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Recycling Möbel Lampe
Recycling Möbel neu definiert

Recycling Möbel aus Köln, Design-Label oxnblt

Smarte Strategien gegen den Wegwerfwahn – mit ihrem Label oxnblt. unterstreicht die Kölner Bühnenplastikerin Stefanie Treiber die Relevanz der Re- und Upcycling-Szene nicht nur inhaltlich sondern auch stilistisch. Was ihre Entwürfe ausmacht erzählt sie im Interview.

Recycling Möbel

Stefanie Treiber, Gründerin von oxnblt.

Hallo Stefanie. Kurze Vorstellungsrunde – wer bist du, was machst du?

Gerne. Mein Name ist Stefanie Treiber. Ich bin 33 Jahre alt, staatliche geprüfte Bühnenplastikerin und seit meinem 25. Lebensjahr im Bereich Bühnenplastik, Dekoration und Ausstattung selbstständig.

Wann hast du oxnblt. gegründet und was ist die Idee hinter dem Label?

Die Idee entstand 2012 im Rahmen eines längeren Dekorationsjobs bei dem es immer wieder Leerlaufphasen und somit viel Zeit zum Nachdenken gab. Mir war die Verschwendung von Rohstoffen, speziell im Bereich Messebau schon immer ein Dorn im Auge und so kam ich schließlich auf die Idee die Materialien vor dem Container zu retten und mir ganz nebenbei auch noch ein zweites Standbein aufzubauen. Etwa zur gleichen Zeit baute ich einen Spültisch aus alten Holzdielen für die Küche eines Kunden. Die Dielen waren noch original erhalten und mit Ochsenblutfarbe imprägniert. Die Wandfarbe der Küche war ein leuchtendes Blau, welches ich dekorativ in den Dielen des Spültischs wiederverwendete. So entstand die erste Kombination aus dezentem Ochsenblut und modernen, knalligen Trendfarben. Die Idee war damit geboren. Es folgten dann weitere Arbeiten bei denen ich das klassische Ochsenblut mit verschiedenen anderen Farbtönen kombinierte. Dabei verwendete ich vor allem Wegwerfprodukte und ausrangierte Objekte, zum Beispiel alte, völlig verbeulte Werkstattwagen oder schrammelige Fabriklampen. Um den Ursprungscharakter und die Qualität zu erhalten arbeite ich mit Maltechniken, die das Objekt alt erscheinen lassen aber den heutigen Trend in Farbe und Form widerspiegeln. Der warme, beruhigende Oxidrotton des Ochsenbluts eignet sich zudem hervorragend, um die farbenfrohen Unikatefür zuhause nicht zu poppig erscheinen zu lassen. Das Feedback ist immer wieder ähnlich. Die Kunden freuen sich, altbekannte qualitativ hochwertige Objekte aus früheren Zeiten zu sehen, die eine zweite Chance in der heutigen Zeit bekommen und in neuem Look erstrahlen. Die Idee, alte Sachen neu auf alt zu machen ist das was ich gelernt habe und es macht riesigen Spaß, nicht mehr für die Mülltonne, sondern für einen schönen Wohn-und Lebensraum zu produzieren!

Dein Programm ist dabei ja ziemlich vielfältig. Von Lampen, Möbeln und Klodeckeln bis hin zu Flachmännern, Skateboards und BMX-Bikes ist alles dabei...

Die Basis sind auf jeden Fall unsere Lampen an denen wir ständig neue Ideen ausprobieren wie zum Beispiel die Goldedition die wir gerade in die Läden bringen. Die Herausforderung bestand anfangs darin, den Look auf allem auszuprobieren, was uns zu trist erschien – daher die große Produktspannweite. Von den ‚neuen’ Produkten sind aber mittlerweile nur noch die übrig, bei denen wir auf B-Ware zurückgreifen können. Flachmänner oder WC-Sitze etwa mit Produktionsfehlern wie Kratzern, Dellen oder ähnlichem. Ich finde es auch immer wieder amüsant einen Klodeckel im Vintagelook zu gestalten. Da ein kreativer Kopf immer rattert, probieren wir uns auf vielen Feldern aus und machen auch Auftragsarbeiten. Dabei entstehen dann auch mal geoxxte BMX-Räder, Motorräder oder auch ganze Küchenelemente, wie unsere Werkbänke

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Wie kommst du an deine Rohstoffe?

