So nachhaltig ist Frankreichs neues Konzerthaus
Auf den ersten Blick fühlt man sich bei dem neuen Pariser Konzerthaus an ein Schiff erinnert, das über die Seine gleitet. Das futuristische Gebäude hat kulturbegeisterten und umweltbewussten Menschen einiges zu bieten.
Das Schiff mit dem riesigen Segel scheint sanft durch die Seine zu gleiten. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass es sich dabei um „La Seine Musicale", das neueste Konzerthaus in der Region Paris handelt. Dieses sitzt an der flussabwärts liegenden Spitze der Île Seguin im Westen der Hauptstadtregion, wo sich noch bis 2005 ein großes Automobilwerk befand, und sucht als nachhaltiges Kulturzentrum seinesgleichen.
300 künstlerische und politische Veranstaltungen im Jahr
Nachdem das Département des Hauts-de-Seine der Stadt Boulogne das 2,35 Hektar große Gelände für einen symbolischen Betrag in Höhe von 1€ abgekauft hatte, konnte der Bau des von den Architekten Shigeru Ban (Japan) und Jean de Gastines (Frankreich) entworfenen Gebäudes beginnen. Nach drei Jahren Bauzeit wurde das Kulturzentrum, dessen Kosten sich auf 170 Millionen Euro belaufen, am 21. April 2017 feierlich eingeweiht. Seitdem begrüßt es an fünf Tagen in der Woche die Öffentlichkeit, pro Jahr sind 300 künstlerische und politische Veranstaltungen sowie solche zum Thema Kulturvermittlung geplant.
Architektur unterstreicht nachhaltiges Image der Stadt
Doch nicht nur Kulturbegeisterte, auch umweltbewusst denkende Menschen kommen hier auf ihre Kosten: Die Fassade des 1150 Menschen fassenden runden Konzertsaals „Auditorium“ ist auf 4000m2 verglast, außerdem kamen hier 700m3 Holzbalken zum Einsatz. Im Inneren wurde aus akustischen Gründen auf den runden Stil verzichtet, stattdessen befinden sich an der Decke des Konzertsaals 1000 Sechsecke aus Holz, die für eine warme Atmosphäre und ein interessantes Schattenspiel sorgen. Nebenan bietet die große Halle „Grande Seine“ je nach Anordnung der Sitzplätze 4000 bis 6000 Menschen Platz. Alle Arten von Musik sollen in diesem Saal aufgeführt werden, der sich innerhalb kürzester Zeit umbauen lässt.
Das nachhaltige Schmuckstück der „Seine Musicale" ist jedoch das 45m hohe Segel, das außen am Konzertsaal angebracht ist. Auf knapp 800m2 befinden sich hier Photovoltaik-Panels, mit denen Strom erzeugt wird. Wie das Segel eines richtigen Schiffes, das nach der Windrichtung ausgerichtet werden kann, lässt sich auch dieses bewegen: Mit einer Geschwindigkeit von 0,08m/s folgt es dem Lauf der Sonne und optimiert so die Stromerzeugung, während es gleichzeitig den Menschen im Gebäude Schatten spendet.
Natürliche Vegetation im Dachgarten
Zum Kulturzentrum gehören neben dem Konzertsaal und der großen Halle fünf Aufnahmestudios und Proberäume sowie ein Garten auf dem Dach der großen Halle. Auf über 7000m2 wird hier die natürliche Vegetation der Seine-Ufer mit 13 verschiedenen Baumarten nachgeahmt. Der Park lädt zum Entspannen und Austauschen in natürlichen Umgebung ein, egal ob vor oder nach einer Veranstaltung oder auf einem Spaziergang durch die Stadt.
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Quelle: La Seine Musicale, Jean de Gastines Architects, Opus 64; Bilder: Laurent Blossier; Autor: kle
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