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BOS setzt sich für den Schutz von Orang Utans und der Regenwälder ein.

© BOS Deutschland e.V.

Tötet Palmöl Orang-Utans?

Nachhaltiger Konsum contra Gier: Tötet Palmöl Orang-Utans?

Die Inseln von Indonesien sind Heimat unserer nächsten Verwandten, den intelligenten Orang-Utans. Doch ihr Überleben ist in Gefahr. Hauptgrund: Profitgier der Palmöl-Industrie. Von Deutschland aus setzt sich BOS-Deutschland nachhaltig und engagiert für das Überleben der Orang-Utans ein. Das Problem: Viele Produkte enthalten Palmöl.

Indonesien besteht aus mehreren Inseln und ist die Heimat der bedrohten Orang-Utans. Nur noch auf den Inseln Sumatra und Borneo sind die Primaten heute zu finden. Fossilienfunde belegen, dass Orang-Utans einst ein viel größeres Verbreitungsgebiet hatten, sogar in Vietnam und Südchina vor einigen tausend Jahren lebten. Und ihr noch vorhandener Bestand nimmt dramatisch ab. Grund dafür sind hauptsächlich Brandrodungen oder Abholzung der Regenwälder. Plus: Wilderei - Orang Utan wird wie bei uns der Hirschbraten verspeist - und absichtlicher Abschuss.

«Clearing»: Ein harmloser Begriff für maßlose Zerstörung und skrupellose Ausrottung

Die Palmöl-Industrie nennt es «Clearing», was so viel heißt wie «Abholzen», aber auch «Rodung» oder «Kahlhieb». Letzteres macht es deutlicher, was geschieht. Intakte Ökosysteme, sprich Regenwälder, werden zum Profit weniger nicht nur im indonesischen Borneo komplett zerstört. Das Holz wird verkauft, um Palmöl-Plantagen gewinnbringend zu etablieren. Mehr noch, wie eine BBC-Reportage kürzlich dokumentierte, sind die Orang-Utans auf den Palmöl-Plantagen zum Abschuss freigegeben. Denn die Palmöl-Industrie nennt die nächsten Verwandten des Menschen schlicht «Ungeziefer». So wurden alleine 2010 1.800 Tiere auf der Suche nach Nahrung auf den Palmöl-Plantagen abgeschossen. Es soll sogar explizit Prämien für das Morden der Orang Utans geben.

Wie die Arbeit des BOS Deutschland e.V., der Borneo Orang-Utan Survival aussieht, wie der Verein nachhaltig Regenwald und Orang Utans schützt, lesen Sie in einem Interview mit dem BOS Deutschland e.V. Verantwortlichen, Geschäftsführer Martin Bartsch.

Wer ist der BOS Deutschland e.V. und die übergeordnete BOS-Foundation?

BOS Deutschland e.V. ist ein 2001 gegründeter unabhängiger deutscher Verein mit anerkannter Gemeinnützigkeit. Die BOS Foundation dagegen ist eine indonesische Stiftung nach indonesischem Recht. Das heißt, sie ist weder BOS Deutschland e.V. noch den BOS-Organisationen in anderen Ländern übergeordnet.

BOS Deutschland e.V. wirbt Spenden ein und unterstützt mit seinen Mitteln die Projekte der BOS Foundation durch direkte finanzielle Zuwendungen sowie Projektevaluation. Darüber hinaus betreibt der Verein Öffentlichkeitsarbeit und politisches Lobbying, um auf die komplexe Problematik der Regenwaldzerstörung aufmerksam zu machen. Mehr zu den Zielen direkt unter BOS Deutschland.

Orang Utans werden gezielt gejagt und ihr lebensraum Regenwald zerstört.

Abholzung der tropischen Regenwälder muss gestoppt werden. Das schadet jedem. Doch die Politiker können sich nicht einigen. Foto: © BOS Deutschland e.V.

Wie viele Orang-Utans gibt es überhaupt noch?

Für die Orang-Utans auf Sumatra schätzt man noch ca. 4000 - 7000 wildlebende Individuen, für die andere Orang-Utan-Spezies auf Borneo geht man von 25.000 bis 50.000 Tieren aus. Noch zu Beginn der Neunzigerjahre betrug die Bestandszahl auf Borneo etwa 150.000 Tiere.

