Erbsenprotein und Erbsenmilch: Wissenswertes über die vegane Alternative
Derzeit prägt ein spannender Trend den veganen Food-Markt: Erbsenprotein und Erbsenmilch. Die Produkte sind glutenfrei, laktosefrei und gelten als allergenarm. Außerdem soll der Einfluss auf die Umwelt geringer sein als das tierische Pendant. Doch wie nachhaltig ist die vegane Alternative wirklich?
Wer seine Muskeln wachsen lassen will oder auf eine bewusste Ernährung achtet, greift häufig zu Proteinpulvern. Sie versorgen den Körper mit dem nötigen Eiweiß und sind dienlich beim Kampf gegen die Kilos. In der Regel besteht Proteinpulver aus tierischen Eiweißen wie Molke oder Milch.
Doch da sich immer mehr Menschen für eine vegetarische oder vegane Lebensweise entscheiden, sei es aus ethischen, ökologischen oder gesundheitlichen Gründen, wächst auch der Markt für vegane Proteinpulver und Milchalternativen. Und seit Neustem wird dieser vor allem von einem Trend dominiert: Erbsen
Erbsenprotein: Herstellung und Verwendung
Die veganen Produkte aus der Erbse stammen aber nicht aus der uns vertrauten und altbekannten grünen Speiseerbse. Nein, Erbsenprotein wird in der Regel aus gelben Schälerbsen hergestellt, die leicht süßlich schmecken.
Die Erbsen werden zu Pulver gemahlen und mit einem thermischen Verfahren behandelt, um aus dem Mehl der Erbsen das reine und konzentrierte Protein abzuspalten. Das getrocknete Erbsenprotein findet sich dann in diversen Lebensmitteln wieder und ist inzwischen längst kein Nischenprodukt mehr: Hersteller von Fleischersatz, wie zum Beispiel das gehypte Beyond Meat, greifen auf Erbseneiweiß zurück, aber eben auch der Markt für Proteinshakes und Co.
Bei Veganern kommt das Erbsenprotein außerdem beim Backen zum Einsatz oder als Basis für eine pflanzliche Milchalternative – die Erbsenmilch. Geschmacklich mag die für manch einen etwas gewöhnungsbedürftig sein, denn sie ist leicht mehlig, nussig und etwas herb. Genau wie das Proteinpulver.
Die biologische Wertigkeit von Erbsenprotein
Erbsenprotein ist nicht das einzige pflanzliche Eiweiß, das für vegane Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird. Hanf, Lupinen, Soja oder Reis sind ebenfalls beliebte Alternativen. Doch Erbsenprotein hat einen entscheidenden Vorteil: Es punktet mit seiner hohen biologischen Wertigkeit, das heißt, damit wie es vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann.
Erbsenprotein enthält nämlich rund 20 essenzielle und nicht-essenzielle Aminosäuren, die Grundbausteine von Eiweiß. Vor allem die Vielseitigkeit und die Qualität des Aminosäureprofils ist hier ein klarer Vorteil gegenüber anderen pflanzlichen Eiweißquellen. So enthält Erbsenprotein sieben der insgesamt neun essenziellen Aminosäuren, also die, die über die Nahrung zugeführt werden müssen, da sie der Körper nicht selbst herstellt.
Für aktive, sportliche Menschen sind insbesondere die hohen Lysin- und Argininmengen im Erbsenprotein von Interesse. Denn die beiden Aminosäuren haben eine nennenswerte Wirkung auf die Leistungsfähigkeit, den Muskelaufbau und die Ausdauer. Die einzige Schwachstelle von Erbseneiweiß ist die Aminosäure Methionin, die den Stoffwechsel ankurbelt. Davon ist in der Erbse äußerst wenig bis nahezu gar nichts enthalten. Nahrungsexperten raten daher, Erbsenprotein zum Beispiel mit Reisprotein zu kombinieren, um eine pflanzliche Eiweißquelle zu erhalten, die den tierischen in nichts nachsteht.
