
Kunsthandwerk, früher verachtet, heute geschätzt
Was haben Töpferei und Geigenbau, Juwelier und Schuhmacher gemeinsam? Sie beherrschen alle ein altes, aber heute für uns faszinierendes Kunsthandwerk. Einmal Naturprodukte mit dem Apotheker mischen oder dem Geigenbauer auf die Finger schauen - ecowoman entführt Sie in lokale Handwerkskunst.
Haben Sie schon mal einem Keramiker dabei zugesehen, wie er aus einem Klumpen keramischer Masse mit wenigen, geschickten Handbewegungen eine wunderschöne Vase zaubert? Oder wussten Sie, dass der Bau einer Geige rund 500 Arbeitsgänge benötigt? Nicht umsonst zählt man die beiden Berufe zu den sogenannten Kunsthandwerken – ein Handwerk, das Kunst hervorbringt. Dabei war der Berufsstand nicht immer so hoch angesehen wie heute. Erfahren Sie bei ecowoman, warum Handwerkskünstler früher als Kunstbanausen galten und weshalb Sie sich die heute so fesselnde Tätigkeit unbedingt einmal vor Ort anschauen sollten.
Handwerkskunst von Verachtung bis Faszination
Tatsächlich nannte man die Handwerkskunst im alten Griechenland „Banausikai“, wovon sich unser heutiges Wort Banause ableitet. Ein „Banausos“ wurde ein Handwerker abwertend bezeichnet, der seinen Lebensunterhalt durch körperliche Arbeit verdienen muss, was auch die Kunsthandwerker einschließt. Diese hatten keinen Zugang zu den freien Künsten und mussten sich auf die praktischen Künste beschränken – entsprechend schlecht stand es um den Ruf des Kunsthandwerks. Ganz anders dagegen heute: Einige Handwerke wie Chocolatiers, Fahrradbauer oder in Handarbeit gefertigter Schmuck erleben gerade eine echte Renaissance. Onlineportale wie DaWanda und Etsy, auf denen Handwerkskunst aus allen möglichen Branchen angeboten wird, sind beliebter denn je und zeigen, dass hochwertige und selbst hergestellte Produkte inzwischen viele Liebhaber finden.
Darum fasziniert die Handwerkskunst
Neben der hohen Qualität, die in Handarbeit gefertigte Produkte mit sich bringen, gefällt uns natürlich auch der Gedanke, dass jedes Produkt ein Unikat ist, in dem viel Zeit und Mühe steckt. Man muss also gar nicht altmodisch sein, um Handwerkskunst faszinierend zu finden. In den alten Berufen liegt ein wertvolles Erbe von Können und Wissen etlicher Generationen verborgen, das wir heute schätzen und bewundern zugleich. Einige Kunsthandwerke erleben eine Renaissance, andere werden bald vergessen sein. Jetzt ist noch Zeit, sich selbst ein Bild zu machen, damit die Fähigkeiten und Kenntnisse der Handwerkskunst nicht vollständig verloren gehen und in Vergessenheit geraten.
Kunsthandwerk selbst erleben in der Lebendigen Werkstatt
Diesen Sommer öffnen die Partenkirchner Handwerkskünstler ihre Werkstätten und lassen sich dort über die Schulter schauen. Die Besucher können aber auch selbst kreativ werden und das ein oder andere über’s Backen, Geigenbauen oder Töpfern lernen. Auch Goldschmieden, Apotheken, Hersteller von Skischuhen nach Maß und viele weitere öffnen ihre Türen. Nicht nur traditionelle, sondern auch moderne Handwerkskunst gibt es hier zu entdecken – aber auch zu riechen, schmecken und erleben zum Beispiel bei der Herstellung von Schokolade, Tee und selbstgemachtem Öl. Auch einige Künstler empfangen Besucher in ihren Ateliers – die Nähe von Kunst und Handwerk ist in der heutigen Zeit gefunden.
Die Erlebnisstraßen „Lebendige Werkstatt Partenkirchen“ werden am 23. Juli 2016 mit einem bunten Straßenfest samt kulinarischer Spezialitäten eröffnet.
Das könnte Sie auch interessieren:
Drechslerhandwer: Natürlich Wohnen mit tollen Holz-Accessoires
Quellen: Patenkirchen erleben, Bild: Marc Gilsdorf, Text: Isabel Binzer
- Handwerk