Wie viel Regenwald verschwand durch Raubbau und Palmöl-Plantagen?

Auf Borneo mag grob die Hälfte des bis vor 10 Jahren noch bestehenden intakten Regenwaldes zerstört worden sein. Eine anschauliche Grafik dazu finden Sie z.B. hier.

Können Sie uns den Zusammenhang von Regenwald-Zerstörung und Palmöl-Produktion erklären?

Es gibt zumindest in Indonesien einen engen Zusammenhang zwischen Palmöl und Raubbau an Tropenholz: Beim «Clearing» eines intakten Waldgebietes zugunsten einer Palmöl-Plantage (in der Größenordnung von hunderten oder gar tausenden Quadratkilometern) werden geeignete Hölzer eingeschlagen und verwertet. Auf diese Weise wird Extraprofit erzeugt oder die Anlage der Palmöl-Plantage vorfinanziert. Oft geschieht dies illegal.

Umweltschützer fordern daher, sich bei der Anlage neuer Plantagen wenigstens auf bereits degradierte (d.h. in ihrer natürlichen Vegetation stark beeinträchtigte) Gebiete zu beschränken. Dies würde die Palmöl-Produktion zwar auch nicht wirklich nachhaltig machen, verringerte aber den Anreiz des Zusatzprofits aus Holzraubbau. Die Umsetzung dieser Forderung scheiterte bisher vor allem an der in Indonesien vorherrschenden Korruption.

Wer verdient Ihrer Meinung nach am meisten an der Palmöl-Produktion?

Wer unterm Strich am meisten verdient, ist schwer zu sagen. Ein wichtiger (wenn nicht sogar der wichtigste) Hintergrund des Palmöl-Booms der letzten 20 Jahre besteht in der Suche nach Rendite für spekulatives Finanzkapital. Die Ölpalme bot sich dafür durch ihre sehr hohe Produktivität und die vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten ihrer Fette an. Einzelheiten der Palmöl-Produktion und Palmöl-Verwendung erfahren Sie auch unter BOS Deutschland.


Die nachhaltigen Erfolge im Orang-Utan- und Regenwald-Schutz

Auffang- und Rehabilitationsstationen für Orang Utans

Die BOS Foundation betreibt in Kalimantan (dem indonesischen Teil Borneos) zwei Auffang- und Rehabilitationsstationen für verwaiste oder aus illegaler Gefangenschaft befreiter junge Orang-Utans, mit dem Ziel, so viele der Tiere wie möglich wieder auszuwildern. Dies ist allein schon ein Beitrag zur Arterhaltung, da es bei der geringen Anzahl noch wildlebender Orang-Utans und der von Natur aus sehr geringen Fortpflanzungsrate dieser Tiere buchstäblich auf jedes Individuum ankommt.

Zur Zeit betreut die BOS Foundation etwa 850 Orang-Utans. Die Kleinen werden in kleinen Waldarealen auf die spätere Auswilderung vorbereitet. Wenn sie eigentlich soweit sind, müssen sie jedoch wieder zurück in die Käfige. BOS verfügt einfach noch über zu wenig geeignete Auswilderungsgebiete!

860 Quadratkilometer Wald als Lebensraum gepachtet

BOS Deutschland setzt sich auch für den Erhalt von Regenwälder ein.

Nicht nur für das Klima und den Menschen ist die Abholzung der Regenwälder eine Bedrohung. Auch für Tiere wie diesen süßen Orang-Utan. Foto: © BOS Deutschland e.V.

Nach langen und komplizierten Vorbereitungen ist es der BOS Foundation gelungen, ein immerhin ca. 860 Quadratkilometer Waldgebiet von der Regierung für mindestens 60 Jahre zu pachten. Hier werden im Februar 2012 die ersten Tiere ausgewildert. Weitere Waldgebiete sollen folgen. Dadurch leistet BOS Deutschland e.V. umfassenden Naturschutz, denn nur ein artenreicher, naturnaher Wald ist als Lebensraum für Orang-Utans geeignet. Die Kosten sind allerdings enorm, so dass in absehbarer Zukunft auch der Schwerpunkt des Fundraisings auf der Auswilderung und den damit verbundenen komplexen Herausforderungen liegen wird.

