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Katzenhaarallergie
Symptome und Behandlung

Tierhaarallergie: Niesen statt Kuscheln mit dem Vierbeiner

Ist Hund, Katze, Pferd oder Meerschweinchen in der Nähe und die Nase läuft, deutet das auf eine Tierhaarallergie hin. Dabei sind nicht die Haare des Vierbeiners das eigentliche Problem, sondern Eiweiße in Speichel, Talg- und Schweißdrüsen der Tiere. Hier ein Überblick über Symptome, Ursachen und Behandlung der Tierhaarallergie.

Schätzungen der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft zufolge leiden rund 25 Millionen Deutsche an einer Allergie. Eine Allergie sind laut dem Robert Koch-Institut „fehlgeleitete Antworten des Immunsystems auf körperfremde, eigentlich unschädliche Substanzen (Allergene).“ Neben Pollen, Hausstaubmilben oder Lebensmittel gehören Tierhaare zu den häufigsten Auslösern von Allergien.

Für Betroffene sind dabei nicht nur die Symptome eine Belastung, sondern mit der Diagnose geht oftmals auch die Sorge einher, möglicherweise ein geliebtes Haustier abgeben zu müssen. Je nach Ausprägung der Allergie muss das jedoch nicht immer zwingend nötig sein - schon kleine Veränderungen im Alltag können hilfreich sein.

Was ist eine Tierhaarallergie?

Rund 38 Prozent aller Haushalte in Deutschland haben ein Haustier: Hunde und Katzen stehen dabei an erster Stelle, gefolgt von Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamster. Leider sind die Tiere nicht nur treue Begleiter im Alltag, sondern auch die Ursache für eine allergische Reaktion. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) zitiert dafür eine aktuelle Studie, die zeigt, dass etwa zehn Prozent der deutschen Bevölkerung für Tierhaare sensibilisiert ist. Damit zählt die Tierhaarallergie neben der Hausstaubmilbenallergie zu den häufigsten Innenraumallergien.

Dabei ist der Begriff Tierhaarallergie irreführend. Denn Betroffene reagieren nicht allergisch auf die Tierhaare, sondern auf Eiweiße, die in Speichel, Talg- und Schweißdrüsen oder in Hautpartikeln der Tiere vorkommen. Für diese spielen sie eine enorm wichtige Rolle, zum Beispiel für den Geruchssinn, das Immunsystem oder das Sozialverhalten. Bei Menschen lösen sie allerdings eine allergische Reaktion aus.

Tierhaarallergie: Katzen zählen zu den häufigsten Auslösern einer Allergie

Wie der Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrum München feststellt, haben Katzen die größte Bedeutung als Allergie-Verursacher unter den Haustieren. Das liegt mitunter daran, dass bislang bereits 19 Katzenallergene wissenschaftlich identifiziert wurden, aber auch, weil die Katze das Lieblingshaustier der Deutschen ist und somit besonders oft als Allergie-Auslöser festgestellt werden kann.

Die Allergene, die für eine Tierhaarallergie verantwortlich sind, binden sich an Staubpartikel und können somit nahezu überall festhaften oder stundenlang in der Luft schweben. Das hat zur Folge, dass Betroffene oft allergisch reagieren, obwohl kein Tier in der Nähe ist. Denn die Allergene haften an Kleidern, Haaren, auf Bezügen in Bus und Bahn oder finden sich an öffentlichen Orten wie Klassenzimmer, Büros oder Kinos wieder. Laut dem Allergieinformationsdienst können noch Monate nachdem zum letzten Mal eine Katze in einem Raum gewesen ist, Menschen mit Katzenallergie eine Reaktion zeigen.

Tierhaarallergie: Entstehung und Ursache

Auch Menschen, die jahrelang keine allergischen Symptome gezeigt haben oder sogar problemlos mit einem Tier in einem Haushalt gelebt haben, können eine Allergie entwickeln. Es ist davon auszugehen, dass sie bereits vorher schon sensibilisiert waren und es zu einem plötzlichen Ausbruch der Allergie kommt. Warum das jedoch der Fall ist, ist bislang noch unklar. Auch neigen manche Menschen erblich bedingt eher zu einer Allergie als andere. Hierfür gibt es bislang ebenfalls noch keine wissenschaftliche Erklärung. Eine Tierhaarallergie kann dabei jeden treffen: Vom Tierhalter über Menschen ohne Tiere bis hin zu Personen mit tiernahen Berufen.

