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Herausforderung Verkehrsentwicklung: Grüne Revolution auf dem Fahrrad?
Nachhaltige Mobilität

Herausforderung Verkehrsentwicklung: Grüne Revolution auf dem Fahrrad?

Das Verkehrsaufkommen hat in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen und diese Tendenz wird sich auch künftig so fortsetzen. Gerade für Städte ergeben sich dabei große Herausforderungen, seit langem leidet hier die Lebensqualität unter der starken Belastung vor allem von Kraftfahrzeugen. Das Fahrrad könnte als Alternative dabei einige Probleme lösen, allerdings gibt es auch hier an vielen Stellen Handlungsbedarf. 

Fahrräder machen keinen Lärm, sie verursachen keine Abgase und brauchen viel weniger Platz auf unseren Straßen. Dann steigen wir doch alle auf den Drahtesel um – Problem gelöst! Leider sind die Herausforderungen in der Realität viel komplexer, als dass sie sich so einfach meistern ließen. Das Fahrrad kann in vielen Fällen ein sinnvoller Ersatz zum PKW oder auch öffentlichen Verkehrsmitteln sein. Dennoch hat es auch verschiedene Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt. 

Vorteile von Fahrrädern 

Die Vorteile der Räder oder des Radelns liegen auf der Hand. Es zählt zu den kostengünstigsten und gleichzeitig umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln, verschafft uns gesunde Bewegung an der frischen Luft und es gibt in der Regel keine Parkplatzprobleme. 

Auf kurzen bis mittelkurzen Strecken sind sie im Stadtverkehr sowohl den Autos als auch dem ÖPNV überlegen was die Zeit betrifft. Der Verkehrsclub Deutschland e.V. (VDC) hat in einem umfangreichen Vergleich unterschiedliche Verkehrsmittel gegenübergestellt und die jeweiligen Vor- und Nachteile untersucht. Eine Strecke von vier Kilometern konnte dabei mit dem Rad nicht nur am schnellsten zurückgelegt werden, auch die Kosten waren dabei am niedrigsten. Nur wer zu Fuß geht, kommt noch günstiger weg – braucht allerdings auch länger.  

Schneller unterwegs

Grund für die Schnelligkeit ist nicht die Geschwindigkeit – diese ist im Schnitt meist nur halb so hoch wie die der Kraftfahrzeuge. Hier spielen andere Faktoren eine entscheidende Rolle: 

  • Mit dem Rad kann meist direkt an den Zielort gefahren und das Gefährt vor Ort abgestellt werden. Es fällt kein zusätzlicher Zeitaufwand für die Parkplatzsuche an.
  • Mit dem Rad lässt sich oft ein besserer Verkehrsfluss herstellen. Das heißt, bei der passenden Streckenauswahl entstehen nicht so lange Wartezeiten an Kreuzungen oder Ampeln. Viele Einbahnstraßen sind für Radfahrer auch in der Gegenrichtung befahrbar – so sind größere „Umwege“ eher die Seltenheit. 

Die sogenannte effektive Geschwindigkeit wurde ausführlich in verschiedenen Studien untersucht. Hier zeigte sich, dass es neben der Streckenlänge auf die jeweilige Struktur der Stadt ankommt, ob das Fahrrad am schnellsten ist. 

Nachteile von Fahrrädern

Fahrrad in der Stadt

Fotolia, © bluraz

Trotz der vielen Vorteile, die das Radfahren vor allem im Bereich Umweltschutz für den Verkehr in unseren Städten bietet, gibt es immer noch viele Gründe dafür, dass der Drahtesel oftmals nicht das Verkehrsmittel erster Wahl ist.  

Bereits wenn es um den täglichen Einkauf geht, kommen wir mit dem Rad an unsere Grenzen. Als Transportmittel ist es dabei meist nicht so gut geeignet. Zwar sind heute gerade in Großstädten wie Berlin vermehrt spezielle Transporträder zu sehen, doch diese sind dann wiederum schwerfälliger und auch teurer in der Anschaffung.    

Ein weiterer wichtiger Punkt ist zudem die Witterung. Bei Kälte, Regen oder starkem Wind macht es schlicht keinen großen Spaß mehr, in die Pedale zu treten. Sind die Straßen im Frühjahr und Sommer von vielen Radlern bevölkert, sieht man im Winter nur wenige eiserne Radfans, die sich auch dann nicht von Schnee oder Glatteis beirren lassen.   

Sicherheit für Radfahrer

Ein häufig genannter Grund dafür, sich im Straßenverkehr nicht so gerne mit dem Rad fortzubewegen ist der Sicherheitsaspekt. Ohne schützende Blechhülle ist man auf dem Drahtesel auch bei größter eigener Vorsicht auf eine rücksichtsvolle Fahrweise der anderen Verkehrsteilnehmer angewiesen. Bei einem Zusammenstoß wird man in der Regel den Kürzeren ziehen. 

Beim Ausbau der Infrastruktur wurde dabei in der Vergangenheit allzu oft eher der motorisierte Verkehr bevorzugt. Selbst bei mehreren Fahrspuren für PKWs wurde ein Radweg oder separater geschützter Bereich selten mitgeplant und berücksichtigt. Wenn doch vorhanden, befindet sich der Radstreifen häufig in der gefährlichen Dooring-Zone. Dann droht beim Radeln Gefahr von beiden Seiten. 

