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Eine leckere Auswahl an Süßigkeiten. Was aber darf es sein? Am besten das, wonach es beliebt

Eine leckere Auswahl an Süßigkeiten. Was aber darf es sein? Am besten das, wonach es beliebt. Quelle: thinkstock.de

Statt Studienhörigkeit: mehr Vertrauen in den eigenen Körper

Was ist von Ernährungsstudien zu halten? Da heißt es einmal, ein Glas Wein pro Tag sei gesund, von der anderen Seite tönt es: Schon geringe Mengen Alkohol würden die Gehirnzellen schädigen. Auch über das Cholesterin wird diskutiert. Ein erhöhter Cholesterinspiegel müsse gesenkt werden. Doch wissenschaftliche Beweise für Herzinfarkte als dessen Folge gibt es nicht. Was kann man denn dann noch glauben und was essen?

Wenn es um Ernährungsempfehlungen geht, vertraut der Mensch gerne der Wissenschaft. Schließlich werden bestimmte Kriterien angelegt, alles findet unter „kontrollierten Bedingungen“ statt, die Methoden werden transparent geschildert. All das soll zuverlässige Ergebnisse bringen.  Doch die Sache hat mehrere Haken:

PR-Abteilungen instrumentalisieren wissenschaftliche  Studien zu ihren Zwecken

PR-Abteilungen wollen bestimmte Botschaften transportieren. Sie suchen sich aus dem Studiendschungel das heraus, was ihre Aussage am ehesten belegt. Als Pressetext an Redaktionen geschickt, werden die Aussagen oft übernommen und kommen glaubwürdig an. Auch Medien mit bestimmten Zielgruppen handeln so. Daher ist es nicht verwunderlich, im Vegetariermagazin zu lesen, rotes Fleisch verursache Darmkrebs, während in der Zeitschrift mein Steak belegt würde, dass Obst und Gemüse vor keinerlei Krebs schützt.

Die Ernährung des Menschen ist so komplex, dass sie in Studien nicht sachgerecht erfasst werden kann

Hier sind insbesondere Beobachtungsstudien zu nennen. Studien, bei denen Menschen über längere Zeiträume hinweg ihr Essverhalten dokumentieren müssen. Es ist unmöglich zu kontrollieren, ob die Angaben der Befragten tatsächlich zutreffen. Diese machen nämlich aus einem schlechten Gewissen heraus durchaus falsche Angaben.

Manchmal versuchen Forscher gleich gesamte Ernährungsweisen zu vergleichen, zum Beispiel, indem sie die „Durchschnittsernährung“ hierzulande mit jener in Mittelmeerländern  oder im asiatischen Raum vergleichen. Das ist gewagt, denn die restlichen Lebensumstände, die die Ergebnisse maßgeblich beeinflussen können, werden ausgeblendet.  

Außerdem ernährt sich jeder Mensch anders. Jeden Tag gelangt eine andere Mischung an Nahrungsmitteln in den Magen und niemand weiß genau, welche Inhaltsstoffe womit und wie reagieren. Der Stoffwechsel des Menschen ist zudem individuell. Das macht die Kontrolliertheit von „kontrollierten“ Langzeitstudien anzweifelbar.

Oft werden Zusammenhänge erkannt, ohne dass ein Ursache-Wirkungs-Nachweis erbracht ist

Aus den erhobenen Zahlen werden bestimmte Zusammenhänge herausgelesen. Zum Beispiel, dass Menschen, die im Durchschnitt 6 Gramm Schokolade täglich essen, nur halb so viel Schlaganfälle haben. Diese Zusammenhänge sind aber noch lange keine Beweise, denn warum das so sein soll, kann niemand erklären. Trotzdem kommt es zu Meldungen wie: „Ostereier können die Gesundheit fördern.“

Das Studien-Design hat Einfluss auf das Ergebnis

Studien, die exklusiv von Unternehmen finanziert wurden, haben eine 4- bis 8-fach höhere Wahrscheinlichkeit, günstige Ergebnisse zu erzielen, im Vergleich zu jenen Studien, die von nicht kommerziellen Geldgebern finanziert wurden.

Der Studienaufbau bietet Spielräume jene Dinge zu finden, nach denen man sucht. Hinzu kommt, dass der eine oder andere Forscher anonymen Umfragen zufolge auch bereit ist, Daten zu fälschen oder geringfügig zu manipulieren.

„Die meisten Studien sind medial völlig überbewertet. Für jede Studie findet sich alsbald eine Gegenstudie“

Dieses Zitat des Ernährungswissenschaftlers Hans Konrad Biesalski sollte man nicht vergessen, wenn man das nächste Mal über eine Ernährungsempfehlung stolpert. Uwe Knop, Autor des Buches „Hunger und Lust“, rät im gleichen Tenor, statt auf Studien, lieber auf den eigenen Körper zu hören. „Kulinarischen Körperintelligenz“ nennt er das. So bleiben von der Vielzahl an Empfehlungen nur noch zwei übrig: Essen worauf man Lust hat und Essen, wenn man hungrig ist.

Infos aus dem Buch: "Hunger und Lust" von Uwe Knop

Text: Danijela Milosevic