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Plogging – gut für Körper und Umwelt
Trendsport Plogging

Plogging – gut für Körper und Umwelt

Der Kaffee-to-go-Becher, die Plastikverpackung oder der Einweggrill: Der Müll am Wegrand ist ein wachsendes Problem und nicht nur das, wir versinken zunehmend in einer Plastikflut. Immer mehr Menschen wollen dem ein Ende setzen. Nun ist das Bewusstsein auch in der Sportlerszene angekommen. Plogging nennt sich der Trend aus Schweden, bei dem es darum geht, Müll zu sammeln, statt daran vorbeizulaufen – und gleichzeitig noch etwas für den eigenen Körper zu tun.

Zugegeben es sieht schon etwas seltsam aus, wie sich ein Dutzend Menschen im knalligen Sportdress, bepackt mit einem Müllsack, laufend durch den Park bewegt, sich alle paar Meter bückt und dann etwas aufsammelt. Doch es lohnt sich – bis zu zehn Kilo Müll können bei einer Plogging-Runde zusammenkommen. Und das ist schon eine ganze Menge, was sonst in unserem Ökosystem gelandet wäre. Schauen wir uns den Trend also einmal genauer an.

Besser als Ikea: Plogging – der Trend aus Schweden

Er dürfte nicht der Erste gewesen sein, den der viele Müll am Wegrand seiner Laufrunde gestört hat. Doch Erik Ahlström, ein Geschäftsmann aus Schweden, war so stark genervt davon, dass er beschloss, aktiv etwas dagegen zu unternehmen – er fing mit Plogging an. Eine Kombination aus Sport und Umweltaktivismus. Daher auch der Begriff: Es ist ein Zusammenschluss aus dem schwedischen Wort plocka upp (sammeln, aufheben) und eben Jogging.

Haben ihn anfangs noch viele dafür belächelt, fand er schon schnell Mitstreiter, die gemeinsam mit ihm ihre sportlichen Runden zogen und dabei den Müll aufsammelten, um nicht nur sich, sondern auch der Umwelt etwas Gutes zu tun. Und so entstand bereits 2016 die Plogging-Bewegung. Zunächst fand die Idee von Erik Ahlström vor allem in Schweden viele Anhänger, doch nach und nach wurde Plogging zu einer richtig globalen Bewegung. Egal ob am Strand in Indien, in den Wäldern Kanadas oder vor dem Kölner Dom – der Trend hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Auch in Deutschland finden sich immer mehr Plogging-Gruppen mit Menschen, die beim Laufen nicht nur ihr sportliches Gewissen beruhigen möchten.

Plogging – der Trendsport aus Schweden

Plogging – so funktionierts

Und es ist auch kein Wunder, dass sich so viele für das Plogging begeistern – denn es ist ganz einfach. Vor allem für diejenigen, die eh schon dem Laufsport zugetan sind. Außer dem üblichen Lauf-Outfit braucht man nämlich nur noch ein bis zwei Müllsäcke, bevor es losgehen kann. Zum eigenen Schutz oder weil es manch einem, gerade zu Beginn, auch etwas zu eklig ist, in den Unrat zu greifen, kann man zusätzlich noch ein paar Handschuhe einpacken. Das ist aber kein Muss.

Und dann heißt es auch schon los geht´s und bei der nächsten Jogging-Runde die Augen offenhalten, runter beugen und den Müll aufheben. Es gilt alles aufzusammeln, was nichts in der Natur zu suchen hat – vom Zigarettenstummel bis hin zur Mikrowelle. Ja, man wird staunen, was sich so alles im Gebüsch finden lässt. Und wem das Laufen zu anstrengend ist, der versucht es einfach mit Plalking – eine Kombination aus Walking und Müll sammeln. Denn die Schnelligkeit sollte hier ja wohl wirklich nicht im Vordergrund stehen.

Unter dem Hashtag #plogging halten viele dann ihre Erfolge auf Instagram und Co fest – also zum Schluss das schöne Foto nicht vergessen. Natürlich muss der Müll auch noch sachgerecht in einem Mülleimer entsorgt werden. Aber somit bleibt am Ende der üblichen Laufrunde diesmal nicht nur das gute Gefühl, etwas für den Körper getan zu haben, sondern auch die Welt ein bisschen besser.

