Karneval, Fasching oder Fasnet: Rollenspiele mit Tradition
Die Welt wird auf den Kopf gestellt, denn im Karneval regiert die reine Lebenslust. Die Maskierung muss stimmen, es wird ordentlich gefeiert und viele genießen es, einfach mal den Alltag außen vor zu lassen. Doch woher kommt der Brauch der Fastnacht, welche Brauchtümer gibt es in der 5. Jahreszeit und was steckt dahinter?
Aus schön wird hässlich, aus Mann wird Frau, der Mensch macht sich zum Tier. Foto: © Gengenbach Kultur-und Tourismus GmbH (Bild zum Vergrößern anklicken)
«Das Alltagsleben wird auf den Kopf gestellt», bringt die Münchner Volkskundlerin Gabriele Wolf von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften das Grundprinzip des Faschings auf den Punkt. Aus schön wird hässlich, aus Mann wird Frau, der Mensch macht sich zum Tier. "Alltagsszenen werden verkehrt herum nachgespielt", zum Beispiel in Faschings-Gerichtsverhandlungen. Auch werden in vielen Regionen symbolisch über die Faschingstage die Bürgermeister ihres Amtes enthoben und die Bürger übernehmen das Rathaus. Traditionell beteiligen sich immer auch die örtlichen Handwerker am Faschingstrubel. Es gibt viele Bräuche, die sich über Jahrhunderte noch erhalten haben oder wiederbelebt wurden. Doch, die Fastnacht – und die regional unterschiedlichen Bezeichnungen wie Fasnet, Fasching, Fassenacht, etc. – haben alle eines gemeinsam: Sie stammen aus dem althochdeutschen und bezeichnen den «Vorabend oder die Nacht» vor der Fastenzeit. Im 15. Jahrhundert wurde eine ganze Woche daraus.
Jahrhundertealte Traditionen zu Fasching, Karneval und Co.
Larven sind kunstvoll geschnitzte Holzmasken, die die Narren traditionell tragen. Foto: © Andreas Preafcke, 2006
Im Karwendel gibt es die Maschkera, Wesen aus einer düsteren alten Welt, die ihre handgeschnitzten Larven hervor holen. Larven sind kunstvoll geschnitzte Holzmasken, die die Narren traditionell tragen. Auch in der schwäbisch-alemannischen Fasnet sind sie zu finden. Das alles hat einen Jahrhunderte alten Ursprung und soll bis in die Zeit des alten Bybylons reichen. Denn schon 3.000 v. Chr. Gabe es Feierlichkeiten, in der die «Sklavin zur Herrin» und die Arbeit niedergelegt wurde. In Deutschland ziehen schon seit Jahrhunderten Teufelsgestalten, Narren, Hexen und andere Sonderlinge durch die Straßen und haben Spaß, indem sie die herrschende Ordnung auf den Kopf stellen. Und die barocke Commedia d‘ell Arte inspirierte die Venezianer zu der heute noch gängigen, elegant wirkenden Maskierung.
Die Hintergründe des bunten Treibens: Hygiene und Winter vertreiben
Wie der rheinische Karneval hat beispielsweise auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht oder jene im bayerischen Karwendel ihren Ursprung in opulenten Festen, die nur den Zweck hatten, verderbliche Lebensmittel vor Beginn der Fastenzeit aufzubrauchen. Diese Veranstaltungen waren im 13. Jahrhundert in ganz Mitteleuropa zu finden. Allerdings waren diese nicht mit der heutigen Fastnacht zu vergleichen und regional höchst unterschiedlich. Später kamen diverse Bräuche wie der Narrensprung, Tänze und auch Straßenumzüge zu dem allgemeinen, bunten Fastnachtstreiben hinzu. Aber auch hier spielten Lebensmittel eine zentrale Rolle.
Ein weiterer, wichtiger Grund für das bunte Fastnachts-Treiben: Zum Ende der Raunächte, am Dreikönigstag, beginnt die Fasnacht, eine Zeit, in der die Natur erwachen und allmählich wieder wachsen soll. Für die Menschen war sie früher eine wichtige Wendezeit des Jahres, in der die winterliche Schwermut von Frühlingsfreuden, Dunkelheit von mehr Sonne an den länger werdenden Tagen abgelöst wurden. Geister und Dämonen der dunklen Jahreszeit sollten traditionell zu Karneval vertrieben werden um die Natur aus dem Winterschlaf zu wecken.
Kulinarisches Brauchtum an Fasching, Fasnet oder Karneval
Viel Fettiges gibt es traditionell zur Fastnachtszeit. Daher gab es ursprünglich den Fettdienstag, aus New Orleans kennen wir den Mardi gras und in Italien oder Frankreich den Martedi grasso. Auch wurden viele Gerichte nur zu dieser Zeit genossen. Kurz vor der Fastenzeit enthalten diese insbesondere jene Zutaten, welche während Fastenzeit traditionell verboten sind. Schweinefleisch und Speck waren zu dieser Zeit ebenso beliebt, wie der Berliner, Berliner Pfannkuchen oder Krapfen. Auch spielten Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen immer eine wichtige Rolle in der Fastnachtszeit. Der Grund: Sie sind ein Symbol für die Fruchtbarkeit.
Die Herkunft des schmutzigen Donnerstags, der nicht nur in Süddeutschland die närrische Zeit einläutet, basiert übrigens auf der alemannischen Bezeichnung für Fett oder Schmalz. Dort heißt die kalorienreiche Speise «Schmotz». Andere Regionen nennen diesen Tag indes Altweiber-, Weiberfastnacht oder Lumpiger Donnerstag.
Appetit bekommen? Wie Sie Krapfen, Berliner oder Fastnachts-Küchle selber backen, lesen Sie hier.
Quellen: Bayerischer Rundfunk, Wikipedia, www.bayern.by, Bild: Depositphotos/gevision; Text: Jürgen Rösemeier