Wie gesund sind Superfoods denn nun wirklich?
Der Superfood-Hype nimmt kein Ende und Viele fragen sich: Wie gesund sind Superfoods eigentlich wirklich? Ein neues Buch gibt Antworten auf wichtige Fragen und liefert spannende Infos rund um die faszinierendsten Wundermittel der Natur.
Was haben Quinoa, Gojibeeren und Matcha-Tee gemeinsam? Ihnen allen werden wahre Superkräfte zugeschrieben, wenn es um Gesundheit, Wohlbefinden und Schönheit geht. Um die sogenannten Superfoods hat sich ein regelrechter Hype entwickelt, bei dem rationale Argumente und wissenschaftliche Erkenntnisse schon einmal durcheinander geraten.
Wissenschaftlich fundierte Informationen
Im neuen „Schwarzbuch Superfood“ mit dem klangvollen Untertitel „Heiße Luft und wahre Helden“ kann das nicht passieren. Die vier Autorinnen Daniela Grach, Caroline Schlinter, Marlies Wallner und Nicole Zöhrer sind erfahrene Ernährungswissenschaftlerinnen und Diätologinnen und haben sich intensiv mit dem Thema Superfoods auseinandergesetzt. Dementsprechend sind alle im Buch gemachten Aussagen wissenschaftlich belegt und die Autorinnen geben ihre Quellen akribisch an. Wissenschaftliche Studien, Artikel aus Fachzeitschriften, Bücher und Online-Beiträge bilden das Fundament für die im knapp 90 Seiten starken „Schwarzbuch Superfood“ vorgelegten Informationen.
Diese werden allerdings trotz des wissenschaftlichen Hintergrunds keineswegs in unverständlichem Fachchinesisch präsentiert, sondern sind für ein breites Leserfeld aufbereitet. Die vier Kapitel widmen sich den wichtigsten Aspekten des Themas Superfoods. Auf die kurze Einleitung folgt ein von der Diätologin Daniela Grach verfasstes Kapitel über Nachhaltigkeit. Ist es vertretbar, Superfoods vom anderen Ende der Welt zu importieren, damit wir von ihren gesundheitlichen Vorteilen profitieren können? Welche Rolle spielt die soziale Nachhaltigkeit? Und wie groß ist unsere individuelle Verantwortung im globalen Gefüge? Spannende Fragen, denen sich Daniela Grach professionell annähert.
Heisse Luft und wahre Helden bietet gehaltvolle Infos über Superfoods.
Das ist drin: Inhaltsstoffe und gesundheitliche Wirkung
Im zweiten Kapitel steht die Gesundheit im Vordergrund. Dr. Marlies Wallner beschreibt Inhaltsstoffe und gesundheitliche Wirkung von Superfoods. Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe werden auf ihre positiven Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit hin untersucht, wobei auch die Krebsprävention erwähnt wird. Die Autorin vertritt die – wiederum wissenschaftlich begründete – These, dass das Risiko für einige Krebsarten durch den Konsum von Obst und Gemüse gesenkt werden kann. Tabellen veranschaulichen die Wirkungsweisen verschiedener sekundärer Pflanzenstoffe und Ballaststoffe, kleine Fazit-Boxen fassen die Erkenntnisse der einzelnen Abschnitte kompakt zusammen.
Dann geht es ins Detail, denn im dritten Kapitel dreht sich alles um exotische Superfoods von Acai-Beere bis Spirulina, die von Caroline Schlinter nacheinander unter die Lupe genommen werden. Beschrieben werden jeweils gesundheitliche Wirkung, Anbau, Form der Verabreichung und empfohlene Dosierung der einzelnen Superfoods. Viele der „Exoten“ dürften den meisten Lesern gar nicht mal so exotisch vorkommen: Avocado, Granatapfel, Kakao, Ingwer, Kokosprodukte und Oliven kann man in jedem Supermarkt kaufen. Das überrascht im ersten Moment und regt vielleicht zum Nachdenken über die tatsächliche Nachhaltigkeit dieser vielgekauften Produkte an.
