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Couvade-Syndrom: Wenn Männer schwanger werden
Werdende Väter

Couvade-Syndrom: Wenn Männer schwanger werden

Gewichtszunahme, Übelkeit, Erbrechen – wenn werdende Väter solche Symptome zeigen, haben sie nicht zuviel Bier getrunken, sondern leiden vielleicht am sogenannten Couvade-Syndrom, bei dem sie die gleichen Symptome entwickeln wie ihre schwangere Partnerin.

Couvade-Syndrom: Wenn der Mann die Sehnsucht hat Schwanger zu sein ©Jupiterimages

Couvade-Syndrom: Wenn der Mann die Sehnsucht hat Schwanger zu sein ©Jupiterimages

Experten nennen das Phänomen "Couvade-Syndrom" (vom französischen couver = brüten) oder "Männerkindbett", und die Schätzungen über die Häufigkeit der „Parallelschwangerschaft“ schwanken: Untersuchungen zufolge sollen mindestens 25 Prozent der werdenden Väter während der Schwangerschaft ihrer Partnerin typische Schwangerschaftssymptome entwickeln. Sie klagen über Übelkeit,  Schwindel, Kopf- und Rückenschmerzen,  Stimmungsschwankungen, Magenbrennen und Verdauungsstörungen und nehmen an Gewicht und vor allem Bauchumfang zu,– ganz ähnlich den Beschwerden, unter denen die werdenden Mütter leiden. Wie eine britische Studie an fast 300 Männern herausfand, verschlimmerten sich die Symptome während der Schwangerschaft und hatten ihren Höhepunkt im letzten Schwangerschaftsdrittel, um nach der Geburt langsam nachzulassen. Ein werdender Vater nahm im Durchschnitt vier Kilogramm an Gewicht zu.

Scheinschwangerschaft: Mann und Frau mit

Scheinschwangerschaft: Mann und Frau mit "dickem" Bauch ©design pix

Brutpflegeverhalten

Die logischste Erklärung für dieses Phänomen liegt im veränderten Lebensrhythmus des Paares während der Schwangerschaft. Parallel zum erhöhten Kalorienbedarf und Heißhunger der Schwangeren wird die körperliche Aktivität, anfangs bedingt durch Müdigkeit, später durch offensichtliche Einschränkungen, reduziert - und der werdende Vater macht diese Entwicklung meist mit, bis hin zu nächtlichen Essorgien vor dem Kühlschrank.

Forscher fanden außerdem heraus, dass sich auch der männliche Hormonhaushalt bei einer Schwangerschaft der Partnerin verändert. Der Grund dafür wird in weiblichen Sexuallockstoffen, den Pheromonen, vermutet, die von der schwangeren Frau ausgesendet werden und beim Mann das „Brutpflegeverhalten“ auslösen.

Spiegelneuronen

Auf neurologischer Ebene lässt sich das Phänomen der „Parallelschwangerschaften“ möglicherweise auch mit den erst seit einigen Jahren erforschten Spiegelneuronen erklären. Diese Nervenzellen im Gehirn lösten beim Betrachter spiegelbildlich dieselben Handlungen aus, die er gerade beobachtet. Am Beispiel des Couvade-Syndroms würde dies bedeuten, dass das Nervensystem eines Mannes, der die Schwangerschaftsbeschwerden seiner Frau wahrnimmt, die entsprechenden Symptome automatisch auch im eigenen Körper in Gang setzt, um sich besser in seine Partnerin einfühlen zu können.

Gebärneid

In den meisten Fällen ist das Phänomen kein Grund zur Sorge. Gleichwohl entwickelten einige Väter einen erheblichen Leidensdruck. Denn Grund des vermeintlichen Mitleidens könnten auch ungelöste Konflikte sein. Denkbar seien etwa Zukunftssorgen oder Bedenken der Väter, mit dem Kind in eine Rivalität um die Zuneigung der Mutter zu treten.

Zum „Couvade-Syndrom“ kursierten in der Wissenschaft allerdings auch noch weitere Erklärungen. Vertreter tiefenpsychologischer Ansätze gingen zum Beispiel davon aus, dass Männer insgeheim eine Art „Gebärneid“ hegten und aus diesem Grund zu parallelen Beschwerden neigten. Damit kompensierten sie die Tatsache, selbst keine Kinder zur Welt bringen zu können.

Quellen: eltern, focus, spiegel, swissmom, Text: Oliver Bartsch, Titelbild: Depositphotos/haveseen