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Hybridfleisch
Fleischalternative

Ist das die neue und gesunde Alternative für Fleischliebhaber?

Vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte sind aktuell so beliebt wie noch nie und sind inzwischen in jedem Supermarkt oder Discounter zu kaufen. Doch nicht jeder möchte vollständig auf Fleisch verzichten. Ist Hybridfleisch eine geeignete Alternative, um den Konsum wenigstens einzuschränken? 

Hybridfleisch: Ist das der Weg zum ethischen Fleischkonsum?

Das Tiere in der industriellen Tierhaltung bis zur Schlachtung meist ein hartes Dasein fristen müssen und unter Platz- und Bewegungsmangel leiden, ist längst kein Geheimnis mehr. Schwer ertragbare Bilder von Betrieben mit Massentierhaltung, in denen die Tiere den ganzen Tag zusammengepfercht werden und es ihnen sichtlich schlecht geht, lassen die wenigsten von uns vollkommen kalt. Artgerecht ist daran gar nichts mehr. Auch in Hinsicht auf den fortschreitenden Klimawandel ist die industrielle Tierhaltung unbedingt kritisch zu sehen. 15 % der menschengemachten Treibhausgas-Emissionen entsteht nur durch unseren Hunger auf Fleisch. Und so findet bei immer mehr Menschen ein Umdenken statt. Auch diejenigen, die sich nicht vorstellen können, vollständig auf Fleisch zu verzichten, fragen sich vielleicht: „Sollte ich meinen Fleischkonsum nicht wenigstens einschränken?“

Was ist Hybridfleisch und was kann es leisten?

Fleisch und Gemüse

Für diese Konsumenten hält der Handel seit Kurzem eine neue Alternative zu herkömmlichen Produkten aus Fleisch bereit: Das Hybridfleisch. Das klingt vielleicht erst mal sehr künstlich oder nach Science-Fiction, dabei handelt es sich aber eigentlich nur um eine Mischung aus Fleisch mit anderen Zutaten, wie zum Beispiel Gemüse. Das Mischverhältnis liegt dabei meist zwischen 40 und 69 Prozent Fleisch und 8 und 40 Prozent Gemüse. Sinn und Zweck des Hybridfleisches ist es, weniger Fleisch zu essen und eine gesündere und nachhaltige Ernährung zu unterstützen. Seit einiger Zeit findet es man in den Kühltheken von großen Ketten wie Aldi, Lidl, Rewe und Co.

Da es sich bei Hybridfleisch um echtes Fleisch handelt, müssen Fleischliebhaber, die sich bisher mit den vegetarischen oder veganen Alternativen nicht anfreunden können, nicht auf ganz verzichten. Trotzdem wird einiges an Fleisch und somit auch automatisch Treibhausgasemissionen, Flächen- und Wasserverbrauch eingespart. Denn die Fleischproduktion verbraucht enorme Ressourcen. Wenn weniger Fleisch verzehrt wird, müssen auch weniger Tiere unter schlechten Bedingungen aufgezogen und geschlachtete werden. Wird Fleisch mit Gemüse gemischt, entsteht dadurch außerdem  ein gesünderes Lebensmittel mit besseren Nährwerten, als wenn pures Fleisch verspeist wird. Neben Klima- und Tierschutz tut man damit als Verbraucher also auch seinem eigenen Körper etwas Gutes. Auf den ersten Blick bringt es also viele Vorteile mit sich. Aber ist das wirklich so?

Der Schein kann trügen

Massentierhaltung

Ganz so unproblematisch wie es scheint, ist Hybridfleisch dann doch nicht. Schließlich stammt auch hier der Fleischanteil meist aus nicht tierfreundlichen Haltungsformen und hat in der Regel keine Bio-Qualität. Man isst dadurch vielleicht weniger Fleisch, die Qualität ist aber trotzdem nicht besser und die Tiere leiden nach wie vor unter nicht artgerechten Lebensbedingungen. Vegetarische Ersatzprodukte sind im Vergleich zu Hybridfleisch in puncto Klima- und Tierschutz immer noch die deutlich bessere Wahl. Das erleichtere Gewissen, wenn man denkt, dass man mit dem Hybridfleisch etwas Gutes tut, könnte außerdem auch dazu führen, dass es sehr oft gekauft wird und der Fleischkonsum somit sogar noch ansteigt. Dabei sollte ja das eigentliche Ziel sein, ihn zu senken.

Das neue Hybridfleisch kann vielleicht als eine Kompromisslösung angesehen werden, wenn der vollkommene Verzicht (noch) nicht infrage kommt. Es muss auch gar nicht das Produkt aus dem Supermarkt sein. Fleischgerichte wie Hamburger lassen sich ganz leicht selbst mit fein geraspeltem Gemüse vermischen und werden so auch gesünder und enthalten mehr Nährwerte. Dabei kann man selbst aussuchen, welche Qualität es haben soll und zum tierfreundlicheren Biofleisch greifen. Je seltener wir aber insgesamt zum Fleisch greifen, egal ob Bio oder nicht, desto besser.

Eine endgültige Lösung oder gar eine ethische Möglichkeit, Fleisch zu verzehren, ist es also noch lange nicht. Andere Alternativen wie eine vegetarische Ernährung oder fleischlose Ersatzprodukte bringen für das Klima und den Tierschutz immer noch am meisten. Auch die Skeptiker sollten sich an das Angebot der fleischfreien Alternativen herantrauen. Denn das Angebot ist inzwischen so vielfältig, dass sicherlich für jeden ein passendes Ersatzprodukt vorhanden ist. Vieles ist kaum noch von echtem Fleisch zu unterscheiden.

Quelle: Verbraucherzentrale, Albert-Schweitzer-Stiftung, Bilder: Depositphotos/Petkov, belchonock, chung2529@gmail.com, Text: Fatma Cevik