Die Eismenge am Nordpol ist auf dem niedrigsten Stand seit der ersten Messung 1979. Waren es 1980 noch 7 Mio. Quadratkilometer, so waren es im September diesen Jahres nur noch knapp 3,5 Mio. Die Idee eines Harvard-Professors könnte dies nun umkehren. (c) NASA
Der schmelzende Nordpol: Hat ein Forscher die Lösung entdeckt?
Ein Physiker der Universität Harvard hat scheinbar eine Lösung, um die dramatische Eisschmelze in der Arktis zu stoppen. Seiner Theorie zufolge könnte man gegen die globale Erwärmung, genauer, gegen die intensive Sonneneinstrahlung am Nordpol, reflektierende Teilchen in die Atmosphäre blasen. Das würde genügen, um ein Eisniveau aus vorindustrieller Zeit zu erreichen.
Das Eis an den Polen schmilzt und schmilzt. Forscher behaupten nun, dass sie das nötige Mittel gefunden haben, um diesen Vorgang rückgängig zu machen; ohne große Kosten. Lediglich 8 Milliarden Dollar wären jährlich nötig, um das Eis des Nordpols zurückzubringen. Im Angesicht der Tatsache, dass soeben in Doha 100 Milliarden Dollar an jährlichen Klimahilfen beschlossen wurden, ein vergleichsweise geringer Betrag. David Keith, Professor für angewandte Physik hat gleich zwei Studien über die technischen Möglichkeiten, den Nordpol verfasst. Es scheint mehr als dringlich, sollte eine Lösung gegen die Eisschmelze vorhanden sein, diese auch anzuwenden. Denn im September diesen Jahres sei die Größe der Eisfläche auf einem so tiefen Niveau wie seit den 80’er Jahren nicht mehr.
Die einzige Frage laut Keith sei, ob man diese Rettungsmaßnahmen überhaupt durchführen solle. „Die wirklich schwierigen Fragen seien nicht technischer Natur. Die Frage ist eher, in welcher Welt wollen wir in Zukunft leben“, so der Physiker zur kanadischen Tageszeitung The Windsor Star.
Die schwindende Eiskappe: Mit reflektierenden Partikeln die Schmelze stoppen
Seit 1979 werden die Eismassen von Satelliten gemessen und mit 1,32 Millionen Quadratmeilen sei der tiefste Stand aller Zeiten diesen Sommer gemessen worden. Die schockierenden Zahlen belegen, dass das Eis, im 30-Jahre-Vergleich nur noch die Hälfte ihrer ursprünglichen Fläche bedeckt, ein Viertel sogar weniger als noch 2007 gemessen. „Wir bewegen uns nun auf unbekanntem Terrain“; sagte der Schnee- und Eisdaten-Center Direktor, Mark Serreze. „Obwohl wir bereits lange wissen, dass sich die Erde erwärmt und dies an den Polkappen sich als erstes zeigt, so haben wir nicht mit dieser immensen Geschwindigkeit gerechnet.“
Professor Keith nutzt nun Klimamodelle, um seinen Vorschlag, reflektierende Partikel in die Atmosphäre zu blasen, zu berechnen. Denn diese sollen regional das Sonnenlicht über dem Polareis reflektieren, um so eine Eisschmelze durch verringerte Sonneneinstrahlung zu minimieren. Seinen Berechnungen zufolge würde etwa 0,5 Prozent weniger Sonnenlicht auf die Eismassen auftreffen. Dies würde ausreichen, um das Eis am Nordpol auf ein Niveau der vorindustriellen Zeit wieder anwachsen zu lassen. Die reflektierenden Teilchen können laut Keith mit kleinen Jets in die Atmosphäre gebracht werden, der größte Teil der jährlichen Investitionen in dieses Projekt.
Leider ist über die Folgen eines solch großen Geoengineering-Projektes keinerlei Aussage zu treffen. Die negativen Folgen könnten noch größer sein, als der positive Effekt auf die Eismassen am Nordpol. Denn, das kalkulierte Keith auch ein, es könne zu großflächigem Einbruch der Eisdecke kommen oder eine Trockenperiode eintreten. Doch alleine die generelle Absage des Fachbereichs der Vereinten Nationen für Biodiversität an solch große Geoengineering-Projekte, mache die Umsetzung derzeit unmöglich. Vielleicht ist Professor Keiths Ansatz, wird er weitergedacht oder verfeinert, ein möglicher Schritt, um das dramatische Schmelzen der Eiskappen unserer Pole doch noch zu verlangsamen oder gar umzukehren.
Quelle: Daily Mail, Text: Jürgen Rösemeier
- Klimawandel
- Co2