Tierhaar Allergie

Jedes Tier mit Fell oder Federn kann eine Allergie auslösen. Doch einige Tierarten lösen häufiger Allergien aus beziehungsweise verbreiten mehr Träger der Allergene, auf die der Mensch reagiert. Dazu zählen unter anderem folgende Allergenquellen der Tierrassen:

  • Fell und Speichel von Katzen
  • Speichel, Hautschuppen und Fell bei Hunden. Die Zahl der Allergene ist geringer als bei Katzen und unterscheidet sich deutlich zwischen den Hunderassen.
  • Pferde: Fell, Schleimhäute und Urin der Tiere sind Allergenquellen.
  • Eiweißpartikel im Urin von Nagetieren wie Meerschweinchen, Goldhamster, Kaninchen, Mäuse und Ratten lösen allergische Reaktionen aus.
  • In den Federn und im Kot von Vögeln befinden sich allergieauslösende Stoffe.
  • Auch Nutztiere wie Rinder, Schafe oder Hühner können eine Tierhaarallergie auslösen.

Für Betroffene mit einer besonders stark ausgeprägten Tierhaarallergie reicht oftmals schon der Kontakt mit Gegenständen, die Tierhaare enthalten. Dazu zählen unter anderem Fellhandschuhe, Angorapullover, Rosshaarmatratzen, Teppiche, Decken oder Utensilien, die zum Reinigen von Ställen oder Käfigen verwendet wurden. Wie eine neuste Studie des Helmholtz Zentrum München zeigt, neigen andere auch zu Kreuzallergien. Das heißt, es gibt eine Verwandtschaft zwischen den Allergenen der einzelnen Tiere. So ist es nicht unwahrscheinlich, dass eine Person, die allergisch auf Katzen reagiert, auch zu Beschwerden gegenüber Hunden und Pferden neigt.

Niesen, Juckreiz und tränende Augen sind typische Symptome einer Tierhaarallergie

Doch was zeichnet eine Tierhaarallergie überhaupt aus beziehungsweise woran erkennen Betroffene, dass sie möglicherweise unter einer solchen Allergie leiden? Bei einer Tierhaarallergie handelt es sich um eine Sofortallergie. Das heißt, Allergiker reagieren innerhalb kürzester Zeit nach Kontakt mit dem Allergen mit Niesen, Juckreiz oder Hustenanfällen.

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund nennt neben Niesanfällen auch juckende, tränende Augen, eine laufende Nase, Hautausschlag und Atemnot als typische Symptome einer Tierhaarallergie. In seltenen Fällen kann der Kontakt zu Tieren auch Atemnot oder Kreislaufversagen, also einen anaphylaktischen Schock, auslösen. Bei Personen mit Neurodermitis kann der Kontakt mit einem Tier einen Schub begünstigen.

Die Symptome einer Tierhaarallergie sind damit sehr ähnlich mit denen anderer Allergien wie zum Beispiel der Pollen- oder Hausstauballergie. Allerdings treten die Beschwerden, ähnlich wie bei Hausstaub, aber anderes als bei Heuschnupfen, das ganze Jahr über auf. Zu Beginn verwechseln viele den allergischen Schnupfen auch mit einer Erkältung. Sollte diese aber ungewöhnlich lange andauern, gilt es, die Symptome von einem Arzt überprüfen und gegebenenfalls auf eine Allergie hin testen zu lassen.

