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Wie erfolgreich kann die Energiewende sein, wenn die Politik ihre Pläne nicht umsetzt? Quelle: thinkstock.de

Wie erfolgreich kann die Energiewende sein, wenn die Politik ihre Pläne nicht umsetzt? Quelle: thinkstock.de

Energiewende, Nein danke?

Ganz Deutschland spricht von der Energiewende. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima leitete die Bundesregierung der Atomausstieg ein. Doch immer wieder kommt es zu Stockungen und teils unverständlichen Entscheidungen. Ist die Wende hin zu Ökostrom und Co. ein nachhaltiges Konzept oder versteckt sich dahinter politisches Kalkül?

Die letzte Meldung über die Kürzungen der Solarstromanlagen hat so manchen Bürger verunsichert. Weg von AKWs, hin zu alternativen Energiequellen, lautete doch die Botschaft des neuen Deutschlands nach Fukushima. Doch die Wende gerät ins Stocken. Es fehlen Stromtrassen, die erneuerbare Energien den Verbrauchern zuführen. Bis zu 195.000 Kilometer neuer Verteilnetze werden benötigt. So die Schätzungen des Bundesverbandes Energie- und Wasserwirtschaft, laut Bericht der Tageszeitung TAZ. Technische Innovationen und gesetzliche Regelungen, die diese Mammutaufgabe möglich machen werden händeringend gesucht.

Der Hoffnungsträger Solarenergie hat mit Kosten und Technik zu kämpfen. Die vorhandenen Stromspeicher kosten viel Geld und neue Technologien lassen auf sich warten. Immer mehr Solarunternehmen gehen in Insolvenz und die Chinesen drücken die Preise auf dem Markt ins Unermessliche.

Neue Fördermaßnahmen von Seiten des Bundes werden aktuell diskutiert. Das betrifft auch die Windkraft. Anlagen mit größeren Speicherkapazitäten hängen noch nicht am Netz.

Die TAZ berichtete auch darüber, dass laut einer Forsa-Umfrage 54 Prozent der Bevölkerung bereit wären, mehr für ihren Strom zu zahlen, wenn dies der Energiewende zu gute käme. Die Bürger sind bereit, die Politik hinkt der Entwicklung jedoch hinterher. Chaos, Kuddelmuddel und Planlosigkeit, heißt es hinter verschlossenen Türe in punkto Energiewende.

Kanzlerin Merkel reagierte auf das Chaos und lud jüngst zum Energiegipfel ein. Im Kanzleramt trafen sich Vertreter der Energiekonzerne und Experten. Vor allem die Verknüpfung von Offshore-Windenergie mit dem Festland stellt eine große Herausforderung dar. Die Stromleitungen sind momentan unter Dauerbelastung und schon kommen Zweifel  auf, ob ein komplettes Abschalten aller Atommeiler im Jahre 2022 wirklich möglich ist. Hinzu kommen Kompetenzschwierigkeiten. Umweltminister Röttgen und Wirtschaftsminister Rösler führen Zuständigkeits-Gefechte. Klare Entscheidungswege sehen anders aus.

Nichtsdestotrotz setzt sich der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mit großer Dynamik gegen Atomkraft und für eine sichere Energiezukunft ein. „Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben die zerstörerische Kraft dieser gefährlichsten Form der Stromerzeugung deutlich aufgezeigt. Große Regionen wurden weiträumig verstrahlt und für sehr lange Zeiträume unbewohnbar. Europa ist reif für den kompletten Ausstieg aus der Atomenergie. Nicht nur für die Europäer stellt sie eine tägliche Bedrohung dar, die abgestellt werden muss“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Als deutsches Mitglied von Friends of Earth will der BUND erstmals politische Mittel ausnutzen, um die Atomenergie in Europa zu Fall zu bringen. „Dort wo die Energiewende tatsächlich beschleunigt werden kann, handelt die Bundesregierung nicht, weil dies den Interessen der großen Energiekonzerne zuwider läuft. Bundeskanzlerin Angela Merkel muss endlich dafür sorgen, dass der Ausbau der klimafreundlichen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme wesentlich schneller vorankommt als bisher. Bei der anstehenden Novelle des KWK-Gesetzes muss in diesem Sinne nachgebessert werden“, sagte Weiger.

Er fordert, dass die Bundesregierung beim Netzausbau, die bereits in Planung befindlichen Überlandleitung kritischen Betrachtungen unterzogen werden müssten. Viele dieser Hochspannungsleitungen unterlägen noch den alten rechtlichen Regelungen. Für ihren Bedarf fehle eine transparente energiewirtschaftliche Begründung und entsprechend gering sei ihre Akzeptanz. Sie gehörten auf den Prüfstand und wenn ihre Notwendigkeit nicht zu belegen sei, müssten sie zurückgestellt werden. Der BUND spricht klare Worte. Hoffentlich dringen sie nachhaltig in die Ohren der Verantwortlichen.

Text: Peter Rensch