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essbare Stadt
Gärtnern in der Stadt

Diese Städte sind essbar und nachhaltig

Oft heißt es, in der Stadt gäbe es ja keine Natur. Das muss nicht stimmen, wie das Projekt „Essbare Stadt“ zeigt. Immer mehr Orte in Deutschland tragen diesen Titel und so profitieren davon Umwelt und Stadtbewohner. 

So funktioniert die Idee der essbaren Stadt

Bei dem Projekt „Essbaren Stadt“ handelt es sich um eine Idee, die gleichzeitig die Natur schützen und den Bewohnern von Städten einen Mehrwert bieten soll. Hier werden nämlich auf Flächen in verschiedenen Städten überall in Deutschland Gemüse, Obst, Kräuter oder essbare Blüten zum Verzehr angepflanzt. Den Möglichkeiten dafür werden kaum Grenzen gesetzt. Es dienen nicht nur klassische Beete in Parks oder Fußgängerzonen für den Lebensmittelanbau. Auch Balkone, Wände oder Dachflächen werden bepflanzt. Das Besondere: Meistens ist nicht das Grünflächenamt der jeweiligen Stadt für die Bepflanzung verantwortlich, sondern die Stadtbewohner sind diejenigen, die das Konzept essbare Stadt umsetzten und die Pflanzen säen sowie sorgsam pflegen. Und von den reifen Früchten und dem gesunden Gemüse darf sich dann auch jeder etwas mitnehmen. Feste Vorgaben für eine essbare Stadt, die zwingend erfüllt werden müssen, gibt es nicht. Meistens sollen sie aber den Zweck erfüllen, die Bewohner mit Lebensmitteln zu versorgen und gleichzeitig einen Beitrag zu mehr Biodiversität in den Städten zu leisten. Teil der essbaren Städte sind neben öffentlichen Grünanlagen auch Gemeinschaftsgärten oder Schulgärten.

Projektstart Vorgarten

Foto: Oliver Hallmann

Wie kann ich mitmachen?

In welcher Art und Weise man sich miteinbringen kann, ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich und hängt immer von den jeweiligen Projekten ab. Bei Gemeinschaftsgärten gibt es beispielsweise häufig feste Gruppen, die sich um die Organisation kümmern. Wer hier mithelfen möchte, sollte am besten mit den Organisatoren in Kontakt treten und sich über Möglichkeiten der Mitwirkung informieren. Helfende Hände werden in der Regel aber immer gesucht. Oft sind auch Initiativen für essbare Städte verantwortlich, die ebenfalls immer Unterstützung suchen und sich über Interessenten freuen. In einigen Städten können dagegen Patenschaften für Beete übernommen werden, wie etwa für Hochbeete. Vergeben werden diese beispielsweise von den Stadtverwaltungen nach erfolgreicher Bewerbung. Im Grunde sind die Möglichkeiten bei den essbaren Städten genauso vielfältig wie die angebauten Pflanzen.

Urban Gardening

Biologischer Anbau für Mensch und Umwelt

Essbare Städte sind nachhaltig und häufig richten sie sich auch nach dem Prinzip der Permakultur. Zu den Grundsätzen der Permakultur gehört der achtsame Umgang mit der Erde, die unsere Lebensgrundlage ist und erhalten werden muss. Aber auch der achtsame Umgang mit Menschen gehört zu den Grundsätzen sowie die Selbstbegrenzung und gerechtes Teilen. Dadurch lernen Menschen, wie sie sich bei der Befriedigung von Bedürfnissen wie Ernährung begrenzen können. So wird eine Ausbeutung der Erde und unserer Umwelt verhindert und natürliche Ressourcen werden gerecht verteilt. Wichtig sind bei der Permakultur auch eine Vielfalt an verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, dass die Arbeit in den Gärten per Hand erledigt wird und der Verzicht auf chemischen Dünger.

Wo gibt es essbare Städte?

