Man kann fast alles schaffen
Dass es nicht nur wichtig ist, unseren Körper zu bewegen, sondern auch mental zu trainieren, zeigt sich sehr eindrucksvoll am Beispiel der professionellen Bergsportlerin Gela Allmann: Sie stürzte im April 2014 bei einem Fotoshooting auf Island 800 Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer – so gut wie jeder Knochen ihres Körpers war gebrochen, Sehnen und Bänder gerissen.
Nur durch ihren eisernen Willen, eine positive Grundeinstellung und viel mentale Stärke schaffte sie den Weg zurück ins Leben – und in ihre geliebten Berge.
Diese Liebe zur Natur und zur Bewegung war und ist ein ganz wichtiger Punkt für ihren Genesungsprozess, wie sie uns im Interview verriet. Wie es ihr heute, knapp 2 Jahre nach dem Unfall, geht und mit welchen Bildern sie immer noch mental arbeitet, erzählt sie Janine Steeger in München.
Ausschnitte aus dem Interview:
Janine Steeger: Wie geht es Ihnen heute?
Gela Allmann: Danke, mir geht es sehr gut. Ich war schon in der Reha und habe mein heutiges Training erledigt – das gibt einem gleich ein gutes Gefühl. Insgesamt gesehen gibt es aber schon noch einige Baustellen. Im rechten Knie fehlen noch einige Bänder und Nerven um den Meniskus, also muss ich schon noch dran arbeiten in Physiotherapie und Reha. Aber ich bin auf einem guten Weg!
Der Wille zählt natürlich auch. Wie haben Sie Ihren Willen entdeckt und wie erhält man ihn am Leben?
Ich bin unfassbar dankbar, dass ich mit meinem Bergsport eine Leidenschaft habe, die mich antreibt. Die damit verbundenen Gefühle formen die Willensstärke, weil man sich denkt „So bleibt das nicht, ich möchte wieder auf den Gipfel.“ Und so ist das keine Frage mehr, was man schaffen möchte, denn das Ziel ist klar vor Augen.
Bestimmt gibt es auch mal Durchhänger. Was machen Sie in diesen schwierigen Momenten?
Natürlich gibt es bei so einem langen Rehaweg Rückschläge. Das können ein paar Stunden sein, aber auch ein paar Tage. Manchmal kommen Schmerzen wieder, die schon mal weg waren oder Schwellungen im Bein oder doch noch einmal eine nötige OP usw.
Für mich ist es aber wichtig zu betrachten, dass es im Großen und Ganzen stetig bergauf geht. Dann kann man diese kleinen Rückschläge besser verbuchen und nichts im Leben geht immer nur steil bergauf.
Wie kann man die Psyche trainieren?
Es kommt auf das positive Denken an. Man hat immer die Wahl, ob man ein Glas als halb voll oder als halb leer betrachtet.
Wie wichtig ist es, dass man sein Ziel als Bild vorm inneren Auge hat?
Vor allem ist es wichtig, realistisch zu bleiben. Zu sagen, hier stehe ich jetzt und da möchte ich mal hin. Für mich waren die nötigen Bilder die Berge, da möchte ich wieder hinauf und am Gipfel stehen. Das habe ich verbunden mit schönen Emotionen und starken positiven Gedanken, die ich erleben durfte, wenn ich da oben stand. Und der Wunsch das wieder zu erleben, treibt mich an. Natürlich braucht es dazu kleine Zwischenziele und die soll man sich auch gönnen – nicht gleich zu viel wollen und erwarten.
Haben Sie noch ein konkretes Beispiel, wie sie mentales Training angewendet haben?
Mein Nerv im Bein war durchtrennt und ich konnte meinen Fuß überhaupt nicht mehr nach oben bewegen. Es war dann extrem wichtig, sich immer wieder vorzustellen, wie sich dieser Fuß bewegt, sich selbst nach oben zieht. Das habe ich mir bildlich vorgestellt. Auf diese Weise sendet der Geist immer wieder Impulse an den Körper und Studien belegen, dass man so den Muskel oder in dem Fall die Nerven beeinflussen kann. Auch für mich sehr spannend und es hat geklappt!
Das ausführliche Interview sehen Sie auf unserem Youtube-Channel.
Bilder: depositphotos/william87, Text: red
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