Das kleine Elektroauto für die Stadt
Minimalismus liegt zwar im Trend, die Automobilbranche hat bisher aber nicht gerade auf „weniger ist mehr“ gesetzt. Doch eine Schweizer Firma hat jetzt ein Gefährt konstruiert, das Nostalgie, Fortschritt und Nachhaltigkeit gekonnt miteinander verbindet.
Das Fahrzeug der Zukunft heißt Microlino. Es ist klein, wird elektrisch angetrieben und dürfte bei so manchem Betrachter nostalgische Gefühle auslösen. Denn es wurde nach dem Vorbild der legendären Isetta entworfen und konstruiert, dem beliebtesten Auto der Nachkriegszeit.
Sein Design erinnert an die legendäre Isetta, ein Miniauto aus den 1950er Jahren.
Ein Auto braucht keinen unnötigen Schnickschnack
Das Mikroauto Isetta, dessen Produktion im Jahr 1962 eingestellt wurde, hatte keinen Schnickschnack und schon gar nicht die High-Tech-Ausstattung zu bieten, mit der sich moderne Autos regelmäßig gegenseitig übertreffen. Und genau deswegen ist sie für Wim Ouboter zur Inspiration für seinen Microlino geworden. Der Schweizer gilt als Pionier auf dem Gebiet der urbanen Mobilität, er ist der Erfinder von Scooter-Roller und Kickboard und arbeitet mit seiner Firma Micro an Lösungen für eine moderne Mobilität.
Und er ist überzeugt, dass ein Auto nicht viel mehr braucht als die Isetta von damals, eben nur das Nötigste, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. Klimaanlage, Sitzheizung oder gar ein Infotainment-System sucht man im Microlino vergeblich, denn solcherlei Spielereien würden lediglich die Reichweite des kleinen Elektroautos schmälern und außerdem auch noch den Preis in die Höhe treiben.
Das kleine Elektrofahrzeug ist nur mit dem Nötigsten ausgestattet.
Microlino eignet sich für den normalen Stadtverkehr
Auch beim regelrechten PS-Wettrüsten macht Ouboter nicht mit und hat die Leistung des Microlino eher an die Isetta angepasst als an einen modernen Kleinwagen. Der E-Motor schafft mit einer Leistung von 15 Kilowatt maximal 100 Stundenkilometer – gerade so viel, wie man im normalen Stadtbetrieb eben braucht. Das gleiche gilt für die Reichweite. Laut Statistik beträgt die tägliche Fahrweite im Durchschnitt 50 bis 75 Kilometer, der Microlino schafft mit einer Ladung des Lithium-Polymer-Akkus im Wagenboden rund 100.
Die Isetta war DAS Fahrzeug der Nachkriegszeit.
Der Geist der Isetta soll nicht nur äußerlich, sondern auch beim Fahren spürbar bleiben. Tatsächlich haben Wim Ouboter und sein Team im Rahmen der Entwicklung des Microlino, für die sie mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der auf Elektromobilität spezialisierten Firma Designwerk zusammen gearbeitet haben, eine alte Isetta mit einem Elektromotor versehen. Zum einen, um die Daten analysieren zu können, zum anderen, um ein Gefühl für ein so kleines Auto zu bekommen.
Wer mit dem nostalgisch-futuristischen Mikroauto durch die Straßen fährt, kann sich interessierter Blicke sicher sein.
Großes Interesse an dem kleinen Elektroauto
Das Ergebnis solcher Erfahrungen ist Ouboters Überzeugung, dass sowohl Größe als auch Leistung vollkommen ausreichen, um auf den Straßen europäischer Städte mobil zu sein und alle wichtigen Strecken zurücklegen zu können. Bei der Parkplatzsuche dürfte die kompakte Form in jedem Fall hilfreich sein. Komfort gibt es nicht, doch mal ehrlich: Wer braucht für 50 Kilometer am Tag schon das Komplettpaket an Unterhaltung und Luxus?
Das Ein- und Aussteigen aus dem Microlino ist schon Show genug, denn genau wie bei der Isetta schwingt die einzige Tür des kleinen Elektroautos nach vorne auf – neugierige Blicke sind da garantiert. Ein Massenprodukt wird der Microlino wohl nicht werden, dafür wird er voraussichtlich zwischen 8.000 und 12.000 Euro zu haben sein. Der Prototyp wurde 2016 in Genf vorgestellt und die Reservierungsliste für die ersten 500 Exemplare ist bereits voll. Wer Interesse hat, kann sich trotzdem auf der Liste eintragen und hoffen, dass Micro schon bald die nächste Produktionsserie startet.
Microlinos geistiger Vater Wim Ouboter ist überzeugt, dass ein Auto keinen Schickschnack braucht.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.microlino.ch.
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Quellen: Micro Mobility Systems AG, Bilder: Micro Mobility Systems AG, BMW AG, Text: Ronja Kieffer