Seinen Ursprung hat das Konzept in der englischen Stadt Todmorden. Hier begann man 2007 damit, auf öffentlichen Flächen Gemüse anzupflanzen und von Anfang an durfte jeder in der Stadt ernten, was dort wuchs. Der Nachhaltigkeitsgedanke stand dabei schon immer im Vordergrund. Diese Aktion stieß auf Begeisterung bei den Bürgern und schnell fanden sich immer mehr Menschen, die beim Gärtnern in der Öffentlichkeit mitmachten. Der öffentliche Raum wird so optimal genutzt und inzwischen in Todmorden für seine Vorreiterrolle über die Grenzen Englands hinaus international bekannt und viele Städte machen es nach. Eine der ersten deutschen Städte, die essbar wurden, war 2008 Andernach und es gilt bis heute hierzulande vielen Städten als Vorbild. Und sicher kommen zukünftig noch einige hinzu. Inzwischen gibt es in den meisten Bundesländern essbare Städte, insgesamt sind es etwa über 60 Städte. Hier gibt es eine Übersicht, in der einige der Städte aufgelistet sind. Vielleicht ist Ihre Stadt ja auch dabei? Und wenn nicht, wieso nicht einfach selbst damit anfangen und die eigene Stadt essbar machen? Wir stellen verschiedene Projekte vor, die vormachen, wie es geht.

Tomatenpflanze in Fussgängerzone

Foto: Detlef Müller

Das sind „Essbare Städte“ in Deutschland

Aachen

In Aachen hat sich die Initiative „Essbare Innenstadt Aachen“ das Ziel gesetzt, Natur und die Versorgung mit Lebensmittel in städtischer Umgebung für alle erfahrbar zu machen. Dafür sollen aus ungenutzten Flächen, städtischen Gärten, Vorplätzen oder Schulhöfen Gemüse, Kräuter, Obst oder essbare Blüten angepflanzt werden. Angefangen hat die Initiative aber mit der sogenannten Annahalle in der Aachener Innenstadt, einer großen Hinterhofhalle in der Annastrasse 14-16. Die Halle verfügt über ein Glasdach und hier stehen seit Februar 2022 Hochbeete für Gemüse und kleinere Kräuterkisten. Für die Hochbeete können Patenschaften übernommen werden und die Initiative organisiert über das Gärtnern hinaus auch Workshops, Lesungen und Ausstellungen zu den Themen Urban Gardening, Permakultur oder Stadtgärtnern. 

Essbare Innenstadt Aachen

Andernach

In Andernach möchte man als essbare Stadt Grünflächen lebendig und vielfältig gestalten, um die Themen Nachhaltigkeit, Biodiversität und urbane Landwirtschaft in den Fokus zu rücken und praktisch umzusetzen. Dadurch soll das Stadtbild nicht nur besonders ansprechen aussehen, sondern das Konzept soll auch ökologische und ökonomische Funktionen erfüllen, indem die Umwelt geschützt wird und die Bürger mit Nahrung versorgt werden können. Für diese Gestaltung des Stadtbildes als essbare Stadt hat Andernach sogar eine Goldmedaille beim Wettbewerb „Entente Florale“ gewonnen. Dabei werden Projekte ausgezeichnet, die dauerhaft und nachhaltig das Lebensgefühl in einer Stadt verbessern. Um diese Auszeichnung zu verdienen hat die wurden unter anderem verschiedenen Nutzpflanzen wie Tomaten, Zwiebeln oder Bohnen angepflanzt und an Orten wie „Am Wasserturm“ und „Johannesplatz“ entstanden anspruchsvolle Flächenpflanzungen. Am Stadtgraben gibt es außerdem eine große Auswahl von Obst- und Nussbäumen. Hier können Pfirsiche, Nüsse oder Birnen gepflückt werden. Zusätzlich verfügen viele Andernacher Schulen über eigene Schulgärten, in denen schon die Jüngsten erfolgreich an das Thema Nachhaltigkeit herangeführt werden.

