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Grippe, Masern, Röteln & Co.: Sind Impfungen für mein Kind gefährlich?
Impfung bei Baby und Kind

Grippe, Masern, Röteln & Co.: Sind Impfungen für mein Kind gefährlich?

In den Medien hört man regelmäßig von Impfgegnern, die behaupten die Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sei durch bestimmte Impfungen gefährdet. Der britische Arzt Andrew Wakefield sagt sogar, dass es einen Zusammenhang zwischen der Masern Mumps Röteln Impfung und der Entstehung von Autismus bei Kindern gäbe. Kein Wunder, dass Eltern verunsichert sind und sich weigern, sich selbst und ihre Kinder impfen zu lassen. Wir geben einen Überblick, auf welche Impfungen Sie verzichten können und welche Impfungen Ihr Kind wirklich braucht.

Eine Impflicht gibt es in Deutschland nicht, wohl aber eine Orientierung von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts (RKI) – diese gibt regelmäßig Impfempfehlungen. Laut der Wissenschaftlern des RKI gehören Impfungen zu den "wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen".

Unter den Standardimpfungen gehören beispielsweise Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung (Polio), Masern, Meningokokken, Mumps, Röteln und Windpocken. Das eigene Kind vor Gefahren und verheerenden Krankheiten zu schützen, ist Aufgabe und Ziel aller Eltern. Doch wer sich länger mit dem Thema Impfungen, ob nun für sich selbst oder das eigene Kind, informiert, könnte zunehmend verunsichert werden. Kursieren doch allerhand Warnungen von Nebenwirkungen und Risiken in den Nachrichtungen und vor allen Dingen im Internet. Teilweise wird davon berichtet, dass das Sterberisiko von Babys und Frühgeborenen ansteigt, wenn die übliche Fünffach-Impfung oder Sechsfach-Impfung durchgeführt wird. Manche Menschen glauben auch, dass man Krankheiten einfach durchmachen müsse, um eine Immunität oder einen Schutz aufzubauen.

Schützen Impfungen nun vor Krankheiten und sind sie unserer Gesundheit förderlich oder, im Gegenteil, sind Impfungen gefährlich und machen sogar krank? ecowoman klärt Sie über alle wichtigen Fakten zum Thema Impfung und die Nebenwirkungen auf – und beantwortet, ob es wirklich notwendig ist, Babys und Kinder gegen Masern, Tetanus, Grippe & Co. impfen zu lassen.

Soll ich mein Kind oder mich selbst impfen lassen?

Das Thema Impfen bewegt, es wird kontrovers diskutiert. Spätestens wenn ein Kind auf dem Weg ist oder man selbst eine Fernreise plant, beschäftigt man sich mit der Frage.

Impfungen: Was passiert im Körper?

Setzt man dem Baby oder Kind unnötigen Torturen aus, wenn man entschließt es impfen zu lassen? Um darauf eine Antwort geben zu können, werfen wir einen Blick darauf, was genau bei einer Impfung in dem menschlichen Körper geschieht.

Bei der Impfung werden dem Körper verschiedene Krankheitserreger gespritzt, auf die der Körper mit einer Immunreaktion reagiert. Grippeähnliche Symptome wie zum Beispiel Fieber können die Folge sein. Der Körper kämpft gegen diese Erreger an, wodurch Antikörper gegen die im Impfstoff enthaltenen abgeschwächten oder abgetöteten Krankheitserreger entwickelt werden. Ziel einer Impfung ist, bei einem realen Kontakt mit den Erregern, eine schnelle, körpereigene Abwehr zu aktivieren.

Grundimmunisierung: Diese Impfungen bekommt jedes Kind

Generell herrscht in Deutschland keine Impfpflicht. Dennoch, momentan entscheiden sich die meisten Eltern für eine Impfung für ihre Babys und Kleinkinder. Kinderärzte impfen routinemäßig nach festgelegten Impfterminen. Bei der sogenannten Grundimmunisierung empfehlen sie eine Impfung gegen die wichtigsten Erreger. Die Ärzte orientieren sich dabei an den Impfempfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch Instituts.

Geimpft wird ab dem 2. Lebensmonat. Die Entscheidung, ob Eltern ihr Kind impfen lassen möchten oder nicht, muss bereits nach neun Wochen getroffen werden – dann erhält das Baby seine erste Sechsfach-Impfung. Die Injektionen sind meist nach zwei Jahren vorerst abgeschlossen. Damit der Körper den Impfschutz beibehält, sind im Laufe der Lebensjahre Auffrischungen notwendig. Der Zeitpunkt der Auffrischung ist im Impfpass ersichtlich. Manche Impfungen sind erst ab einem Alter von 12 Monaten möglich.

