Welche Schritte junge Frauen im Studium gehen sollten
Schulabschluss, Studium und dann endlich Geld verdienen - für Studentinnen kommt der Start in das Berufsleben später als für junge Frauen, die eine Berufsausbildung machen. Doch bevor der Schritt in die Berufswelt ansteht, sollten einige Dinge überdacht sein und natürlich geht es dabei um Finanzen.
Fauen verdienen weniger
Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in den meisten Fällen noch immer finanziell schlechter dastehen als Männer. Typische Frauenberufe werden geringer bezahlt. Hinzu kommt die Rolle der Mutterschaft, welche sich nicht nur auf das monatliche Gehalt auswirkt, sondern auch die zu erwartende Rente beeinflusst.
Studien und Umfragen bringen immer wieder ans Licht, dass sich Frauen weniger mit Sparplänen und der späteren Rentenversorgung auseinandersetzen und entsprechende Vorkehrungen treffen. Dabei ist auffällig, dass das Interesse an diesen Dingen in den östlichen Bundesländern viel geringer ist als im Westen.
Natürlich fühlt es sich merkwürdig an, mit der Finanzplanung zu beginnen, wenn man noch mitten im Studium steckt und kein Geld zurücklegen kann. Umso wichtiger ist es, sich Gedanken darüber zu machen, wie es nach dem Studium weitergehen soll. Unter Umständen treten im Anschluss einige Monate der Arbeitslosigkeit ein. Dann ist es wichtig, sich sofort beim Arbeitsamt zu melden, damit Gelder in die Rentenversicherung eingezahlt werden.
Weshalb das wichtig ist? Weil die Rente von sogenannten Rentenpunkten abhängig ist, die sich aus dem Gehalt, der Anzahl der Berufsjahre und dem Durchschnittsverdienst aller Verdiener zusammensetzt.
Wie ist das mit den Rentenpunkten?
Jedes Jahr wird der sogenannte Durchschnittswert des Einkommens ermittelt, den Menschen in der Bundesrepublik erhalten. Für die Rentenberechnung wird das eigene Jahreseinkommen mit diesem verglichen. Wer mit seinem Gehalt auf gleicher Höhe mit dem durchschnittlichen Einkommen liegt, erhält für das laufende Jahr einen Rentenpunkt. Beträgt das Einkommen nur die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens, wird ein halber Rentenpunkt angerechnet. Wer mit seinem Verdienst über dem Durchschnittseinkommen liegt, bekommt mehr Rentenpunkte angerechnet. Hier gibt es allerdings eine Begrenzung nach oben.
Diese Berechnung macht deutlich, weshalb Frauen öfter und härter von der Altersarmut betroffen sind. Sind sie in sozialen Berufen tätig, wird das Jahreseinkommen in vielen Fällen deutlich unter dem Durchschnittseinkommen liegen. Hinzu kommt, dass Mütter oftmals Teilzeit arbeiten (müssen), wenn sie alleinerziehend sind oder kleine Kinder haben. Auf den Punkt gebracht gilt, wer viel verdient, erhält eine Rente, mit der sich ein Lebensabend gestalten lässt. Für Frauen mit einem Halbtagsjob oder der Erfahrung, nach dem Erziehungsurlaub gekündigt zu werden, stehen die Chancen für eine ausreichende Rente daher schlecht. Kein Wunder also, das sich immer mehr Menschen zusätzliche Rücklagen für das Alter bilden möchten. Sei es in Form der privaten Rentenversicherung oder einer fondsgebundenen Alternative.
Rente entspricht weniger als 50 Prozent vom Nettoeinkommen
In Zeiten der Arbeitslosigkeit zahlt das Arbeitsamt zwar in die Rentenkasse ein, allerdings werden die Einzahlungsbeträge um 20 Prozent gekürzt, was natürlich Auswirkungen auf die spätere Rente hat. Wer als alleinerziehendes Elternteil arbeitslos gemeldet ist und keine Arbeit findet, landet im Arbeitslosengeld II. Dann entfallen von Amtswegen die Einzahlungen in die Rentenkasse und es gibt gar keine Rentenpunkte.
Das bedeutet: Jedes Jahr, in dem der eigene Jahreslohn durch Arbeitslosigkeit, einen unterbezahlten Job, Halbtagsarbeit oder einen Minijob unterhalb des durchschnittlichen Einkommens liegt, schmälert die zukünftige Rente. Berücksichtigt man zusätzlich, dass die derzeitige Rente bei 47,8 Prozent des Nettoeinkommens liegt (vor Steuern), wird das Rentenloch ersichtlich. Wer sein ganzes Leben berufstätig war und ein durchschnittliches Gehalt von netto 1800 Euro bekam, verfügt im Alter demzufolge nur über ca. 850 Euro monatlich. Und die Tendenz ist (stark) sinkend.
Die meiste "Frauenberufe" sind unterbezahlt
Diese Rechnung bezieht sich auf Bruttogehälter von über 3000 bis 4000 Euro. Doch was ist mit 450-Euro-Jobs oder Berufen, in denen vorrangig Frauen mit 2000 Euro brutto nach Hause gehen? Sie werden mit Renteneintritt zum Sozialhilfefall, obwohl auch sie ihr Leben lang täglich gearbeitet und sich parallel dazu um ihre Kinder gekümmert haben. In den meisten Fällen sind es die Frauen, die halbtags arbeiten, um sich zusätzlich um die Familie und den Haushalt zu kümmern. In diesem Fall wird ihr Jahreseinkommen ebenfalls unter dem durchschnittlichen Einkommen liegen und sie erhalten keinen vollen Rentenpunkt.
