Drohnen statt Bienen – sieht so die Zukunft aus?
Drohnen, die über Felder schweben und Pflanzen bestäuben – klingt nach einem Science-Fiction-Märchen? In den USA und China haben Menschen und Maschinen bereits die Aufgabe der Bienen übernommen. Ändert sich nichts, könnte dieses Horrorszenario auch bei uns bald Realität werden.
Bienen gehören zu den wichtigsten Nutztieren der Welt. Sie sammeln nicht nur Honig, sondern sorgen auch für die Bestäubung von Gemüse, Obst und Feldfrüchten. 70 Prozent der 124 wichtigsten Nutzpflanzen weltweit sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. In Europa sind es sogar 84 Prozent. Doch zur Zeit erleben wir ein großes Bienensterben. In einer Studie des Entomologischen Vereins Krefeld e. V., die über einen Zeitraum von 27 Jahren durchgeführt wurde, ist ein Insektenrückgang von 76 Prozent festgestellt worden.
Bienen kommen nicht mehr durch den Winter
„Man muss Angst haben, dass man die Völker nicht stark genug in den Winter bekommt“, klagen Imker, wie Agnes Flügel, die in der Polit-Talkshow von Frank Plasberg vergangenen Monat („Der stille Tod der Bienen – wer vergiftet unsere Natur?“) die industrielle Landwirtschaft an den Pranger stellte. Monotone Agrarlandschaften, Pestizide, Schädlinge, Überzüchtung und der Klimawandel setzen den Bienenvölkern stark zu. Das Umweltinstitut München e.V. gibt an, dass früher rund 90 Prozent der Völker gut durch die kalte Jahreszeit kamen, doch seit 2011 sterben jedes Jahr fast 30 Prozent der Bienen im Winter.
Gründe für das massenhafte Bienensterben
Gründe für das massenhafte Bienensterben gibt es viele. Hier findest du insgesamt acht Gründe, die für das Aussterben der Insekten verantwortlich sind:
- Schädlingsbekämpfungsmittel: In der konventionellen Landwirtschaft, im konventionellen Obst- und Gemüsebau und in vielen Haus- und Kleingärten werden Insektenvernichtungsmittel (Insektizide) eingesetzt, um Schädlinge zu töten. Doch die Mittel treffen nicht nur die Schädlinge, sondern auch alle anderen Insekten. Besonders die Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide können Bienen schon in sehr kleinen Mengen schädigen.
- Der Chemikaliencocktail: Die Insekten nehmen aus der Luft, dem Wasser und den Pflanzen unzählige Gifte auf, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden und in der Kombination eine sehr viel gravierendere Wirkungen haben als es die einzelnen Stoffe für sich alleine hätten.
- Monotone Agrarlandschaften: In ausgeräumten, monotonen Agrarlandschaften ohne Kräuter, Blühpflanzen und Hecken finden die Bienen keine Nahrung. Im konventionellen Getreideanbau und in Maisfeldern für Biogasanlagen blüht nichts. Auch in auf höchste Erträge angelegtem, häufig gemähtem Grünland gibt es kaum mehr Blühpflanzen. Deshalb ist der Honigertrag in Städten inzwischen oft höher als auf dem Land.
- Das Mähen: Werden blühende Wiesen zur besten Bienenflugzeit abgemäht, sterben in den Mähwerken häufig zehntausende Bienen.
- Die Varroamilbe: Die Varroamilbe kommt ursprünglich aus Asien und ist inzwischen fast auf der ganzen Welt verbreitet. Die Milben befallen Bienenstöcke und bedrohen die Bienen.
- Der Klimawandel: Die Erderwärmung führt unter anderem zu früheren Blühzeiten und bringt den Rhythmus der Bienenvölker durcheinander. Das kostet die Völker viel Energie. Warme Winter und lange Trockenheitsphasen im Frühjahr und Sommer stressen die Bienen zusätzlich.
