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Yoga

Yoga: Nachhaltigkeit für Körper und Seele

Madonna tut es, ebenso Cameron Diaz und Julia Roberts. Und selbst die männlichen Hollywood-Ikonen stehen nicht nach. Ihr Geheimnis: Yoga. Kein Wunder: Wer sich einmal dafür begeistert hat, den lässt es nicht mehr los.

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Immer mehr Menschen begeistern sich für Yoga. Die einen schwören auf seinen sportlichen Effekt, wie etwa den kräftigeren Rücken, oder Schultern und Nacken, die plötzlich weniger verspannt sind als zuvor. Foto: (c) Fotolia

„Stelle Dich nach vorne an die Matte. Die Zehen und Fersen beider Füße berühren sich. Deine Beine sind nicht durchgedrückt, sondern sanft gebeugt. Kippe das Becken leicht nach vorne, spanne die Pomuskeln an, neige das Kinn leicht nach unten. Jetzt ziehe die Schulterblätter nach hinten unten und drücke das Brustbein etwas nach oben. Spüre die Sohlen Deiner Füße auf der Matte. Atme jetzt tief in den Bauch ein, und atme danach langsam und anhaltend aus. Jetzt stehst Du wie ein Berg…“ Yoga-Unerfahrene sind jetzt vermutlich erstaunt, was man beim Stehen alles beachten kann. Tadasana, der „Berg“ ist eine von vielen hunderten Asanas beim Yoga. So heißen die Übungen, die mal langsam, mal dynamisch ablaufen und immer eine tiefere Bedeutung haben. Beim „Berg“ kommt es darauf an, sicher und aufrecht zu stehen, seinen Atem ruhig fließen zu lassen, und dabei stark und selbstsicher nach vorne zu blicken. Nicht ohne Grund ist er Anfangs- und Endposition vieler Bewegungsabläufe, wie etwa dem Sonnengruß.

Stetig wachsende Fangemeinde

Immer mehr Menschen begeistern sich für Yoga. Die einen schwören auf seinen sportlichen Effekt, wie etwa den kräftigeren Rücken, oder Schultern und Nacken, die plötzlich weniger verspannt sind als zuvor. Andere schätzen den Rückzugsmoment, ganze 90 Minuten bei sich zu sein, um danach ruhiger und gelassener in den Alltag zurückzukehren. Das ist vielleicht das schöne an Yoga: es schenkt jedem Menschen, was er braucht. Seine Wurzeln reichen bis ins zweite Jahrhundert vor Christus zurück. Damals hat der indische Gelehrte Patañjali in seinem Yogasutra die ganze Essenz des Yoga niedergeschrieben. Trotzdem entwickelt es sich bis heute nachhaltig weiter und bildet stetig neue Formen und Variationen.

Der Klassiker Hatha-Yoga…

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Zusammengesetzt steht „Hatha“ für die unterschiedlichen Kräfte, die auf den Menschen wirken. Foto: (c) Fotolia

…ist die Yogaform, die westliche Länder am häufigsten mit dem Begriff „Yoga“ in Verbindung bringen. Der Name stammt aus dem Sanskrit, der heiligen Sprache der Hindus. Dabei steht die Silbe „Ha“ für die Sonne, die den Antrieb, zielgerichtetes Handeln und männliche Aspekte einer Persönlichkeit symbolisiert. „tha“ bedeutet „Mond“. Er verkörpert Intuition, Ruhe und das Weibliche. Zusammengesetzt steht „Hatha“ für die unterschiedlichen Kräfte, die auf den Menschen wirken. Sie sollen im Hatha-Yoga mit Hilfe von körperlichen Stellungen (Asanas) und Atemübungen (Pranayama) harmonisiert und Körper und Geist so in Einklang gebracht werden.

Das energetische Kundalini-Yoga…

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Am Ende steht die Erleuchtung. Foto: (c) Fotolia

... ist die hohe Schule des Yoga und zählt zu den ältesten und spirituellsten Varianten. Sie will Kundalini wecken, eine spiralförmig aufgerollte Kraft, der man ihren Sitz am Fuße der Wirbelsäule nachsagt. Gelingt dies, wandert sie wie eine Schlange durch den zentralen Nervenkanal hinauf zum Scheitel und reinigt auf diesem Weg sämtliche Chakren. Am Ende steht die Erleuchtung. Kundalini-Yoga kombiniert intensive Atemübungen mit dem gemeinsamen Singen von Mantras und minutenlangen Verharren in einzelnen Haltungen. „Kundal“ selbst bedeutet so viel wie „Locke im Haar des Geliebten“.


Das ganzheitliche Sivananda-Yoga…

…begreift Yoga als komplette Lebensphilosophie, die aus fünf Säulen besteht. Swami Vishnudevananda (1927-1993), einer der beiden Begründer dieses Yoga-Stils, erklärte diese gerne am Vergleich des menschlichen Körpers mit einem Auto. Demnach müssen beide regelmäßig bewegt werden (mit Hilfe der Asanas) und benötigen eine Batterie (Atemübungen), Treibstoff (richtige Ernährung) und Kühlung (Entspannung). Das letzte Element ist der Geist des umsichtigen Fahrers (Denken und Meditation). Weltweit bieten mehr als 70 Zentren diesen Yoga-Stil an, drei davon in den deutschen Städten München, Berlin und Hamburg. Mehr dazu auf der Homepage des Sivananda Yoga Vedanta Zentrum e.V. unter www.sivananda.eu.