Wahre Helden: heimische Superfoods
Denn es gibt auch jede Menge heimischer Superfoods, wie das vierte und letzte Kapitel zeigt. Nicole Zöhrer zählt diese auf und informiert über ihre gesundheitliche Wirkung und die Form der Verabreichung. Kaum zu glauben, welch enormen Einfluss Heidelbeeren, Kürbiskerne, Leinsamen und Walnüsse auf unser geistiges und körperliches Wohlbefinden haben können! Einziger Wermutstropfen: Die heimischen Superfoods sind längst nicht so ausführlich beschrieben wie ihre exotischen Artgenossen. Es bleibt zu hoffen, dass die Ernährungswissenschaft sich in Zukunft noch intensiver mit den gesundheitlichen Vorteilen regionaler Lebensmittel auseinandersetzt.
Einen informativen und anschaulichen Überblick über Superfoods bietet das „Schwarzbuch Superfood“ aber in jedem Fall. Fundiertes Wissen ermöglicht verantwortungsvolles Handeln. Und bei allen Diskussionen um Nachhaltigkeit, Transportwege und fairen Handel ist es doch erfreulich, dass kein Lebensmittel nur „heiße Luft“ zu bieten hat. Superfoods sind tatsächlich „wahre Helden“ für die körperliche und geistige Gesundheit.
Drei Fragen an die Autorinnen:
Wie gut sind Superfoods und ihre gesundheitliche Wirkung tatsächlich schon erforscht?
Superfood ist ein Trendbegriff, der in den letzten Jahren vermehrt Anwendung gefunden hat und bezeichnet Lebensmittel, im Normalfall pflanzlicher Natur, die besonders nährstoffreich sind. Viele Superfoods wurden auf Ihre Inhaltsstoffe hin bereits gut untersucht und auch die Auswirkungen auf die Gesundheit wurden getestet.
Was oftmals noch fehlt, sind epidemiologische Langzeit-Untersuchungen. Also: Was passiert, wenn ich über einen langen Zeitraum eine bestimmte Menge eines Lebensmittels aufnehme beziehungsweise einen Inhaltsstoff, der daraus gewonnen wurde? Gleichzeitig sind Studien oft inkonsistent und ihre Ergebnisse passen nicht zusammen beziehungsweise sind für eine eindeutige Aussage nicht ausreichend (zum Beispiel bei der Noni Frucht). Es gibt also noch viel Forschungsbedarf.
Die Autorinnen wissen: Auch Superfoods haben ihre Grenzen. © Manfred Terler
Gibt es so etwas wie natürliche „Wundermittel“ überhaupt?
Sich durch den Kauf eines Superfoods ein "Wundermittel" zu erhoffen, wäre wahrlich eine Wunschvorstellung. Denn gäbe es dieses einzig wahre "Wundermittel" tatsächlich, hätten wir keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kein Übergewicht, kein Diabetes, keinen Krebs mehr. Doch das ist leider nicht so. Auch Superfoods können nichts gut machen, was der Mensch im Alltag seinem Körper nicht gut tut.
Superfoods haben durchaus Potential, sich förderlich auf die körperliche und geistige Gesundheit auszuwirken, da sie einen außergewöhnlich hohen Anteil an Nährstoffen besitzen. Nichtsdestotrotz brauchen wir ein Spektrum an Nährstoffen, um all unsere Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Dies gelingt nicht durch die Einnahme eines einzelnen "Wundermittels", sondern vielmehr durch eine Mischung aus ausgewogener Ernährung und einem gesunden Lebensstil.
Welche Empfehlungen haben Sie aus ernährungswissenschaftlicher Sicht für eine gesunde Ernährung?
Eine gesunde Ernährung versorgt unseren Körper sowohl mit der für körperliche und geistige Leistung benötigten Energie als auch mit allen lebensnotwendigen Nährstoffen. Das Grundprinzip für eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung beinhaltet: ausreichende Flüssigkeitszufuhr (am besten Wasser), viel regionales und saisonales Gemüse, Obst, Vollkornprodukte und Milchprodukte (eventuell fettarme Varianten), mäßig Eier und Fleisch sowie Wurst, sparsam Fett, Zucker und Salz. Wenn möglich, auf eine Vielfalt der Lebensmittel und einen genussvollen Verzehr achten.
ecowoman Buch-Tipp:
Daniela Grach / Caroline Schlinter / Marlies Wallner / Nicole Zöhrer:
Schwarzbuch Superfood. Heiße Luft und wahre Helden.
Erschienen 2016 im Leopold Stocker Verlag Graz.
Preis: 9,95 €.
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Quellen: Leopold Stocker Verlag, Bild: Leopold Stocker Verlag, Manfred Terler, Depositphotos/magone, Text: Ronja Kieffer