Essbare Stadt Andernach

Bad Kreuznach

In der Rheinland-Pfälzischen Kurstadt ist der Stadtteilverein Bad Kreuznach-Süd-Ost für die Umsetzung des Projektes essbare Stadt verantwortlich. Mittelpunkt ist dabei der Bürgerpark des Stadtteils, welcher für viele Bad Kreuznacher ein Naherholungsgebiet darstellt, in dem sie ihre Freizeit verbringen. Der Verein möchte dafür sorgen, dass den Bürgern hier auch weiterhin eine grüne Oase in der Stadt erhalten bleibt und verwirklicht dafür verschiedene Aktionen, wie zum Beispiel Hochbeete speziell für Kinder oder der Bau von Sitzmöbeln aus Paletten zum Verweilen im Park. Die Umsetzung wird durch den Lokalfonds Kreuznach gefördert und das städtische Grünflächenamt bietet dabei seine Unterstützung an. Der Park soll als Teil einer essbaren Stadt einen Ort der Begegnung und des Miteinanders bieten, an dem zusammen gebaut, gepflanzt, gegossen und genascht werden kann. 

Essbares Bad Kreuznach

Berlin

In unserer bevölkerungsreichen Bundeshauptstadt gibt es viele Menschen, die sich für eine grünere Stadt einsetzten und sich selbst mit regionalem Obst und Gemüse versorgen wollen. Überall in der Stadt gibt es Gemeinschaftsgärten, welche den Großstädtern den Anbau von Nahrungsmittel und eine nachhaltige Art der Ernährung nahebringen. Neben dem Umweltschutz, der hier geleistet wird, entsteht auch die Möglichkeit in einer Metropole, die eher von Anonymität geprägt ist, seine Nachbarn kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Adressen, in denen sich solche Gärten finden, sind zum Beispiel die Prinzessingärten am Moritzplatz, Interkulturelle Bio-Gärten in Kreuzberg und Neukölln, der Bauerngarten in Spandau zum selber Ernten oder die Gartenfläche für Kinder in Neukölln. Hier gibt es eine Übersichtskarte mit den verschiedenen Gemeinschaftsgärten und Projekten in Berlin. 

Essbares Berlin

Bingen

Im Rheinland-pfälzische Bingen brauchen die Bürger keinen eigenen Garten, um schmackhaftes Obst und Gemüse anbauen zu können. Das Projekt essbare Stadt wird hier nämlich seit 2016 gemeinsam von der Stadtverwaltung, der Fachhochschule und den Binger Bürgern umgesetzt. Die Stadt macht dafür ausgewählte öffentliche Grünflächen für die begeisterten Gärtner zugänglich. Diese geben mit ihrer Arbeit den Flächen einen sinnvollen und gleichzeitig erlebbaren Nutzen. Der Anbau ist ökologisch, das heißt es werden keine chemischen Dünger oder Spritzmittel verwendet. In Bingen lautet das Motto dabei „Pflücken erlaubt“, denn sofern sie bereits reif sind, können Möhren, Bohnen, Beeren und Co. gepflückt und selbst gegessen werden. Das kann aber nur funktionieren, wenn genug Menschen bei der Pflege der Pflanzen mithelfen. Der Arbeitskreis für die essbare Stadt Bingen am Rhein trifft sich monatlich und freut sich über neue Helfer. Gemeinsam sollen verschiedene Ziele erreicht werden, wie die Wertschätzung der Natur- und Pflanzenwelt, die Schaffung neuer Aktions- und Lebensräume in der Stadt oder die Förderung der biologischen Vielfalt.

Essbare Stadt Bingen

Darmstadt

Das hessische Darmstadt möchte dem Vorbild anderer Städte folgen und als essbare Stadt einen wichtigen Beitrag zu mehr Biodiversität und Nachhaltigkeit leisten. Deswegen gibt es hier die „Initiative Essbares Darmstadt“, die als Vermittler, Kontakter und leicht zugängliche Plattform das Konzept in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren verwirklichen möchte. Die Initiative verfolgt die Vision einer Stadt, in der vielfältige Pflanzen wie Kräuter, Gemüse, Obst oder essbare Blüten für Menschen und Tiere überall zugänglich zur Verfügung stehen. Dabei sollen Flächen entstehen, auf denen sich jung und alt sowie verschiedene Kulturen begegnen können. Dafür sind in Darmstadt bereits einige Gärten, Hochbeete und Nachbarschaftsbeete entstanden, die von den Bewohnern bepflanzt und gepflegt werden. Beete und Gärten befinden sich zum Beispiel in der Arheiliger Straße, der Julius-Reiber-Straße, am Hauptbahnhof in der sogenannten „Klause“, der Heidenreichstraße oder in der Lincoln Siedlung. Auch Orte wie das Staatstheater und das Vivarium dienen als Realisationsort der essbaren Stadt.