Das heiße Bikram-Yoga…

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Das erzeugt einen ähnlichen Effekt wie beim Saunieren: Es kurbelt Kreislauf und Durchblutung an und klärt das Hautbild.  Foto: (c) Fotolia

…schwappt derzeit als Trend aus Amerika (dort auch Hot-Yoga) zu uns herüber. Die noch junge Variation des Hatha-Yoga geht auf den 1946 geborenen Inder Bikram Choudhury zurück. 90 Minuten dauert eine Kurseinheit, bei der feste Bewegungsabläufe aus 26 verschiedenen Asanas in auf bis zu 40 Grad Celcius temperierten Räumen durchgeturnt werden. Hier geht es weniger um die Einheit von Körper und Geist, sondern um die körperliche Fitness: Schon nach kurzer Zeit fließt der Schweiß in Strömen. Das erzeugt einen ähnlichen Effekt wie beim Saunieren: Es kurbelt Kreislauf und Durchblutung an und klärt das Hautbild. Außerdem macht die hohe Umgebungstemperatur Muskeln und Gelenke geschmeidiger, so dass manche Strech-Übungen leichter von der Hand gehen. Auf diese Weise sagt man Bikram-Yoga einen ebenso starken Trainingseffekt nach wie Ausdauersportarten oder Aerobic. Nur für sportliche Menschen mit stabilem Kreislauf geeignet. Weitere Informationen unter www.bikramyoga.com (englischsprachig).

Das lindernde Hormon-Yoga…

…geht auf die brasilianische Psychologin und Yogalehrerin Dinah Rodrigues zurück, die den Yoga-Stil 1992 gemeinsam mit ihrem Frauenarzt für Frauen in den Wechseljahren entwickelt hat. Im Mittelpunkt steht die körpereigene Hormonproduktion, die mit Hilfe spezieller Übungen zur Stimulation von Eierstöcken, Schilddrüse, Nebennieren und Hypophyse gezielt angeregt werden soll. Dinah Rodrigues wertete die Östradiolspiegel und Fragebögen verschiedener Teilnehmerinnen aus und hat die Ergebnisse in mehreren Büchern festgehalten. Demnach mindert es Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Gereiztheit, Depressionen und Schlafstörungen. Dinah Rodrigues empfiehlt Frauen, bereits ab Mitte 30 vorbeugend mit den Übungen zu beginnen.

Das heitere Lach-Yoga…

…macht sich die nachweislich positiven Effekte des Lachens auf Körper und Seele zu Nutze. Dazu lernt man, gemeinsam lang und anhaltend zu lachen – ganz ohne Witz. Hinzu kommen Elemente aus dem Yoga, wie Atemübungen, Stretching und pantomimische Lachübungen. Mit den Auswirkungen beschäftigt sich ein ganzer Forschungszweig, die so genannte Gelotologie. Demnach versorgt langes und anhaltendes Lachen Blut und Zellen nachhaltig mit Sauerstoff und verbessert die Lungenelastizität. Es stärkt das Immunsystem, hilft gegen Schmerzen und – macht glücklich! Weitere Informationen gibt’s im Internet unter www.hoho-haha.de, dem Onlineauftritt des Europäischen Berufsverbandes für Lachyoga und Humortraining e.V. Das sind nur einige Beispiele aus einem umfangreichen Angebot. Darüber hinaus gibt es Yoga-Stile mit einem dynamischeren Fitness-Teil (Power-Yoga), mit einem stärkeren Meditationsteil (Raja-Yoga) und Yoga für besondere Zielgruppen (Schwangeren-Yoga oder Luna-Yoga speziell für Frauen). Nicht zu vergessen: Hunde-Yoga, bei dem Herrchen oder Frauchen den Vierbeiner ins Training einbeziehen kann.

Los geht’s – aber wie?

Wer jetzt neugierig geworden ist und Yoga selbst ausprobieren möchte, belegt am besten einen Yoga-Kurs in seiner Nähe. Vor allem Neueinsteiger profitieren vom Training in der Gruppe und den Korrekturen und Hinweisen eines erfahrenen Lehrers. Nur so ist gewährleistet, dass die Übungen im richtigen Atemrhythmus erfolgen und es durch übertriebenen Ehrgeiz nicht zu Verletzungen kommt. Zwar hat auch der Buchhandel eine Reihe von interessanten Ratgebern und Nachschlagewerken zu bieten, leider beschränken sich diese jedoch oft auf Abbildungen oder Skizzen von den Endphasen der Asanas. Die fließenden Bewegungsabläufe und ihre Variationen kommen meist zu kurz.

Yoga ist für viele Menschen geeignet, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Trainingszustand. Bei chronischen Krankheiten, Schilddrüsenfehlfunktionen oder Bluthochdruck sollte trotzdem zuvor das OK des Arztes und des Yoga-Lehrers eingeholt werden. Das gilt ebenfalls bei Bandscheibenproblemen und insbesondere bei Beschwerden mit der Wirbelsäule.

Das Angebot an Yoga-Schulen ist groß, vor allem im urbanen Umfeld gibt es für jeden Leistungsstand und Interessensgebiet das richtige. Bei der Suche ist das Branchenverzeichnis oder das Internet der beste Partner. Viele Sportvereine und Fitnessstudios haben Kurse im Angebot, selbst manche Volkshochschule bietet Yogakurse an. Auch einige Krankenkassen unterstützen bei der Suche nach einer geeigneten Maßnahme, teilweise übernehmen sie sogar zumindest einmal pro Jahr einen Teil der Kosten.

Viel Spaß dabei und Namaste!


Text: Inka Stonjek