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Erdöl in vielen Lebensmitteln: Grund ist die Verpackung in Karton und Plastik

Bereits seit 2011 ist bekannt, dass Kartonverpackungen für Lebensmittel Mineralöl-Rückstände enthalten und Pasta, Reis oder Müsli die giftigen Substanzen enthalten. Der Grund: Verpackungen aus verseuchtem Recycling-Papier. Schädlichkeit für Kinder besonders hoch. (c) iStockphotos/Thinkstockphotos

Gefahr in Lebensmittelpackungen: Mineralöl nicht nur im Pasta-Karton

So mancher Verbraucher hat sich schon gefreut, dass es die leckere Pasta oder das Müsli seit geraumer Zeit in einem Karton gibt – und greift lieber zu dieser Verpackung denn zur in Plastik eingeschweißten Variante. Doch anstatt umweltbewusst einzukaufen, holt sich so mancher damit Sondermüll ins Haus und den Kochtopf. Denn das Problem gelte für viele Lebensmittel. Grund: 60.000 Tonnen Mineralöl auf Papier das recycelt wird. Dabei liegt längst ein Gesetzentwurf für strengere Grenzwerte vor, den die Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner seit nahezu zwei Jahren aber nicht umsetzt. Schädlichkeit für Kinder besonders hoch.

Nach dem Skandal um den Nachweis in einer Untersuchung von Stiftung Warentest – die sich übrigens vornehmlich mit Bundesmitteln finanziert -, dass einige Adventskalender giftige, erdölbasierte Rückstände beinhalten, laufen Verbraucherschützer Sturm. Und die Lebensmittelindustrie genauso. Denn letztere prüft derzeit eine Klage gegen die Tester, da die Umsätze im vorweihnachtlichen Adventskalender-Verkauf teils dramatisch zurückgingen.

Mineralölfreie Druckfarben sind vorhanden, aber die Nachfrage gering

Mineralöle können sich leicht von einer Verpackungen auf die damit geschützten Lebensmittel übertragen. Dies hat auch ein unabhängig erstelltes Ergebnis des nordrhein-westfälischen Verbraucherschutzministeriums ergeben. Dieses wollte es nach dem Skandalergebnis rund um die erdölbelasteten Adventskalender genau wissen. Verbraucherschutzminister von NRW, der Grüne Johannes Remmel geht davon aus, dass dies nun auch auf viele andere Lebensmittel zutreffe. Und selbst durch Zwischenverpackungen können die Mineralölrückstände diffundieren und auf die Produkte  übergehen, warnt das Umweltbundesamt.

Die Hauptgefahr gehe von mineralölhaltigen Druckfarben und mineralölähnlichen Verbindungen in den Farben, die insbesondere im Zeitungsdruck  heute noch verwendet werden. Ein Verlag müsse laut Druckfarbenherstellern lediglich ein bis zwei Cent pro Zeitung mehr investieren, dann würden erschreckende 60.000 Tonnen Mineralöl im Recyclingkreislauf vermieden. Zudem sei laut Umweltbundesamt für besonders gefährdete Lebensmittel eine wirksame Barriere in der Verpackung notwendig, um den Verbraucher zu schützen. Solche Lösungen stehen bereits zur Verfügung. An der Weiterentwicklung entsprechender Konzepte wird intensiv gearbeitet. Doch der Gesetzgeber wie auch die Industrie halten sprichwörtlich ‚die Füße still‘

Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth appelliert: „Verpackungshersteller und Zeitungsdrucker sollten flächendeckend auf mineralölfreie Druckfarben umsteigen. Damit kann der Eintrag von Mineralöl in den Papierkreislauf direkt an der Quelle vermieden werden.“ Das Umweltbundesamt verwendet übrigens für seine im Bogenoffset-Heatset-Verfahren gedruckten Broschüren und Flyer schon seit längerem mineralölfreie Druckfarben –  ohne Qualitätsverlust.

Eine Frage stellt sich: Warum will die Lebensmittelindustrie klagen, anstatt selbst Initiative zu ergreifen und endlich das gesundheitsschädliche Problem mit den Mineralölrückständen in Lebensmittelverpackungen in den Griff zu bekommen? Warum verschwinden mineralölhaltige Farben nicht vom Markt und muss es immer erst ein Gesetz mit neuen Grenzwerten geben, bis der Verbraucher sich in scheinbarer Sicherheit wiegen kann?

Die vermeintlich umweltfreundlich in Kartonagen eingepackten Pasta, Reis, Müsli, Cornflakes und Co. wurden dem Verbraucher jedenfalls ordentlich vermiest. Diese Tatsache wurde übrigens bereits im Frühjahr 2011 von der Stiftung Warentest nachgewiesen. Passiert ist bis dato nichts. Wohl frei nach dem Motto: „Der Verbraucher vergisst schnell…“ Gerade für Kinder ist der Schaden durch die giftigen aromatischen Kohlenwasserstoffe noch gar nicht absehbar.

Quelle: Umweltbundesamt

Text: Jürgen Rösemeier