Eine ausführliche Auflistung und zahlreiche Hintergrundinformationen zu allen Orten mit essbaren Pflanzen findet sich in der Projektübersicht der Initiative Essbares Darmstadt. 

Essbares Darmstadt

Düsseldorf

In Düsseldorf können sich Privatpersonen, Nachbarschaften, Vereine oder Initiativen für eigene Biohochbeete bewerben. Diese werden vom städtischen Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz vergeben, auch Schulen und Kitas können mitmachen. Die Hochbeete müssen dabei öffentlich zugänglich sein, es müssen sich mindestens 4 Personen bei der Pflege des Hochbeetes beteiligen und es dürfen nur essbare Pflanzen gesät werden. Für die Hochbeete eignet sich eine befestigte Fläche in der Sonne oder im Halbschatten und es muss für eine Saison genutzt und gepflegt werden. Bei erfolgreicher Bewerbung stellt die Stadt Düsseldorf das Biohochbeet, Biosaatgut und Erde.

Essbare Stadt Düsseldorf

Frankfurt

Wer an Frankfurt denkt hat wohl erstes die Hochhäuser der Finanzmetropole im Kopf und ganz bestimmt keine Gemeinschaftsgärten. Trotzdem sind gerade diese hier auch reichlich vorhanden. Dafür verantwortlich sind unter anderem die Frankfurter GemüseheldInnen, eine Gruppe von Gemeinschaftsgärtner. Sie haben das Ziel einer essbaren Stadt. Diese soll dafür da sein, eine regionale Landwirtschaft ohne lange Wege umzusetzen, biologisch zu arbeiten und die Bürger mit saisonalem Obst und Gemüse zu versorgen. Zusätzlich wird die Stadt dadurch grüner, es gibt mehr Naherholungsorte, Freizeitmöglichkeiten und idealerweise mehr soziales Miteinander. All das kann durch essbare Inseln im Sinne der Permakultur geschaffen werden, die gleichzeitig eine wichtige Aufgabe für den Klimaschutz erfüllen. Eine essbare Stadt ermöglicht nämlich die Unabhängigkeit von Importen und Großunternehmen, die häufig nicht im Sinne des Klimaschutzes handeln.

Angefangen hatte das Projekt 2019 mit der Realisation der Grünen Lunge am Günthersburgpark. Inzwischen gibt es 19 Gärten der GemüseheldInnen und 250 freiwillige Gärtner. Außerdem betreiben sie eine „Hektar große Stadtfarm gemeinsam mit einer Gärtnerei.

GemüseheldInnen Frankfurt

Hamm

In Hamm gibt es schon seit Langem öffentlich zugängliche Obstbäume- und Sträucher, an denen die Bürger für den eigenen Bedarf pflücken dürfen. Doch die Stadt möchte noch mehr: Das heimische Obst- und Fruchtholzgewächs soll ausgebaut werden. Über bereits bestehende Möglichkeiten und Standorte von Bäumen wird außerdem stärker informiert, um mehr Bekanntheit für sie zu schaffen. Zukünftig soll die Wahl bei Baumpflanzungen vor allem auf fruchttragende Baumarten fallen, um das Angebot für die Bürger noch weiter zu vergrößern. An mehreren Orten in Hamm werden auch noch zusätzlich Streuobstwiesen angelegt und einzelne Obstbäume neu gepflanzt. Passiert ist das zum Teil auch schon, zum Beispiel im Titianpark, dem Stadtteil-Park Schulze Pelkum und dem Grünzug am Sachsenring. Im digitalen Stadtplan werden die Standorte der öffentlichen Obstbäume angezeigt. In Hamm gibt es auch verschiedene Urban-Gardening-Standorte wie dem Erlebensraum Lippeaue oder die Hochbeete der Stadtteiljugendarbeit Hamm-Westen.

