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«Der Begriff BIO passt hier nicht»

Mineralwasser ist ein Naturprodukt: streng kontrolliert, nachweislich rein und weitgehend unbehandelt. Das ist doch Bio – oder nicht? Nun gibt es ein Mineralwasser, das sich BIO auf die Fahne schreibt, der Hersteller hat sich auch ein eigenes Logo gebastelt.

Mineralwasser in BIO-Qualitaet wird kontrovers dikskutiert.

Mineralwasser ist Mineralwasser, oder nicht?  Foto: © mineralwasser.com

Klar, pur, rein – Mineralwasser ist der Inbegriff des unverfälschten Lebensmittels. Kein Wunder, entsteht es doch in einem jahrzehntelangen Veredelungsprozess. Als Regenwasser dringt es in den Boden und sickert nach und nach durch die verschiedenen Gesteinsschichten. Auf diesem Weg wird es gefiltert und gereinigt und reichert sich gleichzeitig mit Mineralstoffen und Spurenelementen an. Am Ende seiner Reise sammelt es sich in unterirdischen Vorkommen – von ursprünglicher Reinheit und gut geschützt vor äußeren Einflüssen.

Diese Reinheit wird in Deutschland durch den Gesetzgeber geschützt. So ist natürliches Mineralwasser das einzige Lebensmittel, das einer amtlichen Anerkennung bedarf. Außerdem muss es direkt am Quellort abgefüllt werden und in seinen charakteristischen Eigenschaften unverändert bleiben. Zudem sind nur wenige Behandlungsverfahren erlaubt, wie das Korrigieren des Kohlensäuregehaltes oder der Entzug von Eisen und Schwefel.

Kann Wasser jetzt Bio sein?

Das Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg hat nun eine neue Qualitätsstufe für natürliches Mineralwasser zugelassen: Bio-Mineralwasser. Von nun an darf die bayerische Ökobrauerei Neumarkter Lammsbräu ihre Marke „Bio Kristall“ unter dieser Bezeichnung offiziell vertreiben. Damit hat das OLG ein früheres Urteil des Landgerichtes Nürnberg-Fürth teilweise aufgehoben, das im Frühjahr einer Klage der Wettbewerbszentrale zugestimmt hatte. Diese wollte der Vermarktung einen Riegel vorbschieben, da sie die Bezeichnung „Bio-Mineralwasser“ und das Siegel als irreführend ablehnte.

Das OLG begründet seine Entscheidung damit, dass das Produkt die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für Mineralwasser erheblich unterschreite, darunter die für Nitrat und Nitrit. Lediglich die Nutzung ihres selbst entworfenen Bio-Logos bleibt Neumarkter Lammsbräu weiterhin untersagt. Das viereckige, blaue Logo sei dem offiziellen EU-Öko-Siegel der Bundesregierung zu ähnlich.

Das Mineralwasser in Deutschland unterliegt strengen Qualitaetskontrollen.

Mit BIO-Siegeln kann viel Geld verdient werden. Marketing-Strategen lassen sich deshalb immer wieder neue Schachzüge einfallen.  Foto: © mineralwasser.com

Diese Entscheidung hinterlässt gespaltene Lager. Susanne Horn, Geschäftsführerin der Neumarkter Lammsbräu, begrüßt die Entscheidung des OLGs. „Dieses Urteil schafft für den Verbraucher Transparenz zur Beurteilung von Mineralwasser-Qualität“, so Horn. Das sieht der Verband Deutscher Mineralbrunnen anders. „Für Mineralwässer sind schon sehr strenge Qualitätskriterien vorgegeben. Von daher gibt es kein besseres oder schlechteres Mineralwasser. « Der Begriff bio passt hier nicht «, kritisiert Verbandssprecher Dr. Arno Dopychai.

Text: Inka Stonjek