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Der Rennen um die letzten Urwälder Europas
Rumäniens Urwälder in Not

Das Rennen um die letzten Urwälder Europas

Die Dokumentationen von HNEE und Greenpeace über Restbestände von Urwäldern in Rumänien zeigen deutlich den akuten Handlungsbedarf in Sachen "Schutz für Wald". Umweltorganisationen fordern zeitnahe Maßnahmen gegen illegalen Holzeinschlag, zur Rettung der letzten Urwälder sowie gleichermaßen für den Klimaschutz. 

Im Vergleich zu den riesigen Waldgebieten im Amazonas, Kongobecken oder Kanada sind die verbleibenden Urwaldgebiete in Europa klein. Trotzdem ist es dringend notwendig unsere letzten Urwälder zu schützen. Laut Greenpeace, ist das wenige, das noch bleibt, ein enger Verbündeter in Sachen Klimaschutz.

Während in vielen Teilen Europas sogenannte Primärwälder durch unkontrolliertes Waldmanagement fast völlig verschwunden sind, existiert in Rumänien, besonders in den Karpaten, noch die größte Fläche von ursprünglichen Wäldern außerhalb Russlands. Als CO2-Filter leisten sie nicht nur einen lebenswichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern sichern auch das Überleben vieler gefährdeter Tierarten wie Braunbären, Luchse oder Wölfe, die dort noch eine Heimat haben. Doch auch der Fortbestand der letzten Urwälder in Rumänien ist bedroht durch übermäßige Ernte und illegale Holzgewinnung.

Primärwälder sichern auch das Überleben vieler gefährdeter Tierarten wie Braunbären, Luchse oder Wölfe

Primärwälder sichern auch das Überleben vieler gefährdeter Tierarten wie Luchse, Braunbären oder Wölfe

Neue Gesetze für Waldschutz dringend benötigt

Ein Großteil der Primärwälder wurde bereits vernichtet. Rumänien könnte mit einem effektiven Waldmanagement und drastischen, gesetzlichen Neuerungen die Nummer Eins werden, was den nachhaltigen Schutz des Ökosystems Wald betrifft, so die Prognose von Prof. Pierre Ibisch von der HNEE. Immer noch sind die Gesetze zu lasch und bietet genügend Lücken, aufgrund derer die letzten Urwälder rasant dezimiert werden. Hinzu kommen nur wenig nachhaltige Waldmanagement-Praktiken, die Kahlschläge in bereits geschützten Gebieten unterbinden. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert gleichzeitig, dass Behörden viel zu langsam und zu spät auf Verstöße reagieren wodurch es immer wieder zu skrupellosem Vorgehen in der rumänischen Forstwirtschaft kommt. "So ist es nicht verwunderlich, dass weitere Akteure sich nicht in der Pflicht sehen zu handeln, wenn es Ministerien nicht vorleben“, beobachtet Valentin Sălăgeanu, Kampagnensprecher von Greenpeace Rumänien.

Der Rennen um die letzten Urwälder Europas

Bedrohte Bestände: 295 000 Hektar Primärwälder gibt es in Rumänien. Sie sind die letzten in Europa außerhalb Russlands. Darunter auch 24 000 Hektar Buchenwälder, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählen.

"Urwaldregister" für wirksame Schutzmaßnahmen

Die rumänische Regierung kündigte vor kurzem an, die rumänischen Wälder tatsächlich schützen zu wollen. In mühevoller Arbeit von Umweltaktivisten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie der Umweltorganisation Greenpeace entstand ein Verzeichnis über Gebiete, in denen es noch Urwälder gibt bzw. Wälder, die einem Urwald nahe kommen. Die aktuell vorgestellte Studie „Primary Forests Potential Map of Romania“ dokumentiert detailliert die Entwicklung der Primärwälder in den vergangenen zwölf Jahren und enthält ein eine gemeinschaftlich erstellte Kartierung potentieller Urwaldgebiete. Deutlich wird darin vor allem der Reichtum an Biodiversität in den Urwälder. Ein klares Zeichen für Akteure und Regierung, schnell zu handeln, um die letzten Wälder Europas nicht auch noch zu verlieren. Für die Erfassung möglichst aller noch verbleibenden Urwaldgebiete im "Urwaldregister" sind die Umweltaktivisten ständig vor Ort, erfassen, prüfen und vermessen Stück für Stück die Wälder um sie vor weiterem verantwortungslosem Holzeinschlag zu schützen sowie langfristig wieder aufzuforsten. Gesetzesverstöße werden dabei ebenfalls dokumentiert und umgehend den Behörden gemeldet. Es ist eine Wettlauf mit der Zeit. Ohne konkrete und durchgreifende Waldschutzregelungen verschwindet jeden Tag ein Stück mehr Primärwald. Üppiges Grün, riesige, massive Bäume, gesunde Luft sowie ein enormer Reichtum von Flora und Fauna könnten unsere Kindern bald nur noch aus Erzählungen kennen.

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Quelle: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Greenpeace, Bild: Depositphotos/panaramka.ukr.net, OndrejProsicky, HNEE 2017/ Pierre Ibisch, Text: Tine Esser