Essbare Stadt Hamm

Kassel

Schon seit 2009 bemüht sich Kassel um ein grüneres Stadtbild. Damals wurde damit begonnen, das Projekt essbare Stadt mit einem gemeinnützigen Verein zu organisieren und umzusetzen. Bei Gründung waren es nur 16 Mitglieder, aber der Verein ist immer in der Zwischenzeit immer größer geworden. So waren es 2021 schon 130 Mitglieder. Gemeinsam wird die Pflege von mehreren Gemeinschaftsgärten übernommen und die Teilhabe am biologischen Gartenbau wird ermöglicht. In engagierter Zusammenarbeit mit den Bewohnern der Kasseler Stadtteile wurden auch schon neue Nuss- und Obstbäume angepflanzt und alte Baumbestände gepflegt oder Baumpatenschaften vermittelt. Darüber hinaus werden Ernte-, Saft und Einmachaktionen auf die Beine gestellt und verschiedene Angebote wie Filmabende, Workshops oder Vorträge zum Thema essbare Stadt und Nachhaltigkeit organisiert.

Essbare Stadt Kassel

Köln

In der Domstadt Köln gibt es als Teil der essbaren Stadt Gemeinschaftsgärten, Kleingärten und essbares öffentliches Grün. Auch die partizipative Landwirtschaft, bei der Bürger der Stadt Acker pachten oder sich an der solidarischen Landwirtschaft beteiligen, trägt zu der Eigenversorgung mit Lebensmitteln bei. Überall in Köln gibt es zahlreiche Angebote zum gemeinsamen Gärtnern, wie in Firmengärten bei VW oder RheinEnergie, dem Bunkergarten Deutz, dem Ostgarten Brühl, dem Garten am Mer e.V oder in den GartenClubs Köln. In den GartenClubs Kinder ab 6 Jahren wie das Anpflanzen und die Pflege von Gemüse und Kräutern funktioniert und in den verschiedenen Gemeinschaftsgärten können die Kölner gemeinsam verschiedene Ecken ihrer Stadt zu grünen Oasen verwandeln und sich dabei gleichzeitig mit Bio-Gemüse selbst versorgen.

Essbare Stadt Köln

Lübeck

Auch die norddeutsche Hansestadt Lübeck möchte etwas für den Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz tun. Deswegen bietet sie als essbare Stadt eine Plattform für Menschen, Initiativen und Vereine welche Grünflächen kreativ sowie gemeinschaftlich nutzbar machen. Dafür entstehen sogenannte „Stadtoasen“, in der verschiedene Generationen und Nationen ein gutes Miteinander erleben können. Bei allen Projekten im Rahmen der essbaren Stadt geht es aber vor allem auch um die Förderung einer bienen-, insekten- und wildtierfreundlichen Stadtnatur. Das Engagement der Lübecker hat schon zu 30 verschiedenen Einzelprojekten in verschiedenen Stadtteilen geführt. Dazu gehören zum Beispiel die Wildblumeninitiative Lübeck, der Naturhof Falkenfeld oder der Kräuterhof Lübeck. Die unterschiedlichen Angebote der Essbaren Stadt laden die Bürger zum Hinschauen und Mitmachen ein. Vor allem Kinder können hier schon früh lernen, was Naturschutz bedeutet.

Essbare Stadt Lübeck

Marburg

In Marburg erprobt der Fachdienst Stadtgrün und Friedhöfe bereits seit einigen Jahren die Umsetzung einer essbaren Stadt. An öffentlichen Plätzen wie dem Friedrichsplatz werden dafür Gemüse und Kräuter gemeinsam mit Blumen in Pflanzenbeeten platziert. Auf Parkplätzen gibt es Esskastanien oder verschiedene Beerensträucher in Grünanlagen. Auch Kräuterkübel gibt es an mehreren Orten, zum Beispiel dem Firmaneiplatz, der Elisabethkirche oder dem Wilhelmplatz. Teil der essbaren Stadt ist auch das Projekt „Probier mal Marburg“, bei dem in Kindergärten und Schulen Bepflanzungen realisiert werden. Jedes Jahr kommen in der Stadt neue Pflanzen hinzu und weitere Projekte sind in Planung. In Marburg wird dabei vor jeder Pflanzung geprüft, ob der Standort auch gut geeignet ist. Dafür dürfen keine essbaren Pflanzen in unmittelbarer Nähe zu giftigen angepflanzt werden, da dann die Verwechslungsgefahr bestünde. Es wird außerdem auch darauf geachtet, dass die Pflanzen nicht mit Schadstoffen belastet oder anderweitig verunreinigt werden können.

