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Wird der Eiffelturm nachhaltig grün?

Es existieren Geheimpläne, nach denen spektakulärerweise 600.000 Pflanzen den Stahl des Eiffelturms schmücken und zur grünen Pariser Lunge machen sollen. (c) Fotolia

Nachhaltigkeit in Paris

Nachhaltigkeit in Paris: Wird Eiffelturm größter Baum der Welt?

Das der Eiffelturm, genauer, sein 57 Meter hochgelegener erster Stock für 25 Millionen Euro nachhaltig saniert wird, ist beschlossene Sache. Nun tauchten Geheimpläne auf, wonach das Gerüst komplett und bis unter die 324 Meter hohe Spitze bepflanzt werden soll. Damit stünde in der französischen Hauptstadt der größte Baum der Welt. Luftverbesserung inklusive.

Die Pläne waren geheim, doch der «Le Figaro» brachte sie ans Licht. Nach zweijähriger Planung scheint es beschlossene Sache zu sein, dass der ohnehin schon spektakuläre Eifelturm zu einer grünen Oase im Herzen von Paris sprichwörtlich heranwachsen wird. Dies ginge aus den Plänen der auf grüne Architektur spezialisierten Ginger Gruppe hervor, die bei diesem Projekt mit dem Architekt Claude Bucher und der Vinci-Baugruppe zusammenarbeitet.

Das neue spektakuläre Kernstück der umfassenden Modernisierung wären 600.000 Pflanzen die an der Stahlkonstruktion des Eifelturms angebracht wären. Schon ab Sommer 2012 soll dieses 75 Millionen teure Projekt umgesetzt werden.

Der Eiffelturm wird nachhaltig saniert.

Sicher ist, dass die erste Plattform in 57 Metern Höhe für 25 Mio. Euro nachhaltig und architektonisch ansprechend umgestaltet wird. (c) agence Moatti-Rivière

600.000 Pflanzen verbessern nachhaltig die Pariser Stadtluft

Der ausgeklügelte, jetzt öffentlich gewordene Plan sieht vor, dass die mehr als 300 Tonnen schwere Begrünung in mit Hanf ausgekleideten Kautschukschläuchen an der Stahlkonstruktion befestigt wird. Alleine die 600.000 Pflanzen selbst, so wurde berechnet, brächten ein Zusatzgewicht von 138 Tonnen auf die Eiffelturm-Konstruktion. Weitere 69 Tonnen würde alleine das Substrat wiegen. 12 Tonnen alleine wiege die Kautschuk-Halterung. Die Bewässerung solle vornehmlich aus einem Regenwasser-Reservoir und über ein Mikro-Tropf-System erfolgen. 0,24 Liter pro Woche und Pflanze wären zur ausreichenden Bewässerung der 15 x 15 Zentimeter großen Pflanzsäcke nötig.

Der Clou für die Pariser wäre, dass die nachhaltige Begrünung des Eiffelturms errechnete 87,8 Tonnen CO2 der stark belasteten Stadtluft entziehen und Unmengen an Sauerstoff produzieren würde. Beginn der Begrünung des Eiffelturms wäre im Juni 2012. Bei 24 Stunden Arbeit der mit Seilsystemen gesicherten Arbeiter, solle das Begrünungs-Projekt Eiffelturm im Januar 2013 fertig sein.

Temporäre grüne Lunge für 5 Jahre

Das Begrünungs-Projekt des Eiffelturm wäre, wenn tatsächlich umgesetzt, die größte ökologische Touristenattraktion der Welt. Wohl auch aus Gründen der regelmäßigen Sanierung des Turms – der Eiffelturm muss alle 7 Jahre zum Schutz vor Rost gestrichen werden -, soll das Begrünungs-Projekt dann die kommenden fünf Jahre das Klima von Paris verbessern und den Betrachter staunen lassen. Danach solle die vertikale Grünanlage wieder abmontiert werden. Die spektakuläre Nacht-Beleuchtung sei von dem nachhaltigen Begrünungs-Projekt übrigens nicht betroffen.

Trotz der hohen Kosten von 75 Millionen Euro könnte sich das nachhaltige Bauprojekt rentieren. Mehr Touristen brächten Geld in die Stadt und das Klima würde nachhaltig verbessert. Spektakulär allemal. Die Stadt Paris wie die für das Management zuständige Eiffel Tower Operating Company distanzieren sich jedoch aktuell von dem aufgetauchten Geheimplan für das Begrünungs-Projekt.

Eiffelturm: Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung.

Viel Transparenz und der Einsatz regenerativer Energien sollen in ein paar Jahren den Eiffelturm noch attraktiver machen. (c) agence Moatti-Rivière

Eiffelturm würde die grünste Touristen-Attraktion der Welt

Sieben Millionen Touristen haben alleine 2010 den gigantischen Stahlkoloss besucht. Zusätzlich zu dem Begrünungs-Projekt sind die ersten Sanierungsmaßnahmen seit 1980 und insbesondere des ersten Stockwerks, bereits beschlossene Sache. Es soll der Warte-, Restaurant- und Shopbereich auf dem 57 Metern über dem Erdboden liegenden ersten Plateau ein hochmodernes Gewand verleihen, Energieeffizienz und Ressourcen schonen inklusive. Die neuen, stark auf Transparenz zählenden Gebäude sollen mittels Solarthermie 50 Prozent des benötigten Warmwassers produzieren.

Weiterhin sorgen vier vertikale Kleinwindkraftanlagen für die Produktion von 8.000 Kilowattstunden Strom, eine vom Brauch- und Abwasser angetriebene Turbine erzeugt nochmals etwa 4.000 Kilowattstunden. Zudem würde die Beleuchtung zu 95 Prozent aus langlebiger und energiesparender LED-Beleuchtung bestehen und Regenwasser würde aufgefangen, gespeichert und nachhaltig für den Wartebereich verwendet. Würden beide Projekte umgesetzt, so wäre der nachhaltig sanierte, umfassend begrünte Eiffelturm die grünste Touristenattraktion der Welt.

Nachhaltig Bauen und andere grüne Projekte in europäischen Städten

Andere europäische Metropolen haben heute ähnlich nachhaltige wie spektakuläre Bau-Projekte umgesetzt. Beispiele finden Sie in den Artikel zum ersten vertikalen Wald in Mailand oder die erste Farm in einer Stadt und innerhalb eines leerstehenden Gebäudes in London.

Quellen: Le Figaro, The Daily Telegraph, www.tour-eiffel.fr, Text: Jürgen Rösemeier