Wichtiger Beitrag zum Arten- und Klimaschutz

Weiter ist die BOS Foundation zusammen mit anderen Akteuren im Mawas-Gebiet, einem insgesamt über 3000 Quadratkilometer großen Areal in Zentralkalimantan aktiv. Die Wälder dort zeichnen sich durch mehrere Meter mächtige Torfböden aus, was sie zu ganz besonderen Speicherstätten von Kohlenstoff macht - und damit ungeheure Mengen des klimarelevanten Gases Kohlendioxid binden. BOS Deutschland e.V. prüft hier den Einsatz privater und öffentlicher Gelder für den Klimaschutz. Nicht zuletzt aber lebt in dem Gebiet mit ca. 3000 Orang-Utans auch eine der letzten größeren wildlebenden Orang-Utan-Populationen.

Renaturierung durch Aufforstung

Schließlich unterhält die BOS Foundation in Samboja Lestari, Ostkalimantan seit 2001 ein etwa 18 Quadratkilometer großes Aufforstungsgebiet, das unter anderem auch Standort eines der beiden Reha-Stationen für Orang-Utans ist. Durch die Aufforstungen haben sich nicht nur zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wieder angesiedelt, auch der Wasserhaushalt der Region konnte stabilisiert werden.

BOS als wichtiger Arbeitgeber

In allen Bereichen bemüht sich die BOS Foundation um intensive Aufklärungsarbeit und um Kommunikation mit der ansässigen Bevölkerung. Zudem ist sie durch die Fülle der Aufgaben auch zu einem bedeutenden Arbeitgeber der strukturschwachen Regionen geworden.

Was kann der Einzelne konkret gegen die Regenwald-Zerstörung und Ausrottung der Orang-Utans tun, Stichwort Palmöl?

Palmöl wird leider meist nur vage als «pflanzliches Fett» deklariert, in vielen Nahrungs- und Genussmitteln sowie Kosmetika verarbeitet. Als erstes müsste man somit eine Deklarationspflicht für die jeweilige Art des pflanzlichen Fettes einführen, damit der Verbraucher zumindest informiert wird. Der Einzelne kann hier durch Produktanfragen bei den Produzenten und durch Petitionen und Anregungen bei einschlägigen Politikern mit zu einem gewissen öffentlichem Druck beitragen. Hier gibt es zum Beispiel eine Palmöl bezogene Firmenliste: Weiße Liste Palmöl.

Wie sieht es mit dem Papierverbrauch und Tropenholz aus?

Der Papierverbrauch sollte sich so weit wie irgend möglich auf Recycling-Papier beschränken. Auch ist öffentlicher Druck notwendig, denn etwa 95% aller Papieranwendungen sind heute grundsätzlich auch mit recyceltem Papier ohne Qualitätseinbußen möglich.

Auf Tropenholz sollten bewusste Verbraucher ganz verzichten.

Welche Angebote zur Unterstützung von Tier- und Artenschutz bieten Sie direkt an?

Der BOS Deutschland e.V. bietet zahlreiche Angebote, um es jedem zu ermöglichen, auch bei kleinem Budget, zum Arterhalt der Orang Utans und gleichzeitig zum Klimaschutz beizutragen. Bei BOS Deutschland e.V. kann jeder direkt spenden, ein Fördermitglied (ab 25 Euro jährlich) zu werden oder eine Patenschaft für 120 Euro jährlich übernehmen (Fotos und regelmäßige Berichte inklusive). Des Weiteren bieten wir umweltfreundlich hergestellte Produkte in unserem Onlineshop an – vom Büromaterial bis zum Stoff-Orang-Utan – und ab 3 Euro pro Quadratmeter können Sie bei BOS Regenwald kaufen und vor der Rodung durch die Palmöl-Industrie schützen. Weitere Informationen zum BOS und die jeweiligen Links finden Sie in der Nachhaltigleben.de-Rubrik «Engagement».

Wie wichtig es auch Promis sein kann, dass der Regenwald geschützt wird, zeigt das Engagement der schrillen Modedesignerin Vivienne Westwood. Mehr zum Thema Finanzspekulation mit Nahrungsmitteln - Grund für die Nahrungsmittelknappheit in Afrika - unter: Biosprit-Förderung bedroht Recht auf Nahrung.

Interview: Jürgen Rösemeier