Essbare Stadt Marburg

München

„Gärtnern in öffentlichen Grünanlagen“ lautet das Motto in der bayerischen Landeshauptstadt München. Damit die Bürger sich daran beteiligen können, wurde eine Fläche in der Baumschule Bischweiler für das Projekt essbare Stadt zur Verfügung gestellt. Hier werden Gemüse und Kräuter angepflanzt und für den eigenen Verbrauch genutzt. Im Gemeinschaftsgarten erhält jeder Hobbygärtner ein etwa zwei Quadratmeter großes Beet. Vergeben werden die Flächen immer für die Saison von April bis Oktober. Eine Einweisung in das Gemeinschaftsprojekt sowie eine Grundausstattung mit Samen, Pflanztipps und Gießwasser gehören dazu. Werkzeuge für die Bepflanzung der Beete können vor Ort genutzt werden. Das Konzept soll dazu führen, dass die Bürger der Stadt München sich an der Stadtgestaltung beteiligen und ökologische, saisonale und lokale Lebensmittel kennenlernen. Außerdem wird so die Selbstversorgung der Stadt gefördert und auch die Insekten profitieren von einer vielfältigen Bepflanzung.

Essbare Stadt München

Pirmasens

Um zur essbaren Stadt zu werden, wurden in Pirmasens bereits 16.000 Pflanzen in 15 Beeten in der Innenstadt und den Vororten eingesetzt. Darunter sind Grünkohl, Kohlrabi, Erdbeeren, Kräuter und mehr. Die Pirmasenser sind dazu eingeladen, alles zu ernten, sobald es reif ist. Neben den Nutzpflanzen gibt es aber auch Blühpflanzen, die für die Biodiversität und Insekten ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Um die Pflege der Beete kümmert sich die eigene Stadtgärtnerei. Die Mitarbeiter entfernen das Unkraut oder erledigen das regelmäßige Gießen. Für die Pflanzen wird dabei auch torffreies Substrat als Untergrund genutzt, denn Torf erfüllt eine wichtige Aufgabe bei der Bindung von CO2 und sollte deswegen nicht abgebaut werden. Geerntet werden können Gemüse, Obst und Kräuter unter anderem in Pflanzkübeln der Fußgängerzone, der Bahnhofstraße, in der Schäferstraße oder in Beeten am oberen Schloßplatz.

Essbare Stadt Pirmasens

Saarbrücken  

Auch die Landeshauptstadt unseres kleinsten Bundeslandes trägt den Titel essbare Stadt. Das Projekt wird hier vom Amt für Stadtgrün und Friedhöfe zusammen mir dem städtischen Zentrum für Bildung und Beruf Saar (ZBB) umgesetzt. Sie wollen die Bürger der Stadt mit den verschiedenen Stadtgärtchen dazu motivieren, sich an der zugleich nützlichen und schönen Bepflanzung zu beteiligen. Diese Gärtchen werden seit 2019 an mehreren Orten realisiert. Zum Teil handelt es sich bei ihnen um Nachbarschaftsgärten oder Hochbeete. Angepflanzt werden Gemüse-, Kräuter- und Obstpflanzen wie Fenchel, Zucchini, Kohlrabi oder Minze und die Bürger können nach Bedarf kostenlos ernten. Stadtgärtchen befinden sich zum Beispiel am Rathaus, im DFG oder am ZBB-Hauptsitz Ernst-Abbe-Straße 10. Nachbarschaftsgärten gibt es in der Trifelsstraße, oder in der Kleingartenanlage Brebach, darüber hinaus gibt es an mehreren Orten in der Stadt Mikrogärten in Form von Hochbeeten.

Essbare Stadt Saarbrücken

Quellen: Bilder: Bürgerinitiative «Essbare Stadt» Minden, Text: Fatma Cevik