Tierhaarallergie: Diese Diagnoseverfahren gibt es

Es ist nicht immer einfach herauszufinden, auf was eine Person allergisch reagiert und insbesondere welches Tier die Ursache für die Allergie ausmacht – vor allem dann, wenn der Allergiker kein eigenes Tier hat und somit die Allergenquelle nicht eindeutig ist. Wer jedoch den Verdacht hat, an einer Tierhaarallergie zu leiden, sollte sich an einen Arzt wenden. Allergologen sind Ärzte, die sich auf Allergie-Diagnostik-Maßnahmen spezialisiert haben. Oftmals haben Hausärzte, Internisten, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte oder Dermatologen eine Zusatzqualifikation zum Allergologen absolviert. Hat man den passenden Arzt gefunden, geht dieser in der Regel in einem ersten Schritt in einem Gespräch dem Krankheitsverlauf nach und deutet Hinweise auf eine mögliche Allergie.

Auf das Anamnesegespräch folgen in der Regel noch Haut-, Blut- oder Provokationstests, um die Art der Allergie diagnostizieren zu können. Während bei einem Bluttest nach Antikörpern gegen das Tierallergen gesucht wird, erfolgt bei einem Hauttest eine äußerliche Reaktion auf den allergieauslösenden Stoff.

Bei Hauttests, auch Pricktest genannt, wird der Unterarm an mehreren Stellen leicht angeritzt und das entsprechende Allergen in verdünnter Form aufgetragen. Zeigt sich nach rund 20 Minuten eine Rötung, Schwellung oder Juckreiz, deutet das auf eine entsprechende Sensibilisierung an.

Tierhaarallergie mithilfe eines Allergietests beim Arzt feststellen

Beide Testverfahren deuten laut dem ECARF jedoch nur auf eine Allergiebereitschaft hin und sind noch kein finaler Beweis dafür, dass die betroffene Person tatsächlich auch unter Symptomen leiden muss. Hierbei kann ein sogenannter Provokationstest hilfreich sein.

Der Patient bekommt auf die Nasenschleimhaut oder die Augenbindehaut eine kleine Menge des Allergens aufgetragen. So kann festgestellt werden, ob das Immunsystem auf ein bestimmtes Tier allergisch reagiert. Allerdings muss dieser Test immer unter ärztlicher Beobachtung durchgeführt werden, da im Falle eines allergischen Schocks umgehend gehandelt werden muss. Laut dem Allergieinformationsdienst gibt es allerdings bislang nur wenige Studien über die Verlässlichkeit von Provokationstest bei einer Tierhaarallergie.

Tierhaarallergie behandeln: Die Trennung vom geliebten Haustier steht im Raum

Wer die Diagnose Tierhaarallergie bekommt, muss sich in einem ersten Schritt fragen, was zu tun ist, um den Beschwerden möglichst aus dem Weg zu gehen. Denn die sogenannte Allergenkarenz ist laut dem Allergieinformationsdienst das einfachste Mittel, um Symptome einer Tierhaarallergie zu mildern. Dabei geht es darum, den Kontakt mit den verursachenden Tieren möglichst zu vermeiden - im Ernstfall bedeutet das auch, sich von Haustieren oder Gegenständen im Haushalt, die Tierallergene enthalten, zu trennen.

Katzenhaarallergie

Was in der Theorie einfach klingen mag, ist in der Praxis nicht immer einfach. Insbesondere wenn es um die Trennung von einem geliebten Vierbeiner geht, streikt so mancher Allergiker, da in der Regel eine emotionale Bindung zu dem Haustier aufgebaut wurde. Dank einiger Vorsichtsmaßnahmen im Alltag oder der Einnahme von Medikamenten bei akuten Beschwerden ist das Weggeben von dem Tier nicht immer notwendig.

Tierhaarallergie mit Medikamenten behandeln: Diese Möglichkeiten gibt es

Wie auch andere Allergien lassen sich die Symptome der Tierhaarallergie beispielsweise mit antiallergischen Nasensprays oder Tabletten behandeln. Außerdem bieten sich Medikamente wie Antihistaminika oder Glukokortikoide (Cortison) an, um kurzfristig eine Linderung akuter Symptome zu bringen. Allerdings heilen diese Medikamente die Tierhaarallergie nicht.

