Dresdner Impfstoff-Firma lässt Viren in die Elbe fließen
Aufgrund eines Installationsfehlers ließ die Impfstoff-Firma GlaxoSmithKline mit Sitz im Dresdner Zentrum Influenza-Viren mit dem Abwasser direkt in die Elbe fließen. Behörden haben die Gefahren für Mensch und Umwelt geprüft. Besteht ein Risiko für die Dresdner?
Grippe- bzw. Influenzaviren sind nur wenige Tausendstel Millimeter klein, können aber schlimme Infektionen auslösen. Die Firma GlaxoSmithKline (GSK) stellt mit rund 700 Mitarbeitern als Teil eines Weltkonzerns Grippeimpfstoffe her. Bei der Arbeit an jenen Impfstoffen ist dem Unternehmen jedoch ein fataler Fehler passiert. Durch falsch installierte Abflüsse sind aus zwei Räumen mindestens 14 jahrelang Grippeviren ins Dresdner Abwasser bis in die Elbe geflossen. Damit hat die Impfstoff-Firma, die den Verstoß selbst gemeldet hat, gegen die Regeln der Stadtentwässerung Dresden verstoßen. Diese besagt, dass virenhaltige Abwässer in den Werksanlagen speziell behandelt und damit inaktiviert werden müssen, so dass keine Viren in den Kanal gelangen dürfen. Bei Umbauarbeiten sei der Fehler bereits am 7. Juli festgestellt worden. Das Unternehmen hat sich bei den zuständigen Behörden selbst angezeigt und die Abwasseranschlüsse innerhalb eines Tages vorschriftsgemäß umbauen lassen.
Keine Gefahr für Mensch und Natur
Obwohl die Klärwerke in Dresden modern ausgebaut sind, können sie die Viren aus dem Abwasser nicht entfernen. „Nach Einschätzung des Gesundheitsamtes bestand für die Bevölkerung von Dresden, auch für die unmittelbare Nachbarschaft des Unternehmens jedoch keine Gefahr sich mit den Influenza-Viren aus dem Abwasser anzustecken“, erklärte ein Pressesprecher der Stadt Dresden. „Wasser und vor allem Abwasser sind kein natürlicher Infektionsweg für den Menschen“, so der Pressesprecher weiter. Außerdem handele es sich bei den von der Pharmafirma genutzten Impfviren um eine abgeschwächte Virenversion, die aufgrund ihrer geringeren Pathogenität nicht krankmachen würden.
Eine Ansteckung über das Abwasser sei auch deshalb unwahrscheinlich, weil Influenzaviren normalerweise durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Zudem seien sie im Gegensatz zu darmpathogenen Viren für Umwelteinflüsse und Chemikalien anfälliger und weniger stabil. Beim Verschlucken von mit Influenzaviren belastetem Abwasser würden die Viren durch die Magensäure unschädlich gemacht werden.
Dass Fische oder andere Tiere in oder an der Elbe gefährdet worden sein könnten, hält das sächsische Umweltministerium für unwahrscheinlich. „Damit sind Verstöße gegen die Betriebsgenehmigung der Anlage nach heutiger Einschätzung ohne negative Folgen geblieben“, resümiert das Ministerium. Und der Dresdner Impfstoffhersteller scheint mit einem blauen Auge davonzukommen.
Experten warnen vor Viren und Bakterien im Trinkwasser
In unzähligen Berichten an einzelne Landesregierungen warnen Experten jedoch vor Viren und Darm-Keimen im Trinkwasser. Millionen Menschen trinken Leitungswasser, das durch verschiedene Industriezweige und auch durch den falschen Umgang mit chemischen Putz- oder auch Arzneimitteln, in privaten Haushalten, verunreinigt wird.
Horror in Milwaukee
Wovon wir in Deutschland bislang verschont blieben, wurde 1993 in Milwaukee, einer Industriestadt im Norden der USA zum Albtraum: Dort gelang ein tückischer Darmparasit durch ein Leck im Filtersystem der Kläranlagen ins Trinkwasser der Millionenstadt. 400 000 Menschen kämpften tagelang mit Durchfall, Fieber und Bauch-Krämpfen, 70 starben.
Doch auch das Umweltbundesamt in Deutschland gab am 22.08.2016 bekannt: „Trinkwasser ist nicht keimfrei. Auch nach sachgerechter Aufbereitung enthält es noch Mikroorganismen. Diese sind entweder harmlose Wasserbewohner oder Bakterien und Viren, die in den nach der Aufbereitung verbleibenden Konzentrationen keine gesundheitliche Bedeutung besitzen.“
Bleibt zu hoffen, dass die Konzentrationen der Bakterien und Viren auch in Zukunft immer gering genug sein wird, um nicht zu erkranken. Wer jedoch auf Nummer Sicher gehen will, sollte sich um ein Wasserfiltersystem Gedanken machen.
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Quellen: Bilder: Depositphotos/joyfull, DingaLT, Jezper, Text: Meike Riebe