Droht die große Umweltkatastrophe vor Neuseelands Bay of Plenty? Containerschiff Rena kurz vor Auseinanderbrechen. Foto: Bay of Plenty Regional Council
Rena: Große Umweltkatastrophe vermieden? 700 Tonnen Öl abgepumpt
Die Nachrichten über das havarierte Containerschiff Rena vor Neuseelands Küste überschlagen sich. Aufgrund der starken Stressfrakturen in der Hülle, sollte das Schiff zunächst ziemlich sicher auseinanderbrechen. Doch bisher gelingt die Rettungsaktion und über 700 Tonnen giftiges Schweröl sind abgepumpt.
Der neuseeländischen Regierungschef John Key bestätigte schon am vergangenen Mittwoch: «Wir haben Belastungsrisse am Rumpf festgestellt, sodass wir ein Auseinanderbrechen des Schiffes nicht ausschließen können.» Mittlerweile kann sich jeder die Risse auf der Seite von TV New Zealand aber auch höchst persönlich anschauen, sieht den großen Ölteppich in der stürmischen See und die Säuberungsarbeiten am Strand. Link: Filmaufnahmen Containerschiff Rena vor Neuseeland vom Sender TVNZ und Expertenkommentare.
Doch es ist schon schlimm genug. Fernsehaufnahmen zeigen einen größer werdenden Ölteppich, aufgrund der stürmischen See hat das Container-Schiff Rena ordentlich Schlagseite und Container fallen reihenweise von Bord, sinken und liegen sogar an den nahen Stränden, die schon erste Ölspuren zeigen. Insgesamt elf Container, so die Reederei, enthalten Gefahrhut, dass nicht mit Wasser in Berührung kommen darf. Doch auch die Menge an hochgiftigem Schweröl mit dem die Rena angetrieben wird ist mehr als bedenklich. Denn das Container-Schiff vor Neuseeland hat 1.700 Tonnen Treibstoff geladen, was etwa zwei Millionen Litern Öl entspricht oder 182 volle Tankzüge. Lediglich gute 700 Tonnen sind bis dato abgepumpt. Knapp weitere 700 Tonnen sind noch im Rumpf.
Droht die Umweltkatastrophe vor Neuseelands «Bay of Plenty»?
Makabererweise heißt die Bucht vor Neuseelnads-Küste, die nun von einer der größten Umweltkatastrophen der letzten Jahrzehnte bedroht wird «Bay of Plenty», was so viel heißt wie Bucht des Überflusses. War es ursprünglich wohl eher auf den Artenreichtum bezogen, so gilt dies nun für die Menge an hochgiftigem Schweröl. Schweröl ist schon lange in der Kritik, da es viel umweltschädlicher ist, als reiner Dieseltreibstoff. Im Falle einer Havarie wie jetzt vor Neuseelands-Küste und im Falle des Container-Schiffs Rena, seien die Umweltfolgen nicht auszurechnen. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag wird jetzt schon als Minimum für die Beseitigung der Umweltverschmutzung taxiert. Weitere Folgen und Kosten je nach Entwicklung sind allerdings noch lange nicht absehbar.
Auseinanderbrechen oder sinken? Die Gefahr für die Umwelt ist groß durch Rena-Havarie. Foto: Bay of Plenty Regional Councile
350 Tonnen Schweröl sind schon im Meer, an der Küste und Vögel sterben, ein giftiger Container schwimmt bereits im Meer
Sollte das schlimmste Szenario eintreten, das schlechte Wetter wieder kommen und das Schiff bersten oder sinken, könnten noch mehr als bislang schon rund 350 Tonnen Schweröl ins Meer gelangen. Die Urlaubsregion hat schon jetzt Ölklumpen am Strand, mindestens 1.000 ölverschmierte Seemöwen sind bereits verendet und die Bucht selbst ist Kalbgebiet von Blauwalen und Delfinen. Strände sind bereits gesperrt und eine Sicherheitszone auf See ist eingerichtet. Insgesamt 88 Container waren bis Freitagnachmittag, MEZ, über Bord gegangen, einer mit gefährlichen Chemikalien.
Geplante Maßnahmen, um Umweltkatastrophe zu verhindern
Allen Maßnahmen um eine Umweltkatastrophe zu verhindern steht das schlechte Wetter mit hohem Seegang im Wege. Sollte es wiedererwarten sich doch Aufklaren, soll, je nach Zustand des Rumpfes der Rena, das Schweröl abgepumpt, der Rumpf abgestützt werden oder, im «worst case», das Schiff zum Sinken in tiefere Gewässer gezogen werden, heißt es aus Regierungskreisen beim neuseeländischen Fernsehsender TVNZ. Ist ein Tank bereits völlig abgepumpt, so sind noch weitere vier Öltanks komplett voll, einer hiervon befindet sich direkt unter Wasser, was das Abpumpen erheblich erschweren wird.
Hintergrund: Es traten bereits Mängel an der Rena auf
Laut Greenpeace-Informationen ist 21 Jahre alte Containerschiff Rena, das bereits am 5. Oktober auf das Riff auflief, soll bereits bei früheren Inspektionen technische Mängel aufgewiesen haben. Insbesondere die Seekarten sollen nicht in Ordnung gewesen sein. Die Vermutung liegt nah, dass die Havarie der Rena auch aufgrund dessen passiert sein kann, das Containerschiff wegen schlechter Seekarten auf das Astrolabe Reef aufgelaufen sein soll. Diese Mängel wies die Reederei des Schiffes jedoch zurück.
Nicht nur im fernen Neuseeland ist Umweltschutz wichtig. Die Artikel «Atomendlager-Suche kommt in Gang» oder «Artenschutz in Europa stark gefährdet» zeigen dies.
Quellen: TVNZ, Greenpeace, Text: Jürgen Rösemeier