Rapsöl in Zügen ist umweltfreundlich. Foto: Karlsruher Institut für Technologie, KIT
Klimaschutz: Rapsöl lässt Züge umweltfreundlich fahren
Experten testen den Einsatz von Rapsöl als Kraftstoff in Zügen, Schiffen und der Landwirtschaft. Das Karlsruher KIT-Institut argumentiert, dass Rapsöl einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könne, da es klimaneutral verbrennt und damit erhebliche Einsparungen beim CO2-Ausstoß möglich sind.
Eisenbahnzüge mit Dieselantrieb und Binnen-Schiffe sollen künftig mit heimischem Rapsöl-Kraftstoff fahren – das ist das Ziel eines gemeinsamen Forschungsvorhabens des KIT-Instituts für Kolbenmaschinen, IFKM, und des Technologie- und Förderzentrums, TFZ, in Straubing. Mit Rapsöl-Kraftstoff lassen sich in der Schifffahrt, dem Zug-Verkehr und in der Landwirtschaft ohne Konkurrenz zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion CO2-Emissionen einfach einsparen. Die Wissenschaftler untersuchen, wie sich eine effiziente Verbrennung mit minimalem Schadstoffausstoß erreichen lässt und somit Diesel als Kraftstoff bei Eisenbahn-Zügen und Binnen-Schiffen ersetzen lässt. Somit ließe sich nachhaltig reisen und die Öko-Bilanz der umweltfreundlichen Binnenschifffahrt noch verbessern.
An einem gläsernen Hochdruckprüfstand beobachten und optimieren die Forscher des Lehrstuhls von Professor Ulrich Spicher, wie sich der Rapsöl-Kraftstoff im Brennraum bestmöglich verbrennt und zur optimal genutzten Antriebsenergie wird. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass ein möglichst großer Teil der im Rapsöl-Kraftstoff gespeicherten Energie in Motorleistung umgewandelt wird und der Schadstoffausstoß, die CO2-Emissionen also, minimal ist. «Im kommenden Jahr werden wir die Untersuchungen an realen Motoren in Eisenbahntriebwagen und Binnenschiffen fortsetzen», berichtet Dr. Sören Bernhardt, vom IFKM. Es handelt sich dabei um moderne Dieselmotoren, deren Einspritzsysteme speziell auf die Verwendung von Rapsöl-Kraftstoff abgestimmt sind. Die IFKM-Wissenschaftler arbeiten daher eng mit den Forschern des Straubinger Technologiezentrums zusammen, die sich vor allem mit der Kraftstoff-Qualität auseinandersetzen.
«Der Einsatz von Rapsöl als Kraftstoff stellt eine schon heute verfügbare Möglichkeit dar, die anthropogenen, also vom Menschen verursachten, CO2-Emissionen zu senken», erklärt Dr. Bernhardt. Bio-Kraftstoffe wie Rapsöl setzen bei der Verbrennung nur in etwa so viel CO2 frei, wie die Pflanzen beim Wachstum aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Unter zusätzlicher Berücksichtigung von Anbau, Verarbeitung und Transport reduziert sich der CO2-Ausstoß um mindestens 57 Prozent, wenn der Rapsöl-Kraftstoff den bisher in der Schifffahrt, der Landwirtschaft und für Eisenbahnzüge verwendeten Diesel ersetzen würde. Der Anbau von Raps und seine Verarbeitung zu Kraftstoff könnte umweltschonender als die Herstellung von Diesel sein und der Transport wäre nicht über die Weltmeere nötig, sondern könnte regional geschehen. Auch dies wäre ein weiterer Beitrag zur Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoß und damit zum Klimaschutz.
Forscher testen erfolgreich heimischen Raps als Diesel-Ersatz in der Landwirtschaft, Schifffahrt und Zügen.
«Auf den landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland lassen sich in ausgewogener Fruchtfolge genug Pflanzen anbauen, um rund zehn Prozent des gesamten Verbrauchs an Diesel in Deutschland zu ersetzen, ohne die Lebensmittel- und Futtermittelproduktion zu beeinträchtigen», erklärt Dr. Edgar Remmele vom TFZ. Dieses Potenzial ist ein Grund dafür, dass die Wissenschaftler von KIT und TFZ beim Rapsöl-Kraftstoff ganz besonders auf Anwendungen wie Eisenbahn, Binnenschifffahrt und Landwirtschaft setzen. Zudem ist das Spektrum der Motoren, für die Anpassungsmaßnahmen entwickelt werden müssen, überschaubar und man kann sicherstellen, dass diese Motoren immer mit dem gleichen Kraftstoff betankt werden. «Dem Einsatz von reinen Bio-Kraftstoffen in sinnvoll ausgewählten Bereichen sollte künftig mehr Beachtung geschenkt werden. Gleichzeitig gilt es, den Kraftstoff-Verbrauch zu reduzieren. Nur so lassen sich die Klimaschutz-Ziele erreichen», sagt Remmele.
Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt finanziert und von mehreren Firmen der Motoren- und Zulieferindustrie sowie potenziellen Anwendern unterstützt. Raps-Anbau und Kraftstoff-Herstellung aus Raps in Deutschland erfüllen die Anforderungen der deutschen Nachhaltigkeitsverordnung, die die Einhaltung hoher Umweltstandards garantiert. Noch ein weiterer Vorteil: Bei der Herstellung von Rapsöl-Kraftstoff fallen zudem als Koppelprodukt wertvolle Eiweißfuttermittel an, die importiertes Soja als Futtermittel für die Landwirtschaft ersetzen können.
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie, KIT, Verbraucherschutz e.V., Text: Jürgen Rösemeier