Aufgrund der demografischen Situation wird sich diese Lage verschärfen. Menschen werden immer älter, weshalb die Rentenversicherung länger zahlen muss. Die Beiträge der nachrückenden Generationen werden daher zukünftig über einen längeren Zeitraum an die Älteren ausbezahlt. Was für die Jüngeren übrig bleibt, ist ungewiss.
Noch "interessanter" wird die Situation, wenn sich Paare trennen und die Mutter mit dem Kind alleine bleibt. Um hier auszugleichen, werden die in der Ehe erworbenen Rentenanwartschaften halbiert und dem Partner zugesprochen. Trotzdem arbeiten die meisten alleinerziehenden Mütter nach einer Scheidung nur halbtags oder mit verkürzter Stundenzahl, um Beruf, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Damit erreichen sie in keiner Weise das Durchschnittseinkommen, was eine Rente von weniger als 40 Prozent des Nettoeinkommens bewirkt.
Wie spart man 500.000 Euro während des Arbeitslebens?
Leider werden lebenspraktische Dinge nicht in der Schule gelehrt und deshalb gibt es für viele Menschen beim Eintritt ins Rentenalter ein böses Erwachen. Wer darauf vertraut, dass sich der Staat kümmert, wird sich im Alter mit großen Schwierigkeiten konfrontiert sehen. Wer mit seinem Nettolohn zu Arbeitszeiten gerade so zurechtkommt, muss bei der ersten Rentenzahlung einsehen, dass die Lebenshaltungskosten diese übersteigen. Hinzu kommt, dass die Arztrechnungen im Alter steigen werden. Wer 40 Jahre Vollzeit gearbeitet hat, möchte sein Rentenalter genießen und "endlich leben". All das wird nicht möglich sein, wenn sich das Rentenloch öffnet und man plötzlich mit weniger als 50 Prozent des gewohnten Lohnes dasteht.
Dass die Rentenzahlungen geringer werden (müssen), ist unausweichlich. Gleichzeitig wird sich alles konstant verteuern. Das bedeutet, dass die Altersarmut steigt, wenn dem nichts entgegengesetzt wird. Normalerweise müsste jedem Kind beigebracht werden, dass es in seinem Arbeitsleben mindestens 500.000 Euro ansparen muss, um nach dem Eintritt ins Rentenalter weitere 20 bis 30 Jahre versorgt leben zu können. Die Rente reicht schon heute nicht mehr für die Miete, Lebensmittel, Arztrechnungen oder die Kosten für ein Pflegeheim. Von einem angenehmen Rentenalter ganz zu schweigen.
Menschen leben immer länger, werden aber immer früher gebrechlich und sind auf pflegende Hilfe angewiesen. Die Kosten für die Betreuung in einem Pflegeheim oder durch ambulante Dienste steigen kontinuierlich. Die Leistungen, die Pflegebedürftigen von der Pflegeversicherung ausgezahlt werden, richten sich zwar nicht nach dem Einkommen. Es kommen jedoch häufig Zuzahlungen hinzu, die sich mit den Rentenzahlungen nicht decken lassen.
Fazit 1:
Besonders Frauen müssen sich bereits zu Beginn ihres Berufslebens Gedanken machen, wie sie ein finanzielles Polster anlegen können. Halbtagsjobs und geringere Entlohnung erfordern einen Plan, wie sich die Rente aufstocken lässt. Außerdem starten Studentinnen viel später in ein bezahltes Berufsleben und können dadurch nicht vorzeitig in Rente gehen. Während Frauen ihre Berufsausbildung in der Regel kurz vor Vollendung des 20. Lebensjahres abschließen und ins Berufsleben eintreten, kann sich dieser Zeitpunkt bei Studentinnen um bis zu 10 Jahre verschieben. Diese fehlen beim Sammeln der Rentenpunkte und auch bei der Erfüllung der Mindestanzahl von Arbeitsjahren. Wer nach 35 Jahren in Rente gehen will, muss Abzüge an den Rentenzahlungen in Kauf nehmen. Erst nach 45 Arbeitsjahre ist man für den vollen Rentenbetrag berechtigt. Das bedeutet, dass Studentinnen, die mit 28 Jahren ins Berufsleben eintreten, generell bis zum Alter von 63 arbeiten müssten und dann eine gekürzte Rente erhalten. Die Regelzeit von 45 Jahren wäre erst mit ca. 73 Jahren erfüllt.
Fazit 2:
Schon während des Studiums ist es notwendig, sich über Möglichkeiten des Sparens zu informieren. Wer mit 67 Jahren in Rente geht, braucht eine finanzielle Absicherung für weitere 20 bis 30 Jahre, mit der die monatliche Differenz zwischen den Verbindlichkeiten und den Rentenbeträgen geschlossen werden kann. Durch das sinkende Rentenniveau kann es zu einem finanziellen Loch von mehr als 500 Euro pro Monat kommen. Auf 30 Jahre weitere Lebenszeit hochgerechnet bedeutet das eine Summe von mindestens 200.000 Euro, die bei ständiger Teuerung noch höher ausfällt und für die jeder Mensch selbst zuständig ist.
Es braucht also Sparmöglichkeiten, deren Investitionen diese Kapitalhöhe abwerfen und es ist deshalb wichtig, sich so früh wie möglich mit den entsprechenden Möglichkeiten wie Versicherungen, Investmentanlagen und dem Kauf von Immobilien zu beschäftigen.
Quelle: red, Bild: Depositphotos: svyatoslavlipik, bernardbodo, Vadymvdrobot, Autor: red