Besonders für sportliche Menschen ist Erbsenprotein interessant
Vorteil: Erbsenprotein ist für alle geeignet
Erbsenprotein überzeugt also mit seiner hohen biologischen Wertigkeit, aber auch mit seiner guten Verträglichkeit. Es ist gluten- und laktosefrei sowie cholesterin- und allergenarm. Gerade aufgrund Letzterem läuft Erbsenprotein Soja derzeit den Rang ab. Denn Soja musste immer häufiger wegen Allergien und widersprüchlichen Aussagen über Gesundheitsrisiken an Beliebtheit einbüßen.
Aus diesem Grund ist Erbsenprotein nicht nur für Menschen interessant, die sich vegan ernähren, sondern auch für alle mit Nahrungsunverträglichkeiten. Hinzu kommt, dass das Eiweißpulver aus Erbsen reich an wertvollen Nährstoffen ist: Es hat einen hohen Eisengehalt und dient als gute Ballaststoffquelle.
Erbsenprotein und Erbsenmilch: Wie nachhaltig sind die Alternativen?
Die Herstellung von Mandelmilch verbraucht 200-mal mehr Wasser als Erbsenmilch
Und es geht noch weiter mit den Vorteilen. Produkte aus Erbsen sind auch für die ökologisch Bewussten unter uns und diejenigen, die einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen, eine gute Sache. Denn Erbsen benötigen im Anbau und in der Verarbeitung weitaus weniger Wasser. Mandelmilch zum Beispiel verbraucht in der Herstellung 200-mal mehr Wasser als das Pendant aus Erbsen. Außerdem reichern Erbsenpflanzen den Boden auf natürliche Weise mit Stickstoff an, sodass auf schädliche Düngemittel verzichtet werden kann.
Das klingt schon fast zu schön, um wahr zu sein. Und einen Haken gibt es tatsächlich bei dem Erbsenprotein – und das ist seine Herkunft. Die gelbe Schälerbse wächst hauptsächlich in China und in Kanada. Das heißt, es fallen weite Transportwege und somit ein großer CO²-Ausstoß an. Da stellt sich die Frage, inwiefern das noch umweltfreundlich und nachhaltig ist.
Es gibt inzwischen jedoch einige Hersteller und Anbieter, die auf einen Anbau in der EU achten. Das ist dann ein entscheidender Vorteil im Hinblick auf die ökologische Bilanz von Erbsenprotein, weshalb beim Kauf in jedem Fall darauf geachtet werden sollte. Ebenso darauf, dass die Erbsen aus biologischer Landwirtschaft kommen. Denn das garantiert, dass sie gentechnikfrei sind – egal ob aus China oder der EU.
Erbsenmilch: Guter Milchersatz oder teures Superfood?
Und wie steht es um die Erbsenmilch? Viele Vorteile, die für das Erbsenprotein gelten, treffen auch auf die Erbsenmilch zu – aber eben auch Nachteile wie die Herkunft. Dennoch kann auch die cremige, leicht gelbliche Flüssigkeit aus der gelben Erbse mit ihren Nährwerten punkten. Sie hat auf den Liter gerechnet in etwa so viel Protein wie Kuhmilch, dafür aber weitaus weniger Kalorien.
Dazu kommt, dass bei einigen Herstellern von Erbsenmilch noch Calcium und Omega-3-Fettsäuren via Rapsöl zugesetzt werden. Was die Nährwerte betrifft, ist die vegane Milchalternative also eindeutig besser als Kuhmilch. Ebenso in Hinblick auf die Ethik: Wer Pflanzenmilch konsumiert, stellt sicher, kein Produkt aus Massentierhaltung mit Tierquälerei zu unterstützen.
Und es gibt Hoffnung: Der Getränkehersteller DrinkStar aus Rosenheim beim München hat eine Erbsenmilch entwickelt, bei der er verspricht, dass die Erbsen aus EU-Landwirtschaft kommen. Allerdings ist Erbsenmilch im Vergleich zu anderen veganen Milchdrinks mit rund drei Euro pro Liter noch relativ teuer. Auf Erbsenprotein trifft das allerdings nicht zu. Im Vergleich zu tierischen Eiweißprodukten ist die pflanzliche Variante äußerst preiswert, was unter anderem an der unkomplizierten Herstellung liegen mag.
Quellen: Bilder: Depositphotos/korovin, baibaz, rezkrr, VitalikRadko, cook_inspire, Text: Lisa Bender
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