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Frau fährt Elektrofahrrad
Umstieg aufs E-Bike

Nachhaltige Emanzipation: Immer mehr Frauen wollen auf E-Mobilität umsteigen

Bislang dominierten Männer den Nachhaltigkeitsgedanken auch beim immer beliebter werdenden Fortbewegungsmittel Fahrrad. Doch Verkehrsplanungsexperten sind sich sicher: Auch Frauen wollen sich immer häufiger auf den Drahtesel schwingen. Viele nutzen das Fahrrad aber nur sporadisch, da ihnen die Radwege zu unsicher sind. Sie bangen vor allem um das Wohlergehen des Nachwuchses, der häufig im Sitz mitfährt. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern, denn die Stadtplaner arbeiten auf Hochtouren an neuen Konzepten mit breiteren Radwegen.

Alternative Fortbewegungsmittel werden vor allem in Großstädten immer beliebter

Steigende Kraftstoffpreise, Parkplatzmangel, Nachhaltigkeitsgedanke – die Gründe für den Umstieg auf alternative Fortbewegungsmittel sind vielseitig. Viele Bürger nutzen mittlerweile vermehrt öffentliche Verkehrsmittel. 2020 fuhren ca. 7,1 Milliarden Fahrgäste mit dem öffentlichen Personennahverkehr, Tendenz steigend. So ersetzt die Beförderung mit Bahn und Bus ca. 14 Millionen Autofahrten auf Deutschlands Straßen.

Neben dem ÖPNV werden auch andere Beförderungsmöglichkeiten zunehmend beliebter. Eco-Solar-Roller oder (motorisierte) Fahrräder bahnen sich immer häufiger den Weg durch den Großstadtdschungel, doch oft bleibt gerade für sie nur wenig Platz. Experten und Radfahrende kritisieren schon lange das fehlende Radwegekonzept in Deutschland, denn vor allem Frauen nutzen ihren Drahtesel aus Angst um ihre Sicherheit und den Schutz der mitfahrenden Kinder deutlich seltener als Männer.

Viele Frauen würden gern öfter das Fahrrad nutzen, doch ihnen sind die Wege beim Fahren mit Anhänger oder dem Nachwuchs auf dem Sitz viel zu gefährlich.

Fahrradfahren im Stadtverkehr

Gerade die (sportlichen) E-Bikes von der Marke Husqvarna haben schon viele passionierte Autofahrende zum Umstieg auf zwei Räder motiviert, doch für sie gibt es zu wenige Ladesäulen in den Städten. Wie der Blick auf die bundesweite Ladesäulenkarte zeigt, müssen sich Fahrrad- und Autofahrer bei ihrer Suche nach möglichen Ladepunkten noch immer in Geduld üben. Gemeldet wurden am 1. Oktober 2022 mehr als 59.220 normale Ladepunkte sowie über 11.500 Schnellladepunkte, die jedoch im direkten Vergleich mit den zugelassenen E-Fahrzeugen nicht ausreichen.

Wie eine Studie des Automobilkonzerns Kia zur E-Mobilität zeigt, schätzen vor allem Frauen die nachhaltigen Fortbewegungslösungen. Mehr als 74 Prozent gaben an, die Ruhe bei E-Fahrzeugen zu genießen, und mehr als 87 Prozent von ihnen meinten, damit ein erhöhtes Umweltbewusstsein in Zusammenhang zu bringen.

Immer mehr Frauen könnten sich nicht nur den Umstieg auf ein E-Auto vorstellen, sondern sogar den (temporären) Wechsel auf ein E-Zweirad, um beispielsweise zur Arbeit oder den Nachwuchs in die Kindertagesstätte oder Schule zu fahren. Untersuchungen von Verkehrsexperten zeigen, dass Frauen sich jedoch häufig aktiv gegen die Nutzung des (elektrischen) Zweirades entscheiden, da ihnen das Fahren auf den Radwegen zu unsicher ist. Beengte Spuren, zugestellte Wege oder ein erhöhtes Unfallpotenzial durch wenig umsichtige Autofahrende sind nur einige Gründe, warum sich vor allem Frauen auf den Radwegen unwohl fühlen. Heinrich Strößenreuther, ehemaliger Initiator des Berliner Radentscheides, ist sich sicher: Das Radfahren darf für Frauen keine Mutprobe im Alltag werden, denn dann entscheiden sie sich aktiv gegen das funktionierende Nachhaltigkeitskonzept bzw. Fortbewegungsmittel Fahrrad.

