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Deshalb solltest du deine Fleecejacke nur noch im Beutel waschen!
Mikroplastik

Deshalb solltest du deine Fleecejacke nur noch im Beutel waschen!

Synthetische Kleidung ist praktisch – sie knittert nicht, trocknet schnell und überzeugt, als Funktionswäsche verwendet, durch ihre Atmungsaktivität und ihren Feuchtigkeitstransport. Doch der Nachteil synthetischer Stoffe ist, dass sie aus Erdöl hergestellt werden und beim Waschen kleinste Partikel ins Abwasser abgeben. 

Plastikflaschen im Sand, Kaffeebecher, an denen Tang klebt und Plastiktüten, die auf dem Wasser dahintreiben: diese Bilder vom Müll am Strand kennt wohl jeder, doch der sichtbare Teil ist nur ein Bruchteil des im Meer vorhandenen Plastiks. Die überwiegende Menge ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Denn größere Kunststoffteilchen zerfallen durch UV-Strahlung und Wellenschlag in winzige Teile - sogenanntes Mikroplastik - das Hunderte Jahre braucht, bis es vollständig abgebaut wird.

Zudem wird Mikroplastik auch als Schleifpartikel in Kosmetika, wie Zahnpasta oder Peeling verwendet und gelangt so über das Abwasser in die Meere. 

35% des Mikroplastik in den Meeren stammt aus synthetischer Kleidung

Plastikmüll am Strand

Eine besonders häufige Form des Mikroplastiks sind neben den winzigen Kügelchen vor allem Mikrofasern aus Polyester, Polypropylen oder Acryl aus synthetischer Kleidung. 

Bei der Wäsche lösen sich winzige Faserpartikel aus der Kleidung, die zu klein sind um von den Waschmaschinen aus dem Wasser gefiltert zu werden. Sie gelangen ins Abwasser und mit dem Abwasser in die Kläranlagen. Selbst die Kläranlagen schaffen es nicht, die winzigen Kunststoffteilchen herauszufiltern und so gelangen sie in offene Gewässer und schließlich in die Meere. Schätzungen zufolge entlässt eine Kläranlage in den USA pro Tag zwischen 10 und 60 Gramm Mikrofasern in die Gewässer. Und selbst Fasern, die aufgefangen werden und im Klärschlamm verbleiben,  können in die Umwelt gelangen, wenn der Klärschlamm beispielsweise als Dünger verwendet wird.

Mikroplastik auf unserem Teller

Eine Studie der Universität Plymouth untersuchte die Masse und Größe der Fasern, die im Abwasser nach dem Waschen von synthetischer Kleidung bei Standardtemperaturen von 30°C und 40˚C vorhanden sind. Bei einer durchschnittlichen Wäsche können der Studie zufolge aus Polyester-Baumwoll-Mischgewebe rund 138.000 Fasern ans Wasser abgegeben werden, aus reinem Polyester etwa 496.000 Fasern und aus Acryl-Gewebe ca. 730.000 Fasern.

Die Mikropartikel sind gerade einmal 0,012 bis 0,018 Millimeter dick und 5 bis 8 Millimeter lang, weshalb sie meistens nicht aus dem Abwasser gefiltert werden können und schließlich in die Meere gelangen, wo sie von Meerestieren mit Nahrung verwechselt werden. So landet das Plastik letztendlich auch auf unseren Tellern.  

Zwei Gramm Mikroplastik pro Pulli

Mikroplastik in Fleecejacken

Hauptquelle dieser winzigen Plastikfasern ist höchstwahrscheinlich Fleece-Kleidung. Das fanden Forscher der University of California in Santa Barbara heraus. Für ihre Studie wuschen die Forscher neue und getragene Fleece-Pullis und Jacken verschiedener Hersteller ohne Waschmittel in Waschmaschinen und fingen die Mikrofasern mit speziellen Filtern aus dem Abwasser auf. Das Ergebnis: Selbst ohne Waschmittel setzten die neuen Fleece-Kleidungsstücke bei nur einem Waschgang schon bis zu zwei Gramm Mikrofasern frei. Wurden die Pullis und Jacken in Toplader-Waschmaschinen statt in Frontladern gewaschen, steigerte dies die Mikrofaser-Abgabe um das Siebenfache. Waren die Fleece-Pullis und Jacken bereits getragen und daher schon mechanisch strapaziert, steigerte dies die Menge der beim Waschen freigesetzten Mikrofasern ebenfalls.

Die Lösung

Einige Hersteller von Outdoorkleidung arbeiten bereits an Methoden, die ihre Textilien robuster und weniger Mikrofaser-freisetzend machen sollen. Außerdem forschen sie an Verfahren, mit denen die Mikrofasern beim Waschen und später in der Kläranlage effektiver eingefangen werden können.

Darüber hinaus gibt es einen Waschbeutel (Guppyfriend), der Kunstfaser-Bruchstücke daran hindern soll in die Flüsse und Meere zu gelangen. Zum einen sorgt er dafür, dass weniger Fasern beim Waschen abbrechen und die Kleidung länger haltbar bleibt und zum anderen werden abgebrochene Faserstücke im Beutel aufgefangen. Die Erlöse, die durch den Waschbeutel entstehen, werden in die Entwicklung weiterer Lösungen und Maßnahmen zum Schutz der Umwelt vor (Mikro)Plastik-Verschmutzung eingesetzt.

Der Waschbeutel ist sicherlich ein erster guter Schritt um die Plastikverschmutzung in Flüssen und Meeren zu reduzieren. Für eine ganzheitliche Lösung des Mikrofaser-Problems brauchen wir jedoch nicht nur neue Materialien, neue Herstellungsprozesse, saubere Waschmaschinen und effektivere Kläranlagen, sondern wir sollten auch unser Konsumverhalten überdenken. 

Weitere Tipps:

  • Wäsche kalt waschen
  • Weiche und harte Textilien trennen
  • Flecken mit der Hand auswaschen

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Quellen:, Bilder: Depositphotos/eldarnurkovic, korovin, albertobrian, sablin, dvoevnore, Text: Meike Riebe