Eine weitere Möglichkeit ist eine spezifische Immuntherapie bei manchen Tierallergien. Sie kommt unter anderem infrage, wenn sich der Kontakt zu dem Tier nicht vermeiden lässt. Bei der Hyposensibilisierung soll das Immunsystem schrittweise an das Tierallergen gewöhnt und eine Überreaktion abtrainiert werden. Die Therapie dauert in der Regel bis zu drei Jahre und erfordert viel Geduld von den Betroffenen. Laut der DAK erzielen Allergologen insbesondere bei einer Katzenhaarallergie die besten Erfolge.

Tipps für einen beschwerdefreien Alltag mit Haustier – trotz Tierhaarallergie

Wer sich nicht von seinem Haustier trennen will oder aus beruflichen Gründen weiterhin in engem Kontakt mit Tieren steht, kann dennoch einige Maßnahmen im Alltag ergreifen, um die Symptome der Tierhaarallergie so gering wie möglich zu halten.

  • Engen Kontakt mit dem Tier vermeiden: Nicht streicheln, sich nicht ablecken lassen
  • Tiere nicht ins Schlafzimmer und auf Polstermöbel wie Sofas oder Sessel lassen
  • Fellpflege und Bürsten des Tieres außerhalb der Wohnung. Auch das Tier sollte häufig gewaschen werden
  • Sofortiges Händewaschen nach Kontakt mit dem Tier
  • Bürsten, Füttern und die Reinigung der Tiere sowie der Utensilien anderen Personen überlassen
  • Alle Räume regelmäßig und intensiv reinigen und lüften. Auch Luftreiniger können dazu beitragen, die Allergenbelastung in Innenräumen zu reduzieren.
  • Vermeiden von Teppichböden, Teppichen und Staubfängern wie Plüschtiere, Trockenblumen oder anderen Dekorationsobjekten.
  • Wechseln und Waschen der Kleidung nach Kontakt mit einem Tier
  • Betroffene sollten wenn möglich nicht das Büro mit Hunde-, Katzen- oder Pferdebesitzern teilen. Kinder sollten während der Schulzeit nicht neben Klassenkameraden sitzen, die Haustiere haben

Betroffene sollten herausfinden, welche der Maßnahmen für sie die beste Wirkung zeigen und sinnvoll erscheinen. Auch können die einzelnen Schritte kombiniert werden, um die Beschwerden weiterhin einzudämmen.

Tierhaarallergie vorbeugen: Schützen Haustiere Kinder von Allergien?

Prinzipiell können auch Menschen, die keine Haustiere haben, eine Tierhaarallergie entwickeln. Dennoch sollten Familien, bei denen bereits Allergien, Asthma oder Neurodermitis aufgetreten sind, laut der AOK in Haushalten mit kleinen Kindern auf Haustiere verzichten.

Andere Wissenschaftler, wie zum Beispiel das Team um Bill Hesselmar von der Universität Göteborg, haben herausgefunden, dass Tiere im Haushalt Kinder wiederum vor Allergien schützen können. Als Erklärung zogen die Forscher den sogenannten „Farm-Effekt“ ran. Demnach entwickeln Kinder, die auf Bauernhöfen leben, seltener eine Allergie. Dieser Effekt lasse sich im Kleinen auf einen Haushalt mit Haustieren herunterbrechen, so die Experten.

Am Uniklinikum München hält man die aktuelle Datenlage für solche Schlussfolgerungen allerdings noch zu schwach. Es gebe zu wenige Angaben zu den sonstigen Faktoren, die möglicherweise die Entstehung einer Allergie beeinflussen könnten. Darunter fallen genetische Veranlagungen oder auch der jeweilige Lebensstil der Familien.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Allergien und deren Entstehung sind grundsätzlich noch relativ rar. Ein gesundes Mittelmaß beim Kontakt mit Tieren ist möglicherweise ein guter Weg, um einer Tierhaarallergie – insbesondere bei Kindern – vorzubeugen.

Quelle: red, Bild: Depositphotos:AllaSerebrina, AndrewLozovyi, Apid, Autor: Lisa Bender