Sparen Geiz Bio

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Die Geizgesellschaft

Bio gegen Billig & Massentierhaltung: Sparen & verantwortungsloser Geiz zerstören unser Leben

Billige Produkte, Sparen und Geiz sind im Trend. Jeder freut sich, wenn er ein Schnäppchen ergattern kann. Bio steht hier im Gegensatz zu Massenprodukten und Massentierhaltung. Ist dieses Wettbewerbsdenken der Untergang unserer Kultur und Gesellschaft?

Die Schnäppchen-Kultur hat sich in Deutschland breit gemacht. Seit der Werbeslogan „Geiz ist geil!“ durch das Land schallte, wollen wir alles billig! Gekauft wird fast nur noch, wenn es Schnäppchen sind und überleben können fast nur noch Anbieter, die gnadenlos den Preisknopf nach unten drücken. Das hat Folgen und zwar nicht unbedingt gute.

Es ist heute fast schon selbstverständlich, dass wir im Internet kostenlos lesen und den Online-Service gratis nutzen. Das war früher nicht denkbar. Magazine, Zeitschriften und Tageszeitungen boten Informationen gegen Geld an. Heute sind die meisten Portale kostenfrei und das obwohl dahinter der gleiche Arbeitsaufwand steckt. E-Books kaufen wir zu Tiefstpreisen und auf ebay ersteigern wir zu günstigeren Konditionen als im Laden. Das ist sicherlich schön für unser Bankkonto, doch die Geizmentalität hat ihre Schattenseite.

Massenprodukt Sale billig

Ausverkauf und billig sind im Trend © Aquir/iStock

Der Billig-Wahn geht um

Warum werden Millionen Tiere in kleinen Käfigen gehalten, vollgepumpt mit Wachstumshormonen? Fleisch ist zum Industrieprodukt geworden. Die Kosten werden unbarmherzig gedrückt und die Massentierhaltung spuckt Schnitzel aus, die billig sind wie nie. Und warum? Weil die meisten Verbraucher dort kaufen, wo Fleisch billig ist. Textilien, Elektrogeräte und Schuhe werden in Billiglohnländern produziert und Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Und all das nur, damit der Konsument sparen kann.

Sparen sei jedem gegönnt, das ist keine Frage. Doch wir Konsumenten tragen auch eine große Verantwortung. Produkte werden dauerhaft nur dann produziert, wenn eine Nachfrage existiert. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Billigware, die verantwortungslos hergestellt wird, keine Chance hat, wenn Verbraucher die Produkte meiden. Deshalb sollten wir nicht alleine den Preis in den Mittelpunkt unserer Kaufentscheidung rücken, sondern hinter die Marke blicken. Was sind die Inhaltsstoffe? Wo kommt die Ware her? Unter welchen Bedingungen wird sie produziert? Bio-Produkte und Fair Trade Ware garantieren, dass sie nachhaltig sind. Sicherlich: Sie kosten etwas mehr, doch dafür haben sie etwas zu bieten und zwar einen Mehrwert: sie sind gesund und werden unter sozial verträglichen und umweltbewussten Rahmenbedingungen hergestellt. Das ist wichtiger, als billig einzukaufen. Klar, werden jetzt einige kritisch widersprechen und behaupten, der Bio-Kram sei zu teuer. Bio-Lebensmittel sind aber werthaltiger und Bio-Produkte langlebiger. Wir müssen uns nicht mit Tonnen von Fleisch zustopfen, es genügt eine bewusste, ausgewogene Ernährung und die muss nicht teuer sein. Biohöfe sind nicht unbedingt teuer und vergleichen Sie mal die Preise von Öko-Wein mit den herkömmlichen Weinen. Kein großer Unterschied.

Euro sparen billig

Sollten wir unser Geld nicht lieber für gute Produkte ausgeben? ©RomoloTavani

Besser sein wollen als andere

Vielleicht ist dieser Billig-Wahn jedoch auch eine Mentalität, die ihren Ursprung in anderen Bereichen unserer Gesellschaft hat. Immer wieder entsteht der Eindruck, dass es geradezu ein Wettbewerb ist, besser, schlauer und stärker zu sein als die anderen. Wer ein Schnäppchen gemacht hat, freut sich darüber, dass er billiger eingekauft hat als der Nachbar oder der Kollege. Wettbewerbsdenken verpestet unseren Alltag. Man gönnt dem Kollegen keinen Erfolg, dem Nachbarn keine Freude. Irgendwie haben immer mehr Menschen Angst schlechter dazustehen als andere.

Wussten Sie übrigens, dass schlechte Nachrichten in den Medien am besten gehen? Warum wohl? Weil es uns zeigt, dass es anderen nicht besser geht als uns selbst. Es frustriert, wenn ich übel drauf bin und mir ein Bekannter klar macht, dass es ihm super geht. Wie geht es Dir? Oft ist das der erste Satz einer menschlichen Begegnung. Und es handelt sich nur um eine Frage, auf die man eigentlich keine Antwort hören will. All das hat etwas mit Aufmerksamkeit und einem bewussten Leben zu tun. Wenn wir Mitmenschen bewusst begegnen, nehmen wir sie richtig wahr. Und wenn wir bewusst einkaufen, dann achten wir nicht nur auf den Preis sondern auch auf den Fortbestand einer Kultur.

Text: Peter Rensch