Empfohlene Impfungen ab dem 2. Lebensmonat

Sechsfach-Impfung:

  • Diphtherie

  • Tetanus

  • Pertussis (Keuchhusten)

  • Polio (Kinderlähmung)

  • Hämophilus influenzae Typ B

  • Hepatitis B

Die erste Auffrischung der Sechsfach-Impfung ist ab Beginn des vierten Monats geplant, die zweite ab Beginn des fünften Monats. Den Abschluss der Grundimmunisierung bildet die dritte Auffrischung zwischen dem 12. und 14. Monat.

Weitere empfohlene Impfungen für Kinder

Nach Abschluss der Grundimmunisierung, im Alter zwischen dem 12. und 14. Monat, stehen schon die nächsten empfohlenen Impfungen in der Warteschleife.

Kind mit Masern

Geimpft werden soll das Kind gegen

  • Masern

  • Mumps

  • Röteln und

  • Windpocken.
     

Ab Beginn des 15. Monat bis zum Ende des 2. Lebensjahrs wird die Auffrischung der Kombinationsimpfung Masern, Mumps und Röteln empfohlen. Mindestens sollten vier Wochen nach der ersten Impfung dazwischenliegen.

  • Bei Bedarf soll auch gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) geimpft werden, eine von Zecken übertragene Krankheit, die eine Hirnhautentzündung hervorrufen kann. Menschen, die in Süddeutschland, in bestimmten Gebieten von Hessen und Thüringen und viel draußen unterwegs sind, sollten eine FSME Impfung in Betracht ziehen.

Sogar gegen einen Grippevirus kann man sein Kind impfen lassen.

Kindern, die von chronischen Krankheiten betroffen sind, wird in der Regel von einer Impfung abgeraten, da eine Impfung das Kind sehr schwächen kann. Besprechen Sie dieses Anliegen mit Ihrem Arzt.

Empfohlene Standardimpfungen für alle Personen, abhängig vom Alter und Geschlecht

Empfohlene Standardimpfungen für alle Personen, abhängig vom Alter und Geschlecht

Nicht nur Kindern werden bestimmte Impfungen empfohlen, auch für Erwachsene gibt das Robert Koch Institut auf ihrer Website Empfehlungen. Hierbei wird nicht nur nach Alter unterschieden, sondern empfiehlt Impfungen nach medizinischer Indikation, für bestimmte Berufsgruppen, Freizeitaktivitäten und bei Reisen.

Folgende Impfungen werden beispielsweise empfohlen:

  • Influenza

  • Tetanus

  • Pneumokokken

  • Meningokokken

Alle von der STIKO empfohlenen Impfungen werden in der Regel von den Krankenkassen bezahlt. Nur die Impfung gegen die Rotaviren wird nicht von allen Kassen getragen.

Auf der Website des Robert Koch Instituts finden Sie weitere Informationen.

Welche Impfungen für Kinder sind sinnvoll?

Erfahren Sie in einem Interview mit Dr. Martin Hirte, Facharzt für Kinderheilkunde und klassische Homöopathie welche Kinderkrankheit er für die gefährlichste hält und was er von Impfungen für die klassischen Kinderkrankheiten Windpocken, Mumps, Masern oder Röteln hält.

Hier geht es zum Interview mit Dr. Martin Hirte

Nebenwirkungen Impfungen: Wie gefährlich ist eine Impfung?

Vorab: Bitten Sie Ihren Kinderarzt, Sie ausführlich über die Risiken und Nebenwirkungen einer Impfung aufzuklären. Wie häufig treten bestimmte Nebenwirkungen auf und wann ist eine ernsthafte Gefahr erkennbar? Rötungen an der Einstichstelle, Fieber oder sogenannte Impfmasern - kleine masernähnliche Pusteln einer Standartimpfung sind nicht so dramatisch, wie andere durch Impfungen ausgelöste Nebenwirkungen.
Übrigens: Wussten Sie, dass der Arzt für jede durchgeführte Impfung eine Art Provision erhält? Für die Beratungszeit wird nicht bezahlt.

Zwar sind Impfstoffe allgemein gut verträglich (sie durchlaufen ein umfassendes Zulassungsverfahren), doch besteht, wie bei allen Medikamenten, ein Risiko von Nebenwirkungen. Schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfstoffe sind nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme – dennoch treten sie auf. Meist sind die Nebenwirkungen sehr milde und dauern nur kurze Zeit an. So zählen Rötungen, Verhärtungen oder ein leichter Schmerz an der Injektionsstelle zu den häufigeren Nebenwirkungen bei einer Impfung. Allergische Schockanfälle oder Krämpfe können Ihr Kind oder Sie selbst in seltenen Fällen heimsuchen. Die hervorgerufenen Impfschäden können teilweise auch erst mehrere Jahre nach der Impfung auftreten und chronische Krankheiten oder irreparabel bleibende Schäden hinterlassen.

