Bleivergiftung_Seeadler

© Thomas Neumann/ WWF

Vogel-Sterben

Die Blei-Jagd nimmt ein Ende

Die Jagd ist in Deutschland ein geregeltes Unterfangen, das Gesetzen unterliegt und dem Naturschutz nur noch selten im Wege steht. Allerdings die bei der Jagd verwendete Munition aber schon – wenn sie bleihaltig ist.

Auch wenn die Jagd auf Seeadler glücklicherweise verboten ist, so fallen sie doch jedes Jahr in großen Zahlen der Jagd zum Opfer. Fast ein Drittel aller in Deutschland untersuchten Seeadler starben an Bleivergiftung, im Müritz Nationalpark verendeten mehr als zwei Drittel der Vögel daran.

Das Blei stammt aus der Munition von Jägern. Die Adler wurden damit nicht verwundet wurden, sondern der Tod kam für sie durch die Nahrung. Denn sie fressen vor allem die von Jägern an Ort und Stelle ausgeweideten Organe oder aber auch angeschossenes, verendetes Wild– und nehmen dadurch Blei aus Geschossrückständen auf. Das Schwermetall kommt über eine besonders aggressive Magensäure in die Blutbahn der Vögel und vergiftet sie. Wie auch beim Menschen führen diese Vergiftungen zu Schädigungen des Nervensystems oder der Nieren.

Höchste Zeit für das Verbot

Bleihaltige Munition aus der Jagd hat gravierende Folgen für die Tierwelt und ist auch für den Menschen nicht unbedenklich. In Amerika konnte man bei Grizzlies im Yellowstone Nationalpark schon erhöhte Bleiwerte feststellen – bezeichnenderweise aber nur während der Jagdsaison. Auch bei Krähen, Kleinsäugern und Amphibien konnten schon erhöhte Bleiwerte festgestellt werden. Neuere Studien aus den USA belegen, dass 93 Prozent aller untersuchten erlegten Hirsche Bleikontaminierung aufweisen – wer sich also regelmäßig einen Wildbraten schmecken lässt, erhöht unter Umständen seine Schwermetallbelastung. „Da es negative Folgen für Tiere hat und eine Gefährdung für Menschen bei häufigen Verzehr von mit Bleimunition geschossenen Wildfleisch nicht ausgeschlossen werden kann, befürworten wir ein Verbot für bleihaltige Munition“, sagt WWF-Experte Janosch Arnold. „Jetzt ist auch der politische Wille da für ein Komplettverbot – es wird schon bald kommen.“

Das Problem besteht darin, dass die bleihaltige Munition bei Jägern wegen der sicheren und schnellen Trefferwirkung immer noch hochgeschätzt wird. Aber genau diese schnelle Trefferwirkung ist das Problem: Um schnell und sicher im Wildkörper zu wirken, deformieren und/oder zerlegen sich Bleigeschosse beim Aufprall in sehr viele Partikel – und das Blei findet sich somit im Körper des Tier verteilt. 

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Die Jagd muss künftig auch ohne Blei-Munition auskommen © Ingram Publishing/ Thinkstock

Die Jägerschaft hielt lange an seinem Hauptargument, dass es nicht genügend geeignete bleifreie Munition gäbe. Doch Fakt ist, dass ein Umschwenken der Munitionsindustrie von der Nachfrage und damit vom Markt abhängig ist.

Bleischrot ist schon heute in vielen Ländern verboten. Vorreiter waren hier die USA. In den 70er Jahren begann die Umstellung, seit 1991 ist Bleischrot bei der Jagd auf Wasserwild verboten. Man hatte festgestellt, dass vor allem Enten massenhaft hohe Bleiwerte in sich hatten: Sie nahmen beim Gründeln die am Gewässer liegenden Bleikügelchen der Schrotmunition auf. Auch bei Flamingos und Schwänen wurden Bleivergiftungen durch Munitionsreste nachgewiesen. Beim kalifornischen Kondor ist die Bleivergiftung Todesursache Nummer Eins.

Vielfältige negative Auswirkungen – es wird höchste Zeit für den Umstieg.

Quelle: WWF