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Übergewichtiges Kind
Wie ernähre ich mein Kind gesund

Wie ernähre ich mein Kind gesund?

Chips, Schokolade und Fast Food: Eine ungesunde Ernährung mit viel Zucker und Fett führt auch bei Kindern zu gesundheitsbedrohlichem Übergewicht. Seit der Corona Pandemie hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Das muss laut Kinderärzten jetzt passieren. 

Ärzte schlagen Alarm wegen Gesundheitsgefahr für unsere Kinder

Aufgrund der dramatischen Zunahme von Übergewicht bei Kindern haben sich 334 Kinder- und Jugendärzte kürzlich bundesweit mit einem Appell an Bundesernährungsminister Cem Özdemir gewandt. Darin fordern sie, dass ein Gesetz geschaffen werden muss, welches Kindermarketing für ungesunde Lebensmittel regulieren soll. Denn eine ungesunde Ernährung durch Junkfood führt hauptsächlich zu dem gesundheitsgefährdenden Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Mit Schuld daran ist laut des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte e. V. die aggressive Werbung für ungesunde Lebensmittel, die eine junge Zielgruppe haben. Diese Werbung ist beispielsweise im Fernsehen, direkt in den Supermärkten oder auf den Social-Media-Kanälen von Influencern zu finden.

Besonders attraktiv wird sie für Kinder oft durch die Vermarktung mithilfe von Comic-Figuren oder durch die Zugabe eines Spielzeugs. Verhindert werden solle dies zukünftig am besten mit einer Werbebeschränkung, zum Beispiel durch eine Werbepause für ungesunde Lebensmittel in der Zeit zwischen 6 und 23 Uhr. Darüber hinaus fordern die Ärzte, dass ungesunde Lebensmittel überhaupt nicht mehr direkt an Kinder vermarktet werden sollen. Aktuell gibt die Süßwarenindustrie noch Milliarden von Euros aus, um ihre Produkte zu bewerben. Eine Studie der Universität Hamburg kam zu dem Ergebnis, dass jedes Kind zwischen drei und 13 Jahren am Tag durchschnittlich 15 Werbespots für ungesunde Lebensmittel anschaut und dass 92 Prozent der Werbung, die Kinder am Tag mitbekommen von Fast Food, Snacks oder Süßigkeiten handeln.

Das passiert, wenn nicht gehandelt wird

In Deutschland sind momentan 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen, 6 Prozent leiden sogar bereits an starkem Übergewicht. Seit der Coronapandemie hat sich die Lage dramatisch verschlechtert, denn viele Kinder waren hauptsächlich zuhause und haben sich kaum noch bewegt. Auch der Konsum an Süßigkeiten ist in dieser Zeit drastisch gestiegen, ein Viertel der Kinder isst mehr Süßigkeiten als zuvor. Seit der Pandemie ist so jedes sechste Kind dicker geworden und beinahe die Hälfte ist weniger körperlich aktiv. Die dramatischen Folgen des Übergewichts in jungen Jahren können später verschiedene Krankheiten sein, dazu gehören etwa Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck oder Erkrankungen des Herzens. Schon jetzt hängt jeder siebte Todesfall hierzulande mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten zusammen. Zukünftig könnte die Zahl noch weiter steigen, wenn nicht schon bei den Kindern angesetzt wird. Denn wer nie lernt, wie gesunde Ernährung funktioniert, wird es auch später im Leben viel schwerer haben, diese umzusetzen und ein Normalgewicht zu halten.

Zu viel Zucker ist schuld am gefährlichen Übergewicht

In Deutschland entsteht das Übergewicht vor allem, weil Kinder und Jugendliche deutlich mehr Zucker zu sich nehmen, als aus medizinischer Sicht empfohlen wird. Die Weltgesundheitsorganisation, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Diabetes Gesellschaft empfehlen, dass lediglich zehn Prozent der täglich aufgenommenen Kalorien aus freiem Zucker stammen sollten. Das ist Zucker, der bei Lebensmitteln zusätzlich hinzugefügt wird und nicht bereits natürlich enthalten ist. Aber aktuell nehmen Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 3 und 18 Jahren etwa 16,3 Prozent der täglichen Kalorien durch freien Zucker auf, also eindeutig zu viel.

Tipps für eine gesündere Ernährung Ihrer Kinder

Kind mit Gemüse aus dem Garten

So sieht ausgewogene Ernährung aus

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt den reichlichen Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst oder Getreideerzeugnisse. Tierische Lebensmittel wie Käse, Wurst oder Eier sollten dagegen nur mäßig gegessen werden. Auch fett- und zuckerreiches Essen kann auf dem Speiseplan stehen, allerdings ist hier der sparsame Genuss wichtig. Vollkornbrot ist bei der Ernährung von Kindern laut den Medizinern besonders wertvoll und Obst und Gemüse sollten wann immer möglich roh gegessen werden. Dann enthalten sie nämlich die meisten gesunden Inhaltsstoffe. Bei Milchprodukten, Wurst und Fleisch sind fettarme Produkte die beste Wahl.

Gemeinsame Mahlzeiten

Eine Tüte Chips oder eine Tafel Schokolade ist nebenbei beim Fernsehen oder vorm PC schnell gegessen und wir merken gar nicht, wie viele Kalorien wir dabei zu uns nehmen. Das ist bei Kindern nicht anders als bei uns Erwachsenen. Deswegen ist das bewusste Essen so wichtig, um Maß zu halten. Und zwar am besten gemeinsam am Esstisch. Bei einer gesunden und ausgewogenen Mahlzeit kann so gleichzeitig wertvolle Zeit mit der Familie verbracht werden. Wer feste Essenszeiten einhält, gewöhnt sich auch das snacken zwischendurch leichter ab.

Eltern tragen die Verantwortung

Haben sich Kinder oder Jugendliche einmal daran gewöhnt, ständig zucker- und fettreiches Junkfood zu essen, fällt die Umgewöhnung natürlich schwer. Das geht oft mit Konflikten einher, welche Eltern viele Nerven kosten. Damit es gar nicht so weit kommt oder sich das Essverhalten langfristig ändern kann, macht es am meisten Sinn, wenn Eltern nicht nur Verbote aussprechen, sondern als Vorbild fungieren. Das funktioniert vor allem bei kleinen Kindern gut, denn sie imitieren automatisch das Verhalten, dass sie tagtäglich bei ihren Eltern beobachten. Sehen sie bei den Eltern, dass diese sich gesund und ausgewogen ernähren, werden sie ihnen das Nachtun und dieses Verhalten ganz natürlich lernen. Dasselbe passiert aber auch, wenn die Eltern sich selbst ungesund ernähren. Daher ist es so wichtig, auf die eigenen Gewohnheiten zu achten und den Kleinen zu zeigen, wie gesunde Ernährung funktioniert.

Zusammen kochen

Gemeinsam mit Kind kochen

Beim gemeinsamen Kochen können Kinder selbst mitentscheiden, was auf den Teller kommt und dabei kreativ werden. Sie lernen dabei außerdem aktiv, wie eine ausgewogene Ernährung aussieht und welche Zutaten zu einer vollwertigen Mahlzeit gehören. Dabei kann also nicht nur gemeinsam Zeit verbracht werden, sondern Ihr Kind erlangt so einen Wissensschatz, von dem es sein ganzes Leben lang profitiert. Und falls im stressigen Alltag nicht immer Zeit dafür gefunden werden kann, bietet sich zumindest hierfür das Wochenende an.

Quelle: Foodwatch, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V., Bilder: Depositphotos/YGphoto, solovei23@ukr.net, golubovy, Text: Fatma Cevik