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Naturschutz im Odenwald - Nein Danke?
Naturschutz Odenwald

Naturschutz im Odenwald - Nein Danke?

Erneut sorgt der Odenwaldkreis bei einem Seminar der Naturschutz Akademie Hessen für Negativschlagzeilen in Sachen Naturschutz. Während Umwelt- und Naturzerstörungen in den übrigen Landkreisen Hessens weitgehend ausgeglichen werden, ignorieren die Verantwortlichen im Odenwald regelmäßig die Mindestauflagen der Naturschutzbehörden.

Eingriffe in die Natur durch Bauprojekte sind in der Regel mit ökologischen Ausgleichsverpflichtungen verbunden. Sowohl für die Erschließung neuer Baugrundstücke für Privathäuser, wie auch für gewerbliche Neubauten, mit negativen Auswirkungen für Natur und Umwelt, müssen die Gemeinden gesetzlich festgelegte Maßnahmen einhalten, die den Naturschaden minimieren. 

Im Oktober diesen Jahres fand in Wetzlar ein Seminar der Naturschutz-Akademie Hessen zum Thema "Bauplanerischer Ausgleich in Hessen - Anspruch und Wirklichkeit" statt. Die Landesregierung informierte dabei rund 80 Vertreter aus den Naturschutzbehörden der Landkreise und Städte sowie Umweltschutzverbände über den aktuellen Stand des Themas in Hessen. Dabei sollte vor allem geklärt werden, inwieweit die Festsetzungen in Bebauungsplänen auch realisiert werden. 

Odenwald fällt als Negativbeispiel im Naturschutz auf

Entsprechend hessenweiter Stichproben vom Umweltministerium werden in den Landkreisen und Gemeinden im Durchschnitt 60 Prozent der Ausgleichsverpflichtungen realisiert. Der Odenwaldkreis macht insofern von sich Reden, als das der Realisierungswert dort gerade mal bei 20 Prozent liegt. In der Hessenkarte der Statistik erscheint er als weiße Fläche, was daran liegt, dass der Odenwaldkreis als einziger Landkreis keinerlei Daten über das Thema nach Wiesbaden weitergibt.  In seinem Naturschutzinformationssystem "Natureg" erfasst das Land Hessen sämtliche Sach- und Geodaten zu Flächen mit dauerhaft, rechtlichen Bindungen zugunsten des Naturschutzes. Für Gemeinden besteht seit Anfang 2011 per Gesetz eine Auskunftspflicht, ihre Ausgleichsflächen, zur Erfassung und Pflege von Fachinformationen, in der Datenbank transparent zu machen. Odenwälder Politiker und "Ratsherren" scheinen hiervon befreit zu sein. Während in den übrigen Landkreisen sogar die breite Öffentlichkeit über Versäumnisse wie auch über Erfolge des Ausgleichs bei Umwelt- und Naturzerstörungen informiert wird, herrscht im Odenwald in alle Richtungen eisiges Schweigen zu den Ausgleichsmaßnahmen.

Kommunen ignorieren Auflagen für ökologische Ausgleichsflächen

Seit 15 Jahren werden in verschiedenen Gemeinden des Odenwaldkreises Bebauungsprojekte umgesetzt, zu denen auch verpflichtende  Regelungen zum Ausgleich der dadurch zerstörten Naturflächen gehören. So müssen abgeholzte Baumbestände, Heckenabrisse, Wiesenflächen oder planierte Streuobstwiesen, meist anderorts, wieder ökologisch ausgeglichen werden. Laut BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) und "Untere Naturschutzbehörde" werden 90% aller derartigen Festsetzungen im Odenwaldkreis ignoriert. Fehlende Sanktionen bei Nichterfüllung der gesetzlichen Vorgaben macht dieses Verhalten zwar möglich, aber offensichtlich ist auch niemandem daran gelegen, Umweltgesetze aus reinem Verantwortungsbewusstsein einzuhalten. 

Odenwaldkreis sondert sich als "schwarzes Schaf" im Naturschutz hessenweit ab

Für BUND-Sprecher Harald Hoppe ist die Amtsführung der Odenwälder Kommunen auf dem Gebiet des Naturschutzes der Grund für das hessenweit negative Alleinstellungsmerkmal. "Unser Landkreis ist in allen Naturschutzbehörden Hessen als das schwarze Schaf bekannt und wird mitleidig belächelt." Die zuständigen Ministerien in Hessen hoffen indes, durch "stetige und beharrliche Überzeugungsarbeit" bei den Verantwortlichen in den örtlichen "Amtsstuben" die Erfolgsquoten mittelfristig zu steigern.  Auf Nachfrage beim hessischen Wirtschaftsministerium wie auch beim Umweltministerium, wie es überhaupt möglich sei, dass sich ein Landkreis seit Jahren sogar seiner Mindestauflagen im Naturschutz ungestraft und scheinbar nicht existent entziehen kann, hat sich leider niemand dazu geäußert. 

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Quelle: BUND Odenwaldkreis, Bild: Depositphotos/irish1983, Text: Tine Esser