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Erdbeeren gehören zu den Früchten, die schnell verderben. Also schnell essen!

Erdbeeren gehören zu den Früchten, die schnell verderben. Also schnell essen! Quelle: thinkstock.de

Bedarfsgerecht einkaufen

Lebensmittel wegwerfen? Nein Danke!

Mist, das Brot ist schon wieder steinhart geworden, auf dem Brotaufstrich siedeln sich erste Schimmelkulturen an.  Die Karotten haben inzwischen die Konsistenz von Gummi, während der Broccoli seine Farbe ändert – hin zu braun. Unsere moderne Überflussgesellschaft macht die Verschwendung möglich. 82 Kilogramm an Lebensmitteln landen pro Kopf und Jahr im Müll. Wie wir damit umgehen können, wenn mal wieder zu viel gekauft wurde.

Erdbeeren im Plastikschälchen eingepackt stehen im Supermarkt und warten auf Kauffreudige. Aber der Kühlschrank ist voll. Karotten, Broccoli, Joghurt, Brotaufstriche und so einiges mehr. Und siehe da, im hintersten Eck verbirgt sich noch eine Packung – …Erdbeeren! Wie konnte das passieren?  Naja, die alten Erdbeeren sehen auch nicht mehr so gut aus, haben Druckstellen. Ein paar von ihnen fangen bestimmt bald an zu schimmeln. Also weg damit.

Sicherlich für viele keine unbekannte Situation. Doch was bedeutet das Wegwerfen von Lebensmitteln eigentlich, jenseits des Geldbeutels?

Die Erdbeeren müssen erst einmal wachsen. Oftmals in Spanien und in einem Gewächshaus. Das bedeutet doppelten Energieverbrauch: für den Transport und für die Versorgung des Gewächshauses. Auch Düngen möchte man die Erdbeeren, damit sie schön groß werden. Und Kunstdünger ist bekanntermaßen in der Herstellung extrem energieaufwändig. Unter welchen Arbeitsbedingungen arbeiten die Menschen dort, die uns ganzjährig den Konsum von Obst und Gemüse ermöglichen? Und das ist nur die erste Produktionsstufe.

Auch die Verpackung muss hergestellt werden bevor die Supermarktmitarbeiter die Erdbeeren auf die Obstauslage stellen. Unzählige Arbeitsschritte.

Dieser ganze Arbeitsaufwand dafür, dass die Erdbeeren am Ende im Müll landen? Dabei sind Erdbeeren noch das geringere Übel. Fleisch zum Beispiel ist noch stärker veredelt, in Fertiggerichten stecken noch viel mehr Arbeitsschritte.

Wie kann also besser geplant werden? Wie kann ich bedarfsgerechter einkaufen?

  • Die Leitfrage lautet: Was brauche ich eigentlich?  Auf einem Einkaufszettel verschriftlicht mindere ich gleich noch die „Impulskäufe“
  • Aus der Erfahrung lernen: Habe ich schon wieder zu viel gekauft, weil ich mich verschätzt habe, dann kaufe ich das nächste Mal einfach weniger.
  • Die wenigsten angebrochenen Lebensmittel werden über Nacht schlecht. Unser Geruchs- und Geschmackssinn schützt uns vor Verdorbenem. Die welken Möhren und der angeschlagene Broccoli können also doch noch verarbeitet werden.
  • Und wenn es doch mal zu viel ist: Essen kann ziemlich leicht eingefroren werden. Das ist zwar energieaufwändig, aber bei den Meisten läuft die Kühltruhe ohnehin.

Alles auf die Verbraucher zu schieben, wäre aber falsch. Auch an anderen Stellen der Wertschöpfungskette landet so Einiges auf dem Müll. Nach einer vom Bundesverbraucherministerium in Auftrag gegebenen Studie der Universität Stuttgart  fallen rund 2/3 der Lebensmittelabfälle in Privathaushalten an, jeweils rund 20% auf die Lebensmittelindustrie und Großverbraucher wie die Gastronomie und der Handel liegt mit nur 5% an Lebensmittelabfällen gut im Rennen. Doch die Datengrundlage ist teilweise nicht ausreichend, so dass die Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind. Nicht berücksichtigt wurden in der Studie außerdem die Nahrungsmittel, die bereits auf dem Acker liegen bleiben. Immerhin, was die Erdbeeren angeht, so kann man nach der Erdbeersaison die Bauern fragen, ob man stoppeln gehen darf…

Jedes achte Lebensmittel schmeißt der Deutsche in die Tonne

Laut Statistisches Bundesamt liegen wir sogar mit unserem Abfall weit über dem EU-Durchschnitt. Doch wie ist Müll zu vermeiden?  

Nach einer Studie der Universität Stuttgart von 2012 sah das Müllverhalten der Deutschen schon damals gar nicht gut aus. Pro Jahr wurden danach 82 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Die Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft „Zu gut für die Tonne“ rechnete genau nach und kam auf zwei vollbepackte Einkaufswagen, die jedes Jahr auf dem Müll landen. Jetzt wurden vom Statistischen Bundesamt aktuelle Zahlen zum Thema Umweltbelastung durch Abfall neu bestätigt: es sind 617 Kilogramm Müll pro Kopf. Also deutlich höher und über dem EU-Durchschnitt. Für ein Land, dass grün sein will, gerne vegan isst, nachhaltige Windräder aufstellt und auf der Bio Welle schwimmt, sprechen diese Zahlen eine andere Wahrheit. Erstens wird der Müllberg von 6,7 Millionen Tonnen dadurch immer höher, zweitens steigt die Umweltbelastung durch die Abfallverbrennung und drittens werden durch die Entsorgung von Lebensmittel wertvolle Ressourcen verschwendet.

Initiative liefert nachdenkliche Fakten

Kampagne zu gut für die Tonne

Die Deutschen verursachen pro Kopf 617 Kilogramm Abfall pro Jahr

Auch hier liefert die Initiative „Zu gut für die Tonne“ nachdenkliche Fakten:

  • 700 Liter Wasser wird benötigt, bis ein Kilogramm Äpfel geerntet werden.
  • 1.000 Liter Wasser benötigt man für die Herstellung von einem Kilogramm Brot.
  • 5.000 Liter Wasser benötigt man für die Herstellung von einem Kilogramm Käse.
  • 15.000 Liter Wasser für die gleiche Menge Rindfleisch.

Diese Zahlen machen deutlich, wie wichtig es ist, eine Umweltbelastung dieser Art zu vermeiden und achtsam mit Ressourcen umzugehen. Da sind unsere Nachbarn im Osten schon mehr Eco und grün. In Rumänien sind es 272 Kilogramm pro Kopf Abfall und in Estland 292 Kilogramm. 

Mit wenigen Schlagworten lässt sich Müll besser vermeiden: Besser planen, besser lagern, besser essen, besser verwerten und besser informieren. Mehr nachhaltige Eco Infos gibt es unter www.zugutfuerdietonne.de.

Textquelle: Statistisches Bundesamt, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bildquelle:1. Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft., Autor: red und Danijela Milosevic