Die Niederlande als Vorbild

Wie gut und sicher Radfahren funktionieren kann, machen die Niederlande vor. Hier gibt es nicht nur den Solarradweg, sondern auch spezielle Radfahrerlösungen in Städten. 2014 wurde in den Niederlanden der erste Solarradweg überhaupt eröffnet. Er befindet sich in der Provinz Noord-Holland und besteht aus einem 70 Meter langen Stück Beton, in das Hunderte von kristallinen Silizium-Photovoltaikzellen eingelassen wurden. Mit diesen Zellen soll Energie genutzt werden, die Ampeln, Verkehrsschilder und andere elektronische Geräte in der Nähe mit Strom versorgen.

Der Weg wurde außerdem mit einer strapazierfähigen Oberfläche ausgestattet, die der Abnutzung durch Fahrradreifen standhält, sowie mit eingebauten Entwässerungssystemen, die Wasseransammlungen bei starken Regenfällen verhindern. Dank dieses innovativen Designs können Radfahrer den Weg bei allen Wetterbedingungen nutzen, egal ob bei Tag oder bei Nacht.

Akkurad-Tankstelle

Von ihnen gibt es in Deutschland noch viel zu wenige: Ladestellen für Zweiräder.

Auch sonst unternimmt die niederländische Regierung viel, um Radfahren attraktiv und sicher zu gestalten. Dazu zählt der stetige Ausbau des Radwegenetzes, das mittlerweile mehr als 25.000 km umfasst und damit als eines der dichtesten in ganz Europa gilt. Zusätzlich wird das Radfahren aktiv durch eine Vielzahl von Maßnahmen gefördert. Fahrrad-Sharing-Programme und steuerliche Anreize machen es den Niederländern leichter, sich für die Nutzung des Drahtesels zu entscheiden. Zahlreiche Initiativen, wie z. B. der Bike to Work Day, ermutigen Bürger zusätzlich, mit dem Fahrrad zu fahren, anstatt das Auto zu benutzen.

Deutschland und seine Radfahr-Förderanreize

Auch die Bundesregierung will Radfahren in Deutschland deutlich attraktiver machen. Im Fokus liegen vor allem die Innenstädte und der Ausbau eines sicheren Radwegenetzes. Wie eine Studie zur Mobilität in Städten der Technischen Universität Dresden zeigt, sind es vor allem Frauen, die das Fahrrad zur Versorgung der Familie nutzen würden. Während Männer primär zur Arbeit fahren, kümmern sie sich noch immer um die Einkäufe, den Transport des Nachwuchses und bewältigen darüber hinaus noch das eigene Arbeitspensum.

Genau hier werden Verkehrsplanungsexperten ansetzen und beispielsweise Radwege verbreitern, um künftig noch mehr Zweiräder mit Anhängern oder sogar Lastenräder auf den Asphalt zu bringen. Bei den neuen Planungen soll es auf den Radwegen mehr Platz geben. 3 m Breite statt wie bisher mindestens 1,50 m bzw. bestenfalls 2,00 m Breite sind das neue Normal“, zumindest nach dem Wunsch der Experten. Doch in vielen Städten sind die weiteren Spuren, bedingt durch die Verkehrsführung, gar nicht möglich.

Auch hier werden deutsche Verkehrsplanungsexperten kreativ und holen sich innovative Inspirationen aus anderen Ländern. In Tübingen gibt es bereits die erste deutsche beheizte Brücke für Fahrradfahrer und weitere sollen auch in anderen Kommunen folgen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Radfahrer getrennt von Autofahrern sicher rollen können, auch im Winter.

Neben den neu angelegten und verbreiterten Radwegen machen sich Planungsexperten auch daran, das Problem der Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu lösen. Parkplätze für Autos und Zweiräder sind vor allem in Großstädten rar, doch hier gibt es interessante Lösungen nach Vorbildern aus den Niederlanden oder anderen Ländern: Fahrradparkhäuser. Hier lassen sich die Räder gut gesichert und geschützt vor Wind und Wetter parken, oft sogar kostenfrei.

Wie gut es funktioniert, macht das dreistöckige Fahrradparkhaus am Amsterdamer Bahnhof vor. Hier finden mehr als 12.000 Räder Platz. Das bisher größte Parkhaus für Zweiräder in Deutschland befindet sich in Münster und bietet eine Stellfläche für etwa 3.500 Fahrräder.

Quellen: Bilder: Depositphotos/boggy22, doble.dphoto, Pixabay/Erich Westendarp, Text: red