Bevölkerung überwiegend negative Auswirkungen. Erfahrungen zeigen einen enormen Anstieg der Wasserpreise, eine Vernachlässigung der Pflege der Wasserrohre und ein Sinken der Wasserqualität. Durch die Vernachlässigung der Wasserrohre gab es in Großbritannien sogar Wasserverluste von bis zu 50 %. Dadurch erhöhte sich der Wasserverbrauch drastisch, und das, obwohl Wasser so wertvoll ist. Doch der Wasserverlust ist für Konzerne immer noch günstiger als die Reparatur des Wassernetzes. Letztendlich musste die Öffentlichkeit für die Sanierung in Großbritannien aufkommen.

Eine Übersicht der größten Wasserkonzerne:

   
 Frankreich: Suez Lyonnaise, Véolia, Danone, SAUR
Deutschland: RWE/ Thames Water/ American Water Works, Berlinwasser, Aqua Mundo, Gelsenwasser
Großbritannien: Severn Trend, United Utilities, Biwater, Thames Water
Schweiz: Nestlé                 
USA: Coca Cola, Bechtel   

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Bilder: depositphotos/ nuvolanevicata, Text: Meike Riebe