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Was hat Nachhaltigkeit mit meinem Alltag zu tun?

Das Wort Nachhaltigkeit wird heutzutage fast schon inflationär ge- oder verbraucht. Dabei ist's ein sperriges Wort, das sich nicht selbst erklärt. Oder können Sie aus dem Stehgreif erklären, was eine nachhaltige Ernährung ausmacht? Ernährung ist für fast ein Drittel des derzeitigen Energieverbrauchs der entwickelten Ländern verantwortlich. Sie steht damit nach dem Wohnen auf dem zweiten Platz. Doch womit kann angefangen werden? Nachhaltigleben.de hat das dazu umfassende Wissen einfach mal in einen Zehn-Punkte-Plan für Sie übersetzt, damit Sie schon mal anfangen können, Ihren persönlichen CO2-Rucksack zu verringern - es wird Ihnen leicht fallen.

Ein Limit für fleisch(liche) Gelüste

Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren ist ganz einfach.

Nachhaltigkeit.   Foto: Fotolia

Wussten Sie, dass rund ein Fünftel (Quelle: Koerber/ Kretschmer) der gesamten Treibhausgase in Deutschland auf das Konto der Ernährung geht? Die Art und Weise wie heutzutage Landwirtschaft betrieben wird und allem voran die Tierhaltung tragen maßgeblich dazu bei. Hinzu kommt unsere Ernährung mit einem hohen Anteil an Lebensmitteln tierischen Ursprungs. So belastet etwa die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch das Klima in einer ähnlichen Weise wie eine Autofahrt von 250 Kilometern. Daher heißt das neue Motto: Essen Sie Fleisch nur noch aus biologischer Herkunft und das mit großem Genuss, weil es seltener pro Woche auf Ihrem Speiseplan steht: Führen Sie drei vegetarische Tage ein - etwa dienstags, donnerstags und samstags. Damit ziehen Sie sich die Sieben-Meilenstifel an - und gut für Ihre Gesundheit ist das außerdem!

Fisch muss (wieder) schwimmen!

Beim Fischkauf auf zertifizierte Bio-Aqua-Kulturen achten.

Fische, vor allem die darin enthaltenen Omega-III-Fettsäuren, sind gesund.  Foto: Photocase

Keine Bange, es gibt noch Fische, die Sie verspeisen können. Trotzdem gilt es beim Fischkauf sehr, sehr genau aufzupassen und Informationen via App zu ziehen oder in die bekannten Fischführer von Greenpeace, WWF und Co. zu schauen. Denn die Meere sind derart leer gefischt, dass schon sehr bald nichts mehr schwimmt: So berechnete der WWF bereits im Frühjahr 2009 dass der Rote Thunfisch im Mittelmeer bis 2012 ausgestorben sei. Ob Kabeljau, Scholle, Lachs oder Tunfisch – es sind die beliebtesten Speisefische, deren Bestand von Greenpeace als ‚katastrophal' bewertet wird. Sie können trotzdem noch Sardinen, Karpfen, Makrele, Hering, Schellfisch, Seelachs, Tintenfisch, Zander und viele weitere Sorten verzehren, Sie müssen aber wissen, woher dieser Fisch kommt! Die Sardine aus dem Mittelmeer oder der Schellfisch aus dem Nordost-Atlantik sollte nicht gekauft werden. Die Nummer Sicher ist daher: Wer noch mit seinen Enkeln Fisch essen möchte, greift zu Produkten aus Öko-Aqua-Kultur, Bio-Fisch und/ oder zu Ware, die das MSC-Zertifikat trägt - und sagt es allen seinen Freunden. Im Restaurant? Gnadenlos nachfragen und einfordern! Ist der Kunde König?

Seid keine Käsekrainer...!

Auch bei der Käse-Herstellung wird viel CO2 verbraucht.

Es muss nicht immer Käse sein...Die Vielfalt an vegetarischen, und damit klimaneutralen, Brotaufstrichen ist groß. Foto: Photocase

Die Herstellung von so manchem Hartkäse ist ebenso energieaufwändig wie die Produktion von Fleisch. Die schlimmste Bilanz aber hat Butter. Sie steht noch vor Rindfleisch wenn es um die Emission von Treibhausgasen bei der Herstellung geht. Allerdings isst der Mensch nur winzige Mengen Butter im Vergleich zu einem Stück Rind oder Schwein. Da jedoch für ein Kilogramm Käse rund zehn Liter Milch benötigt werden, sollte auch der Hartkäse immer öfter von uns sozusagen "bei vollem Bewusstsein" verzehrt werden - schon mal stattdessen einen vegetarischen Brotaufstrich oder ein Nussmuss probiert? Lecker! Und ergiebig.

Plastik-Einwegflaschen nur in Ausnahmefällen

Durch Einweg-Plastikflaschen wird die Umwelt am schlimmsten belastet, das hat eine Studie des Heidelberger Ifeu-Instituts festgestellt. Diese Flaschen sorgen während ihrer Gebrauchsdauer für einen doppelt so hohen Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid wie Mehrwegflaschen. Wegen des Verbrauchs nicht erneuerbarer Rohstoffe bei ihrer Herstellung gibt es für die Einweg-Plastikflaschen zusätzlich ökologische Minuspunkte. Der Weg aus dem Dilemma: Leitungswasser oder Tee.

Früchtchen vom Baum direkt in den Mund

Beim Kauf von Obst und Gemüse auf die Saison achten.

