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Wie aus Wüsten Wälder werden
Hoffnung für Afrika

Wie aus Wüsten Wälder werden

In Ägypten wird eine Wüste in einen Wald verwandelt und ein alter Menschheitstraum wahr: Wo bisher nur brachliegendes Land war, wachsen jetzt meterhoch grüne Bäume in den Himmel. Wir erklären, was Abwässer damit zu tun haben. 

Ganzjährig viel Licht, nährstoffreiches Wasser in Form städtischer Abwässer und brachliegendes Land bis zum Horizont: Eigentlich ist in Ägypten alles für das Wachstum eines gesunden Waldes vorhanden. Mit dem Pilotprojekt DesertTimber konnten die Forest Finance Service GmbH, Experten des Lehrstuhls für Waldbau der Technischen Universität München (TUM) und ägyptische Wissenschaftler in den vergangenen zwei Jahren beweisen, dass mit der richtigen Aufforstungstechnik und Pflege Bäume in Ägypten sogar deutlich schneller als in Europa wachsen können. Als Teil des develoPPP.de-Programms, das von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Namen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) realisiert wird, wurde hier in den letzten beiden Jahren durch die Pflanzung ausgewählter Baumarten der Wald „Serapium“ geschaffen und auf lange Sicht der Weg für weitere Aufforstungsprojekte in Dürregebieten bereitet.

Abwassernutzung — wie aus Wüsten Wälder werden

In vielen Dürregebieten wie der Sahara ist Wassermangel ein ernsthaftes Hindernis für Wohlstand und Entwicklung. Wo jedoch Menschen leben, entstehen Abwässer, zum Beispiel in der Landwirtschaft, durch die Industrie und natürlich in den Städten. — Ein Umstand, den sich das DesertTimber-Projekt zu nutzen macht: Städtische Abwässer werden vorbehandelt und anschließend zur Bewässerung der Bäume verwendet. Der hohe Gehalt an Stickstoff und Phosphor, der die Abwässer als Trinkwasser disqualifiziert, ist bei der Bewässerung der Pflanzen hingegen von Vorteil: Stickstoff und Phosphor versorgen die Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen.

Geschickt eingesetzt tragen die Abwässer zum Umweltschutz bei, anstatt Gewässer und Meere zu verschmutzen. Die Klärschlämme, die nach der Behandlung des Abwassers übrig bleiben, können zudem zur Bodenverbesserung oder zur Erzeugung von Strom aus Biogas genutzt verwendet werden.

Wie aus Wüsten Wälder werden

Führende Rolle bei der Umsetzung der „Grünen Mauer

Professor Reinhard Mosandl, Vorstand des Lehrstuhls Waldbau der TUM, betont die Bedeutung des Projektes für den gesamten afrikanischen Kontinent: In der Zukunft könne DesertTimber weitere Beispiele von großflächig angelegten Aufforstungen schaffen und eine führende Rolle bei der Realisierung der sogenannten „Great Green Wall Africa“ übernehmen. Die „Grüne Mauer“, die als Projekt im Jahr 2005 von der Afrikanischen Union zur Eindämmung der Desertifikation beschlossen wurde, soll als 15 Kilometer breite und fast 8000 Kilometer lange lebende Barriere aus Bäumen und Sträuchern von der Westküste bis zur Ostküste des Kontinents reichen.

Dirk Walterspacher, Geschäftsführer der ForestFinest Consulting GmbH, und der ägyptische Forstwissenschaftler Dr. Hammad Hossam prüfen die Entwicklung eines neun Jahre alten Eukalyptusbaums, der dort wächst, wo früher Wüste war.  

DesertTimber verbessert das Klima und den Lebensstandard in Wüstenstädten

Wenn man bedenkt, dass beinahe ein Drittel der gesamten Landoberfläche der Erde aus ariden, das heißt sehr trockenen Regionen besteht, könnten aus DesertTimber und daraus folgenden Projekten entwicklungspolitische Meilensteine in der Geschichte Afrikas werden. Die Hoffnung aller Beteiligten: DesertTimber wird langfristig nicht nur die Desertifikation bekämpfen, sondern auch zu häufigeren Regenfällen und einem Anstieg des Grundwasserspiegels führen. Außerdem tragen die Bäume zum Klimaschutz bei, indem sie der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid entziehen, produzieren Holz, das bisher teuer importiert werden musste, und schützen Siedlungen sowie landwirtschaftliche Anbauflächen vor Wind und Sand.

Ganz nebenbei ergeben sich durch neue Arbeitsplätze neue Perspektiven für die lokale Bevölkerung und auch der Lebensstandard wird erheblich verbessert. Dank des lokalen Kühlungseffektes der Bäume und ihrer luftreinigenden Wirkung wird das Mikroklima in den heißen Wüstenstädten und -siedlungen spürbar angenehmer, so dass am Ende alle — Natur, Klima und Mensch — von der Oase profitieren.

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Quelle: Forest Finance; Bilder: Forest Finance; Autor: kle