Nachhaltigkeitsziele 2016
Von wegen nachhaltig

Nachhaltigkeitsziele in Gefahr

Ab 2016 stehen neue globale Ziele der Nachhaltigkeit an. Zu denjenigen, die sie erreichen müssen, zählen diesmal die reichsten Staaten der Welt. Doch die könnten jene Ziele verfehlen, wenn sie nicht bald an einigen Stellschrauben drehen.

Noch in diesem Monat legen die Staats- und Regierungschefs der sogenannten OECD-Staaten auf dem UN-Sondergipfel fest, was bis 2030 in Sachen Nachhaltigkeit getan werden muss. Die Liste ist lang. Die Bertelsmann-Stiftung hat jetzt alle 34 Staaten anhand von 34 Kriterien miteinander verglichen. Das Ergebnis: Es steht zu befürchten, dass einige Länder nicht alle Punkte werden abhaken können.

Einer davon ist die soziale Ungleichheit. Es ist kein Geheimnis, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht. Doch statt dem entgegen zu wirken, verschärfen die Wirtschaftssysteme der Industrienationen das Problem massiv. Schon jetzt hat die soziale Ungleichheit Rekordniveau erreicht und die Tendenz ist nach wie vor steigend. Das ist deswegen so gravierend, weil eigentlich genug für alle da ist, die Ressourcen nur nicht gleichmäßig verteilt werden. Konkret bedeutet das, dass in vielen Ländern die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung inzwischen mindestens genauso viel verdienen wie die ärmsten vierzig Prozent. In Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele darf man deshalb durchaus gespannt sein, ob innerhalb der nächsten vierzehn Jahre eine Umverteilung gelingt, ist diese doch in den meisten Wirtschaftssystemen gar nicht vorgesehen oder gar erwünscht.

Arm gegen Reich

Soziale Ungleichheit ist weit verbeitet

Deutschland landet im Vergleich der Länder auf Platz 6

Es ist kaum überraschend, dass Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland laut der Studie am ehesten die neuen Ziele erreichen könnten. Die skandinavischen Länder gelten schon lange als Vorbilder in Sachen Nachhaltigkeit, während unter anderem die USA und Mexiko nach wie vor hinterher hinken. Deutschland schneidet relativ gut ab und landet im Vergleich aller 34 OECD-Staaten auf Platz sechs. Es gibt viel Positives wie die soziale Absicherung oder die große Anzahl an Naturschutzgebieten. Die gute Platzierung sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch bei uns zahlreiche Punkte gibt, bei denen noch erheblicher Nachholbedarf besteht. Dazu gehört zum Beispiel die extrem hohe Müllbelastung. Jeder Deutsche produziert pro Jahr 614 Kilogramm Müll! Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller Industriestaaten liegt mit 483 Kilogramm deutlich darunter. Und es gibt weitere Defizite: Die Landwirtschaft beschädigt Böden, Luft und Wasser, die Feinstaubbelastung ist enorm und die Wasserressourcen werden ausgebeutet.

Infografik zur Nachhaltigkeit

Die Grafik zeigt einige Ergebnisse der neuen Bertelsmann-Studie

Es gibt noch viel zu tun

Was bedeutet das für die Zukunft? Dass wir in Deutschland in einem Sozialstaat leben, der uns vor großer Armut schützt, ist unbestritten und ein großer Pluspunkt auch im internationalen Vergleich. Auch andere positive Aspekte wie die niedrige Kriminalitätsrate bescheren uns ein zumindest in dieser Hinsicht vergleichsweise sorgenfreies Leben. Doch gerade in Sachen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gibt es noch viel zu tun, wenn Deutschland – und natürlich auch die anderen Industriestaaten – die neuen Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen will.

Die Studie der Bertelsmann-Stiftung mit allen Ergebnissen können Sie hier kostenlos herunterladen.

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Textquelle: Bertelsmann Stiftung, Bildquelle: Bertelsmann Stiftung, Thinkstock © 2jenn,  Thinkstock ©  RomoloTavani,  Thinkstock ©  grapestock,  Thinkstock ©  Frank Peters, Autor: rok