Auch sonst sind bedrohliche Situationen oft an der Tagesordnung. Der tote Winkel vor allem bei größeren Fahrzeugen oder auch Schmutz auf der Fahrbahn macht Radfahrern zu schaffen. Soll die Bereitschaft, auf den Drahtesel umzusteigen erhöht werden, gilt es deshalb in erster Linie für sichere Rahmenbedingungen zu sorgen. 

Alternative E-Bike?

E-Bikes als nachhaltige Alternative

Fotolia, © ghazii

Mangelnde Fitness kann heute als Ausrede ebenfalls nur noch bedingt zählen. Mit Hilfe moderner E-Bikes können auch Ungeübte größere Steigungen mühelos überwinden und insgesamt eine höhere Geschwindigkeit erreichen. Auch in Städten mit hügeligem Profil wie Stuttgart oder Bonn ist es dann möglich, ohne verschwitzte Kleidung auf der Arbeit anzukommen.   

Im Vergleich zu Mofas oder Rollern sind die Anschaffungskosten noch moderat und bis zu einer maximal möglichen Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h – der Motor schält dann einfach ab – ist keine offizielle Zulassung oder eine eigene Versicherung notwendig. 

Die größten Unterschiede bestehen bei den E-Bikes bei der Position des Motors. Je nachdem wo dieser untergebracht ist, ergeben sich verschiedene Vor- und Nachteile. Mit einer durchschnittlichen Reichweite von 50 Kilometern spielen bei der zweirädrigen Variante auch einige der größten Kritikpunkte in der Diskussion um die Elektromobilität keine Rolle. Anders als bei den großen Fahrzeugen sind auch keine speziellen Ladestationen notwendig – eine normale Steckdose genügt hier völlig.   

Lösungsansätze für den innerstädtischen Transport

Die Elektrofahrräder könnten auch umfangreicher für den Transport von Waren auf den letzten Kilometern in den dicht bebauten Innenstädten eingesetzt werden. Hier können sie viele ihrer Vorteile besonders gut ausspielen. 

Was die deutsche Post seit Jahren erfolgreich nutzt, könnte auch von verschiedenen anderen Branchen übernommen werden. Rund 10.500 gelbe E-Bikes zählte die Flotte des Logistikunternehmens. 2025 sollen 70 Prozent der Zusteller mit emissionsfreien Fahrzeugen ausgestattet sein. 

In manchen Städten gibt es bereits Radtaxis und einige Händler setzen auf Fahrradkuriere oder eine eigene E-Bike-Flotte um Waren im näheren Umkreis zeitnah und nachhaltig auszuliefern.  

Radverkehr attraktiver machen

Solange vielerorts die Bedingungen für Radfahrer nicht attraktiver gestaltet werden, wird die grüne Revolution auf zwei Rädern ausbleiben. Mit wenigen Ausnahmen gehört das Fahrrad als tägliches Fortbewegungsmittel oftmals noch zur Subkultur. 

In großen Metropolen wie etwa London ist der Druck, einen funktionsfähigen Verkehr auch in Zukunft zu gewährleisten ungleich höher. Dort werden derzeit Milliardenbeträge in den Ausbau der Fahrradinfrastruktur gesteckt. Das Autoland Deutschland tut sich dabei hingegen noch schwer. Oftmals sind es Autofahrer, die Einschränkungen und Verdrängung fürchten.  

Werden bessere Rahmenbedingungen geschaffen, bringt dies einen Kreislauf in die Gänge. Mit wachsender Attraktivität werden mehr Radler im Straßenverkehr zu sehen sein, womit auch die Akzeptanz steigt. Gerade für die Sicherheit ist es wichtig, dass Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werden.  

Viele wünschen sich einen separaten Radstreifen, der deutlich vom übrigen Verkehr getrennt ist und somit Sicherheit bietet. Klar ist, dass beim Ausbau der Radinfrastruktur in den Städten bisher von KFZ genutzte Flächen umgenutzt werden müssen. Oftmals sind dies etwa auch Parkstreifen. Es muss aber auch klar sein, dass jeder Radfahrer mehr weniger Stau an Ampeln oder auf Kreuzungen bedeutet – allein schon wegen des viel geringeren Platzbedarfs.   

In Städten, in denen der Radverkehr bereits einen relativ großen Anteil am Gesamtverkehr hat, ist etwa der Rhythmus der Ampelschaltungen auf die Geschwindigkeit der Radler angepasst. Im Ruhrgebiet wurde das Projekt eines sogenannten Radschnellweges in die Wege geleitet. Einzelne Streckenabschnitte wurden bereits realisiert. In der dicht besiedelten Region mit zahlreichen Großstädten kann der spezielle Radweg den motorisierten Straßenverkehr künftig entscheidend entlasten, denn er macht auch größere Distanzen für Radfahrer attraktiver. 

Fazit

Das Rad wird den motorisierten Verkehr nicht vollständig verdrängen können. Witterung und eingeschränkte Transportmöglichkeiten sind hier entscheidende Argumente. Dennoch bietet es gerade für kurze Distanzen im urbanen Raum unschlagbare Vorteile. Durch die Schaffung einer sicheren Infrastruktur können noch mehr Menschen aufs Rad gebracht und die Verkehrssituation in den Innenstädten entlastet werden.

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Quellen: Bilder: Depositphotos/webfuture2014, Fotolia, © bluraz, Fotolia, © ghazii, Text: red