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Rohstoff-Recycling

Urban Mining: Ruhrgebiet das Bergwerk der Zukunft

Der Verbrauch mineralischer Rohstoffe ist weltweit wegen des enormen Wachstums der Schwellenländer und der Entwicklung neuer Zukunftstechnologien stark gestiegen. Bereits heute kommt es bei der Versorgung mit Mineralien und Metallen zu Engpässen. Die Lösung: Urban Mining, vor allem für Regionen wie das Ruhrgebiet.

Der Bergbau und Stahl sind prägend für die Region an der Ruhr © Thinkstock

Die globale Nachfrage nach Spezial-Metallen und seltenen Erden wird sich nach Expertenschätzungen bis 2030 verdreifachen. Mittlerweile sind zunehmend Rohstoffe in höherem Maße in Städten verbaut oder von den Betrieben und Bürgern in Nutzung als sie noch weltweit in den Rohstoffvorkommen der Erden zu finden sind. Urban Mining zielt auf die Nutzung und zukunftsgerichtete Gestaltung dieser Rohstoffvorkommen. So haben Wissenschaftler im Auftrag des Naturschutzbundes Deutschland errechnet, dass das Recycling unterschiedlicher Abfälle seit 1990 über 46 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart hat.

Jede Stadt in einem industrialisierten Land ist eine riesige Rohstoffmine. So auch das Ruhrgebiet. Diese Region wird im Wesentlichen von mehreren zusammengewachsenen Großstädten gebildet. Sie hat rund fünf Millionen Einwohner und einer Fläche von 4.435 Quadratkilometern. Würde man sie als eine einzige Stadt betrachten, die Ruhrstadt, wäre sie die größte Stadt Deutschlands und die fünftgrößte in Europa. 

Bergbau und Stahl prägten die Region 

Wenn man Menschen außerhalb des Ruhrgebietes fragt, was sie mit dem Ruhrgebiet assoziieren, sind es oft die Industrien wie Bergbau und Stahlproduktion und die damit verbundene schlechte Luft. Die gute Nachricht dabei ist, das Ruhrgebiet hat sich zu einem auch landschaftlich schönen Gebiet entwickelt, in dem die Umwelt sich weitgehend regenerieren konnte. Die schlechte Nachricht ist, dass viele Industrien und Unternehmen nicht mehr existieren. Die Wirtschaftszyklen sind längst vorbei, in denen Brauereien, Bergwerke und Stahlunternehmen Arbeitsplätze in großer Zahl bereitstellen konnten. Der Weg zur IT- und Medienregion war zwar erfolgreich, konnte aber alleine nicht den notwendigen Strukturwandel realisieren. 

Urban Mining - der neue Bergbau im Ruhrgebiet 

"Ich habe eine Vision", so der Geschäftsführer des Dortmunder MID, der selbst viele Jahre im Management von Unternehmen der Rohstoff- und Umweltwirtschaft tätig war. "Die Vision ist, dass was den Spirit des Silicon Valley vor dreißig Jahren ausmachte in das Ruhrgebiet zu holen". Man spürt diese Begeisterung des Informatikers, der diese Zeit selbst mitgestaltete und Software entwickelte. Das ist lange her. Was geblieben ist, ist die Begeisterung für die Gestaltung des Wandels. Das Ruhrgebiet als Urban Mining Valley? Der Begriff Urban Mining beinhaltet Methoden, die in der Stadt befindlichen Rohstoffe zu identifizieren, zu gewinnen und in den Kreislauf wieder zurückzuführen. Das gilt für die jetzt vorhandenen Rohstoffe, aber auch für die, die erst zukünftig in der Stadt Verwendung finden. Hier sind Städteplaner, Architekten, Anlagenbauer und Produktentwickler gefragt, um das Urban Mining von morgen möglich zu machen. Produkte tragen dabei einen ökologischen Rucksack mit sich, in dem sämtliche ökologische Auswirkungen von der Rohstoffproduktion, Herstellung, Logistik, Nutzung und anschließender Entsorgung kumuliert werden. Dieser Rucksack soll leichter werden.

Urban Mining: Moderne Rohstoffquelle Müllhalde. Was steckt drin im Müll?

Hoffnung durch Handeln

Zurzeit führt Weichbrodt mit US-Investoren Gespräche für die Umsetzung des Projektes im Ruhrgebiet. "Das Projekt kostet viel Energie, wir benötigen Partner mit Visionen, Umweltbewusstsein und natürlich Geld", so der Wirtschaftsberater, der im Wirtschaftsrat der Deutschen Umweltstiftung aktiv ist. Deren Motto ist "Hoffnung durch Handeln". Und das prägt auch die Motivation im Management Institut Dortmund. Es ist angetreten neben den fundierten ökonomischen Fragestellungen insbesondere soziale und ökologische Themen aufzugreifen, die den Erfolg von Unternehmen in der Zukunft ausmachen werden.

Am Tag der Gründung des MID wurde auch der Urban Mining e.V. in Essen gegründet, der im nächsten Jahr bereits den vierten Urban Mining Kongress in Iserlohn ausrichtet. Und die Geschichte geht weiter. Mit dem Tochterunternehmen UM Technologies will Weichbrodt, der 2003 von der Financial Times Deutschland zum Wissensmanager des Jahres gekürt wurde, das Thema Urban Mining auch geschäftlich vorantreiben. Vielleicht wird Urban Mining das Ruhrgebiet in der Zukunft so prägen wie der Bergbau es in der Vergangenheit konnte. Glückauf!  

Quelle: forum Nachhaltig Wirtschaften, Urban Mining e.V. / Text: Christina Jung