Durch Sammeln und Suchen. Viele Kunden bringen aber auch Objekte zur Gestaltung vorbei. Generell halte ich aber einfach immer meine Augen auf. Bei unserem "Strap-on"-Projekt , einem Plastikbecherhalter für Konzerte und Festivals werden wir von CosmosBikes unterstützt, die uns ihre Fahrradschläuche zur Verfügung stellen..

Wie bist du zum Thema Re- bzw. Upcycling gekommen? Gab es da für dich eine Initialzündung?

Meine Gründe sind eindeutig moralischer Natur. Wer im Dekorationsbereich auf Messen, beim Film oder ähnlichem arbeitet traut oft seinen Augen nicht, was hinterher angeblich alles weggeworfen werden muss weil Transportwege zu lang und zu teuer sind oder keine

Lagermöglichkeiten bestehen. Mit oxnblt. kann ich zumindest teilweise dazu beitragen, Rohstoffe weiter zu verarbeiten und Objekte zu erhalten. Die authentische Stilistik ist natürlich auch sehr wichtig für mich, denn meiner Meinung nach, kann man Dinge nur gut machen und damit Erfolg haben wenn man zu 100% dahinter steht und die Idee und das Konzept verinnerlicht. Die Kunden spüren das und wissen es auch zu schätzen. Bei uns spielt auch Transparenz eine wichtige Rolle, wie die Herkunft, der Zustand und die Arbeitszeit die im Objekt steckt. Sprich, bekommen wir einen Rohling günstig, dann wird sich das 1zu1 im Endpreis widerspiegeln. Das hat für mich etwas mit Respekt der Gesellschaft gegenüber zu tun.

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Inwiefern zieht sich das Ideal der Nachhaltigkeit auch durch deinen Alltag?

Ich glaub so ziemlich überall. Ich suche immer nach Möglichkeiten Dingen ein zweites Leben zu geben. Ich bin Schwäbin, von daher liegt das bei mir wahrscheinlich in den Genen - nein im Ernst, ich bin ökologisch bewusst aufgewachsen und das prägt natürlich. Umweltschutz, das Gleichgewicht der Erde, das sind hohe Ziele und ein hohes Gut, das es zu bewahren

Gilt und wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann – umso besser.

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Wie geht es mit oxnblt. weiter? Welche Pläne hast du?

Das Nahziel ist es, den Laden weiter voran zu bringen und dabei mit neuen Kollektionen wie der Goldedition zu überzeugen. Man wird oxnblt. auch auf vielen Märkten in und um Köln herum zu sehen bekommen. Fernziel: die Küchenwerkbänke im Einsatz sehen zu können, ob privat oder z.B. im Gastronomiegewerbe. Das fände ich für oxnblt. sehr schön, da damit auch ein Stück der Kernkompetenz, Stichwort Oberflächenimitationen, zur Geltung kommt und ich mich gestalterisch austoben kann. Parallel zu oxnblt. habe ich mich mit anderen fleißigen Frauen aus dem Einrichtungsbereich zusammengeschlossen, um ein Ausstattungs-Gesamtpaket anbieten zu können. Neben dem Nachhaltigen ist uns dabei auch der Co-Working Gedanke wichtig. Hier lassen sich viele Ressourcen bündeln und Energien wie Kosten sparen. Das ist aber noch Zukunftsmusik. Immerhin gilt: Mit Upcycling zum Wohnaccesoir, warum Schrott kein Schrott ist.

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Quelle: www.oxnblt.de, Interview: Andreas Grüter