- Überzüchtung: Die Bienenzucht war über Jahrzehnte auf ertragreiche Bienen ausgerichtet – Widerstands- und Anpassungsfähigkeit wurden außer Acht gelassen und die Bienen sind dem Umweltstress nicht mehr gewachsen.
- Silierung: Früher machten die Bauern erst im Juni Heu, was den Bienen genug Zeit ließ um sich von den blühenden Wiesenpflanzen zu ernähren. Heutzutage werden fast alle Wiesen mehrmals im Jahr geschnitten und das Gras siliert. Dadurch finden Insekten keine Nahrung mehr.
Honigbienen „erwirtschaften“ 153 Milliarden Euro
Im Jahr 2009 berechneten WissenschaftlerInnen aus Frankreich und Deutschland den Wert der Bestäubungsleistung von Honigbienen und kamen auf eine Summe von 153 Milliarden Euro pro Jahr. Außerdem würden weltweit 1,4 Milliarden Arbeitsplätze, sowie dreiviertel des landwirtschaftlichen Anbaus von Bienen abhängen. Allein in Europa wird der Wert der fleißigen Insekten auf 22 Milliarden Euro jährlich geschätzt.
Wenn die Bestäuber fehlen, wird das für die Landwirtschaft teuer. In den USA bezahlen Obstbetriebe ImkerInnen, damit sie mit den Bienen zu ihren Plantagen kommen. In China gibt es sogar Fälle, in denen Obstbäume von Menschen per Hand oder per Drohnen bestäubt werden.
Bienensterben? Kein Problem, die Roboterbiene übernimmt den Job
Bereits im Jahr 2013 präsentierten Forscher aus Harvard eine Mini-Drohne namens «Mobee», die dazu geschaffen wurde, die umweltgestressten Bienen beim Bestäuben zu unterstützen. Die Harvard Monolithic Bee wurde äußerlich einem Insekt nachempfunden und hat den Vorteil, gegen Pestizide unempfindlich zu sein. Laut den Deutschen Wirtschafts-Nachrichten könnten sich die heute häufig geschwächten Bienenvölker dank der künstlichen Helferbiene wieder erholen.
Auch in Japan wurde bereits eine mit Pferdehaaren bestückte Minidrohne entwickelt, die die Aufgaben der Bienen übernehmen soll. Die bunte, mit Propellern ausgestattete und laut summende Drohne ist mit einem klebrigen Gel überzogen, an welchem die Pollen kleben bleiben und an anderen Pflanzen zur Bestäubung wieder abgestreift werden können.
Fliegen auch bei uns bald Elektrobienen?
Da die Roboterbienen noch per Hand gesteuert werden müssen, konnten sie das Problem des Bienensterbens bislang nicht beheben. Die Entwickler hoffen aber, sie mithilfe künstlicher Intelligenz und GPS irgendwann alleine losschicken zu können. Ob sie einen adäquaten Ersatz für Milliarden von Bienen darstellen, darf aber stark bezweifelt werden.
Erschreckend ist jedoch der folgende Werbefilm des Projekts „RoboBees“ und ganz besonders die Anzeige der Projektunterstützer am Ende des Films. Die Agrochemieindustrie hofft scheinbar bereits auf das neue lukrative Geschäft mit den chemie- und gentechnisch resistenten Bienen.
Besonderes interessant ist die Anzeige der Projektunterstützer am Ende des Films:
Die Politik sieht’s gelassen
Angst vor dem Verschwinden der Bienen scheint auch die Politik nicht zu haben, denn bisweilen verspürt sie scheinbar keinen Handlungsbedarf. Das belegen die Worte „meine Entscheidung war richtig“ unseres Agrarministers Christian Schmidt (CSU). Gemeint hat er damit die Verlängerung des umstrittenen Ackergiftes Glyphosat, die er im Alleingang durchgedrückt hat.
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Quellen:, Bilder: Youtube/Screenshot "NewBees"; Depositphotos/szefei, Text: Meike Riebe