Saisonfrüche sind am gesündesten und CO2-neutralsten. Foto: Photocase

Schon mal was vom Saisonkalender gehört? Da steht drin, wann welche Früchtchen zum Vernaschen frei gegeben sind. Laut dem Aid-Saisonkalender gibt es heimische Aprikosen von Juni bis August, Erdbeeren von April bis Oktober und Trauben von August bis Oktober. Dann enthält das Obst auch jede Menge Nährstoffe und Geschmack, außerdem ist es dann am preiswertesten. Zugleich ist seine Klimabilanz am besten, aufgrund seines geringen Transportweges: Um 1000 Kilo eines Lebensmittels einen Kilometer weit zu transportieren, erzeugt das Hochseeschiff neun, die Bahn 40, ein Laster 135 und ein Flugzeug 2041 Gramm CO2-Äquivalente. Also, ab sofort plündern wir den Obst- und Gemüsehändler nach der Saison. Übrigens bekommen Sie im Winter ausreichend Vitamin C, wenn Sie beispielsweise Grünkohl essen. Denn erst beim Kochen wird das Vitamin im grünen Kohl freigesetzt. Auch andere heimische Kohlsorten sind winterliche Vitamin-C-Lieferanten. Die "Witwe Bolte" war also gar nicht so doof...


Freeze - oder: Richtig cool werden

lte Kühlschrankmodelle sollten CO2-neutral ausgetauscht werden.

Schön sind sie, die alten Kühlschränke. Aber ein Unding ist ihre CO2-Bilanz. Hier gilt: schnell umsatteln! Foto: Photocase

Der kühlende Freund Bosch von Autor Axel Hacke braucht mehr Energie als seine Lampe beim Vorlesen, vor allem weil Bosch ein älteres Semester ist: Ein energiesparendes neues Modell kann die CO2-Emission eines Haushalts drastisch senken – und am Ende die Haushaltskasse trotz Anschaffungskosten sanieren helfen. Denn ein alter Kühlschrank verbraucht oft dreimal so viel wie ein neuer. Manchmal müssen alte Dinge dann doch weichen.

Gegen die Wal-Martisierung

Einkaufen im Supermarkt ist wenig CO2 neutral.

Wagen an Wagen, oft bis zum Rand gefüllt. Lieber auf Qualität, und nicht auf Quantität setzen. Foto: Photocase

Natürlich ist im Supermarkt alles beieinander: Da gibt es Obst- und Gemüse, Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren, Brot und Gebäck, Tiefgekühltes, Getränke, Knabberzeugs und Süßes, Wein, Bier und Getränke, Lesestoff... Und der heimische Wochenmarkt oder der Gemüsehändler ums Eck? Unterstützen Sie weniger oft die globalen Lebensmittelketten, sondern stärken Sie den heimischen Einzelhandel.

Alles nur Müll?

CO2-neutral einkaufen lässt auch die Müllberge schrumpfen.

Angesichts der Müllberge sollten wir unsere Einkaufsgewohnheiten schnell klimaeffizient anpassen. Foto: Photocase

Experten schätzen, dass die Hälfte allen Plastikverpackungsmaterials für Nahrung verwendet wird. 240 Millionen Tonnen herkömmlichen Plastiks werden weltweit jährlich produziert. Vor allem für Snacks, Junk Food und Softdrinks wird das meiste Plastik eingesetzt. Deshalb Finger weg von mundgerecht Produziertem, denn bei der Herstellung geht viel Energie flöten. Und da Plastik nicht abbaubar ist, landet es in unserer Umwelt: Tiere nehmen es auf und verenden; Menschen nehmen das darin enthaltene Bisphenol A auf und werden unfruchtbar - diese Fakten sind arg verkürzt und sollen woanders aufgearbeitet werden. Nur Eines noch: Das Umweltbundesamt legte 2010 neue Studien vor, die auf einen Zusammenhang zwischen Diabetes, Herz-Kreislaufproblemen, fehlender Libido und Fettleibigkeit sowie einem erhöhten BPA-Spiegel im Blut hindeuten. Noch Fragen?

Aus der Flasche wird nichts!

Leitungswasser ist gesund uns klimafreundlich.

Leitungswasser ist gesund und klimaneutral! Foto: Photcase

Wussten Sie, dass der Produzent einer Literflasche mit Wasser dafür insgesamt drei Liter Wasser verbraucht? Besser kein abgefülltes Wasser aus der Flasche trinken, sondern stellen Sie um auf Leitungswasser. Das spart jede Menge Energie ein. Allerdings muss die Wasserqualität in Ihrem Ort in Ordnung sein.

Selber kochen ist der Hit!

Selbst kochen sorgt für eine positive CO2-Bilanz.

Laden Sie Freunde zum Kochen ein. Das macht Spaß und ist klimafreundlicher, als den Pizzaservice anzurufen. Foto: Photocase

Wir essen immer flexibler und immer öfter "on the way to"... Das hat die Nestlé-Studie "So is(s)t Deutschland 2011" zutage gefördert. Kein Wunder, dass wir mehr und mehr Gaststätten, Bistros und Imbisse ansteuern, doch dort werden rund elf bis 13 Prozent der Lebensmittel weggeworfen. Es gibt Kalkulationen der Green Restaurant Association laut der eine Gaststätte pro Jahr zwischen 10.000 und 35.000 Kilo Essen schlicht als Abfall entsorgt. Hinzu kommt die Klimabelastung durchs Beleuchten der Räume, das Kühlen der Lebensmittel, das Instandhalten der Gaststätte sowie Anlieferungen und Anfahrten. Ganz ehrlich? Wer ein bisschen kochen kann, für den ist's daheim besser, billiger, gesünder - und gut fürs Klima. Mahlzeit!


Text: Sabine Letz