Mit Plogging hat man ein doppelt gutes Gewissen

Doch wer jetzt denkt, der sportliche Effekt bliebe beim Plogging auf der Strecke, hat sich getäuscht. Ganz im Gegenteil. Durch das Bücken und In-die-Knie-gehen werden weitere Muskeln an Rumpf, Po und Rücken aktiviert, die normalerweise beim Laufen Pause haben. Und auch die Arme haben was zu tun. Denn mit jedem Gegenstand, den man in den Müllbeutel packt, steigt nicht nur das Glücksgefühl, gerade etwas Gutes für die Umwelt zu tun, sondern auch das Gewicht am Arm. Und so macht Plogging das Laufen zu einem intensiven Ganzkörper-Workout – und das ganz ohne Fitness-Studio.

Durch das ständige Anhalten und Bücken hat man zwar schnell das Gefühl, etwas unrund zu laufen und nicht in den gewohnten Rhythmus zu kommen, aber dafür wird das Plogging zu einer Art Intervall-Lauf, der zusätzlich das Herz-Kreislauf-System stärkt. Außerdem vergeht die Zeit wie im Flug, denn Plogging fühlt sich an wie ein Spiel, dessen Ziel es ist, die Tüte möglichst voll zu bekommen – und das motiviert ungemein. Nicht nur den Plogger selbst, sondern auch viele andere.

Plogging macht das Laufen zu einem intensiven Ganzkörper-Workout

Und deshalb hat Plogging sich zu einem richtigen Gemeinschaftserlebnis entwickelt, denn es macht, wie auch so vieles andere, gemeinsam mehr Spaß als alleine. In vielen Städten finden sich daher richtige Plogging-Gruppen zusammen. Einmal in der Woche ziehen sie dann für fünf Kilometer los und sammeln in den rund 30 Minuten alles auf, was ihnen an Müll zwischen die Finger kommt. Am Ende teilen sie das gemeinschaftliche Erlebnis – und das doppelt gute Gewissen, etwas für den Körper und die Umwelt getan zu haben.

Plogging: Selten war Joggen so sinnvoll

Für den Initiator Erik Ahlström war es ebenfalls wichtig, dass beim Plogging das sportliche Ziel nicht geschmälert wird. Er wollte schlichtweg das Gute mit dem Schönen verbinden, warum also beim Laufen nicht einen Müllbeutel mitnehmen und sich damit für die Umwelt und die drauffolgende Generation einsetzen. Und das ist ihm gelungen, denn nie zuvor war Joggen so sinnvoll wie beim Plogging.

Auch immer mehr Städte unterstützen die Aktionen. In Köln wird die Plogging-Gruppe zum Beispiel regelmäßig von dem Entsorgungsdienst unterstützt. Sie stehen am Ende der Laufrunde bereit und nehmen den gesammelten Müll entgegen, um ihn fachgerecht zu entsorgen. Oder in München wurden die Plogger von dem Betrieb für Abfallwirtschaft mit Warnwesten, Handschuhen und Müllbeuteln versorgt.

Der Trend aus Schweden verändert folglich die Perspektive beim Laufen. Nicht mehr nur man selbst, das eigene körperliche Wohlempfinden und die Selbstoptimierung stehen im Mittelpunkt, sondern auch der Einsatz für die Umwelt und die nachfolgenden Generationen. Dadurch bekommt der Laufsport einen ganz neuen Impact – und zwar einen gesellschaftlichen.

Manch einer kann den Hype um die neue Trendsportart nicht nachvollziehen. Fürs Müllsammeln seien die Entsorgungsbetrieb zuständig, außerdem brauche man nicht für alles einen neuen hippen Begriff, nur um damit ein paar Likes bei Facebook oder Instagram zu generieren. Es solle eigentlich selbstverständlich sein, den Müll wegzuräumen, den man selbst verursacht hat, heißt es von Seiten der Kritiker. Doch dem ist leider nicht so. Also zählt auch schon der kleinste Schritt auf dem Weg zum Umweltschutz. Und somit ist Plogging eine gute Möglichkeit, Menschen zu mobilisieren und vielleicht auch zu sensibilisieren, etwas gegen die zunehmende Vermüllung der Natur zu unternehmen – und das nächste Mal den Müll selbst in den Mülleimer zu werfen, anstatt ins Gebüsch. Weiterlesen…

Quellen: Bilder: Depositphotos/doble.dphoto, yulek1985, Haritonoff, Text: Lisa Bender