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Der Öko-Landwirt hat durch Artenvielfalt weniger Schädlinge.

Der Öko-Landwirt hat durch Artenvielfalt weniger Schädlinge.

Dank größerer Artenvielfalt: Weniger Blattläuse auf Öko-Feldern

Landwirte, die Insektizide gegen Blattläuse spritzen, erzielen damit nur kurzfristig einen Effekt. Denn: Ökologisch bearbeitete Felder weisen dank größerer biologischer Artenvielfalt weniger Schädlinge auf. Das berichteten Forscher vom Biozentrum der Uni Würzburg in der Fachzeitschrift PLoS One.

Wie steht es um die biologische Artenvielfalt auf unterschiedlich bewirtschafteten Triticale-Äckern, Äckern also, auf denen eine Kreuzung aus Roggen und Weizen angebaut wird. Weltweit wird dieses robuste Getreide immer häufiger angebaut, denn auch auf schlechten Böden liefert es gute Ernteerträge. Das wollten die Biologen vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie herausfinden.

Beim Vergleich von konventionell bewirtschafteten Feldern, die entweder mit Insektiziden gespritzt wurden oder unbehandelt blieben, machten Jochen Krauss, Iris Gallenberger und Ingolf Steffan-Dewenter von der Universität Würzburg eine Entdeckung, die alle Landwirte aufhorchen lassen dürfte: «Der vorbeugende Einsatz von Insektiziden gegen Blattläuse kostet zwar Zeit und Geld, bringt aber nach unseren Ergebnissen keine Vorteile», fasst Jochen Krauss die vorliegende Studie zusammen.

Chemielastige Landwirtschaft: Mehr Schädlinge, weniger Nützlinge

Die drei Wissenschaftler haben in ihrer Studie fünf Triticale-Felder, die mit Insektiziden gegen Blattläuse gespritzt wurden, mit zehn unbehandelten Feldern verglichen. «Kurzfristig führte das Spritzen zwar zu einer Abnahme der Schädlingsdichte», sagt Krauss. «Aber nach vier Wochen fanden wir deutlich mehr Blattläuse als auf den ungespritzten Äckern. Das hat auch die Landwirte erstaunt, auf deren Feldern wir die Studie durchgeführt haben.»

Zwei mögliche Erklärungen liefern die Forscher für das Phänomen. Denkbar ist: Die Insektizide raffen auch Tiere dahin, die Blattläuse fressen, also Marienkäfer und die Larven von Flor- und Schwebfliegen. Weil die Feinde fehlen, können die Läuse sich besser wiederansiedeln und schneller vermehren als auf ungespritzten Flächen.


Biologische Artenvielfalt und nützliche Schädlingsfresser besser als Chemie.

Biologische Artenvielfalt und nützliche Schädlingsfresser besser als Chemie.

Möglich ist auch ein indirekter Effekt: Das Insektizid tötet die Blattläuse, woraufhin deren Feinde aus Futtermangel den Acker verlassen. Endergebnis ist: Auch in diesem Szenario kann sich die Blattlaus-Population nach der Wiederbesiedlung besser erholen, weil die Feinde weg sind. Durch Störung der Artenvielfalt können sich demnach auch bei Verwendung von Chemie zur Schädlingsbekämpfung Blattläuse besser ausbreiten und die Ernte nach wie vor gefährden.

Größere biologische Artenvielfalt auf Öko-Feldern

Auf konventionell bewirtschafteten Äckern, die nicht gespritzt werden, scheint also die Schädlingskontrolle durch natürliche Feinde besser zu funktionieren – dank der größeren biologischen Artenvielvielfalt auf diesen Äckern. Nochmals deutlich größer ist diese Artenvielfalt auf rein ökologisch bewirtschafteten Feldern, wie die Würzburger Wissenschaftler in PLoS One berichten.

Fünfmal so viele Pflanzenarten und 20 Mal mehr Arten von bestäubenden Insekten als auf herkömmlichen Feldern fanden die Forscher auf den 15 Öko-Äckern, die sie in ihre Studie einbezogen hatten. Außerdem ermittelten sie auf den ökologisch bewirtschafteten Feldern die dreifache Menge von Blattlausfeinden – und fünf Mal weniger Blattläuse als auf konventionellen Feldern. Somit ist die ökologische Landwirtschaft nicht nur nachhaltiger. Sie kann auch kostengünstiger, umweltfreundlicher und ertragreicher sein.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e. V. www.idw-online.de , Text: Jürgen Rösemeier