Stellen Kombinationsimpfungen, wie die Sechsfach-Impfung, eine Gefahr für mein Kind dar?

Im Gegenteil, mit einer Kombinationsimpfung, wie der Sechsfach-Impfung können Sie bei Ihrem Kind die Nebenwirkungen und Risiken im Verhältnis zu einer Einzelimpfung reduzieren. Die Belastung für das Kind ist bei einer einfachen Impfung deutlich höher. Babys vertragen Kombinationsimpfstoffe gut, ihr Immunsystem wird nicht geschwächt (nach Otto SE, et al. J Infect 2000, 41, 172–175).

Impfen lassen, ja oder nein? Nebenwirkungen und Folgen ins Verhältnis setzen

Es gibt zwei Lager, das der Impfbefürworter und das der Impfgegner. Auf beiden Seiten finden sich Argumente für ihre Position. Trotz aller möglichen Risiken und Nebenwirkungen von Impfungen, sollten Sie sich die Folgen der Krankheiten, wie Masern, Tetanus, FSME, Meningitis und weitere ansehen. Diese sind ernstzunehmende Krankheiten, die nicht geimpften Kindern und Babys, aber auch Erwachsenen sehr gefährlich werden können. Hat Ihr Kind beispielsweise ein geschwächtes Immunsystem, kann die Krankheit ohne Impfung sogar tödlich verlaufen. Auch die Krankheit Masern ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem Kinder betrifft. Nicht nur rote Hautflecken sind die Folge, auch ein kritischer Allgemeinzustand geht dieser Krankheit hervor. Außerdem können die Masern in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. Um den Kindern und den Eltern das Leid zu ersparen, empfehlen viele Kinderärzte eine Impfung.

Insbesondere bei Kinderlähmung, Keuchhusten, Diphtherie und Tetanus (Wundstarrkrampf) sind die möglichen Folgen gerade für Säuglinge besonders fatal. Kinderlähmung beispielsweise ist keine Krankheit, die leicht auf die Schulter zu nehmen ist. Viele Kinder sind aufgrund dieser Infektionskrankheit ihr Leben lang gelähmt. An Keuchhusten stirbt jeder 1.000. Erwachsene und jeder 200. erleidet eine Entzündung des Gehirns – bleibende Schäden können die Folge sein. Säuglinge können Atemlähmungen bekommen – früher führte das oft zum Tod.

Eine Hirnhautentzündung mit schwersten Spätfolgen können ebenfalls die hochansteckenden Krankheitserreger des Hämophilus influenzae Typ B auslösen. Extrem gefährdet sind Kinder bis zum fünften Lebensjahr. Auch wenn die Hepatitis B in den meisten Fällen ohne Folgeschäden ausheilt, ist die Krankheit nicht zu unterschätzen. Leberzirrhose (Schrumpfleber) und Leberkrebs können die Folge sein. Alarmierend: Bei Säuglingen und kleinen Kindern bleibt die Krankheit anfangs fast immer unbemerkt.

Genau wegen der schwerwiegenden Folgen für Krankheiten wie dieser empfiehlt die STIKO, dass Eltern ihre Babys mit Impfungen schützen.

Sind Impfungen sinnvoll?

Nutzen Impfungen und besteht eine Notwendigkeit ihrer konsequenten Durchführung und Kontrolle? Das kritisch zu hinterfragen, ist sicherlich eine kluge Vorgehensweise. Es ist wichtig, dass Sie sich ausreichend informieren, bevor Sie ihr Kind impfen lassen. Schauen Sie sich auch auf den Seiten des RKI um, hier werden Ihnen viele Fragen von den Experten im Vorfelde, meist unterstützt durch Statistiken und Analysen, beantwortet.

Impfgegner bekommen seit Jahren eine immer größere Plattform. Analysieren Sie, inwiefern Daten die Behauptungen stützen und eine repräsentative Aussage zulassen. Die Stiftung Warentest rät, genau abzuwägen. Impfungen schützen nicht nur den Einzelnen, sondern auch das Umfeld. Wer nicht erkrankt, steckt auch niemanden an.

Fragen Sie Ihren Arzt bei leisesten Zweifeln – gerne auch ein zweites oder drittes Mal.

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Quellen:, Bilder: Depositphotos/perig76, natulrich, Text: Jasmine Barendt