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Restguthaben
Restguthaben

Restguthaben: Wenn Konsum nicht mehr alles ist

Unsere Gesellschaft berauscht sich am Konsum: Klamotten kommen bequem per Post und überschwemmen den Kleiderschrank. Bücher stapeln sich, Küchenutensilien, Spiele, ausrangierte Smartphones türmen sich auf. Sie sollen unsere Leben reicher und leichter machen. Und doch machen sie uns manchmal ärmer und schwerer. Deshalb fragt auch ein Film nun: Macht uns Konsum wirklich glücklicher?

Heimatfilm mit Twist

Ein aktueller bayrischer Heimatfilm beschäftigt sich mit dem skeptischen Blick auf den Konsum: In „Restguthaben“ fragt sich der 36-jährigen Fritz Unrecht, warum sich trotz all der Dinge und Annehmlichkeiten in seinem Leben das Glück einfach nicht so recht bei ihm niederlassen möchte. Sein erster Impuls: Raus! Vielleicht bringt ein anderes Umfeld ihm die ersehnte Zufriedenheit. Jenseits seines gewohnten Lebens trifft er auf den Tischler Charly.

Er hat sich für ein Leben fernab von Geld, Macht und Karriere entschieden. Fritz ist es bislang noch gar nicht in den Sinn gekommen, dass das Leben auch anders laufen kann. Er hat immer geglaubt, dass mit dem neuen Auto, der nächsten Sprosse auf der Karriereleiter oder im nächsten Urlaub das ganz große glück auf ihn wartet. Doch der einzige, der wirklich wartet ist er selbst. Das wird ihm durch die Begegnung mit Charly bewusst.

Warenglück oder wahres Glück?

Wie Fritz stehen viele von uns vor vollen Schränken und leeren Leben. Wie er sucht manch einer nach dem Glück zwischen Preisschildern und Zukunftsvisionen. Die Modeindustrie, das Marketing und unsere Mitschüler, Freunde und Kollegen trainieren uns darauf, uns mit einer eigentlich noch völlig tragbaren, aber etwas aus der Mode geratenen Garderobe unvollständig oder zumindest unwohl zu fühlen. Alle paar Monate müssen wir uns selbst komplett revolutionieren, um mithalten zu können in einem Wettrennen ohne Ziel.

Für Fritz liegt das Glück in einer Rückbesinnung auf seine niederbayrische Heimat, auf Muße und seine Familie. Doch auch jenseits der Leinwand gibt es Ansätzen, den Konsum aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit verbannen.

  • Minimalismus: Es gibt die Minimalisten, die solange aussortieren, bis ihre Wohnung nur das das Wesentliche enthält. Danach kaufen sie nur noch, was sie für wirklich notwendig halten. Dabei gibt es keine klaren Regeln: Was Wesentlich ist, darf jeder für sich bestimmen. Extreme Minimalisten leben nur mit dem, was in einen Rucksack passt.
  • Frugalismus: Frugalisten sind sparsam, sehr sparsam sogar. Sie verzichten auf alles, was nicht unbedingt ist. So gelingt es manchen Frugalisten so viel Geld zu sparen, dass sie bereits mit Ende Dreißig in Rente gehen können.
  • Konsumgelassenheit: Statt Impulskäufen und Werbeversprechen nachzugeben halten sich Konsumgelassene zurück. Sie wissen, dass Konsum sie nur kurzfristig glücklicher macht. Deshalb kaufen sie anders ein. Sie setzen auf Qualität und kaufen nur, was ihnen langfristig einen Mehrwert bieten wird. Da durch vermeiden sie indirekt, dass sich ihre Wohnungen mit allerhand Zeug füllen.

Die neue Art zu Konsumieren

Minimalistische Garderobe

All diesen Strömungen ist gemein: Sie kaufen anders ein. Statt beherzt in die Regale zugreifen und den Warenkorb voll zu klicken, überlegen sie zweimal, ob sie das neue Ding wirklich brauchen – und entscheiden sich oft dagegen. Allen voran den Frugalisten ist bewusst, dass jedes gekaufte Ding, bezahlt werden will. Sie rechnen die Kosten für das neue Auto oder die moderne Couch in Arbeitsstunden um. Und überlegen, ob sie bereit sind, diesen Preis zu zahlen. Denn vielleicht müssen wir länger für den neuen Pulli arbeiten, als er uns gefällt.

Der Film „Restguthaben“ will uns kein Label liefern, mit dem wir uns einer bestimmten Konsumströmung anschließen können. Dagegen rüttelt er ganz sanft an den Grundfesten unserer Konsumgesellschaft. Könnte es noch mehr als das klassische mitteldeutsche Lebensmodell geben? Mehr als den festen Job, das sichere Geld, die schicke Wohnwand und das solide Auto? „Restguthaben“ ist ein Film, der uns mit einer entscheidenden Frage zurücklässt: Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein?

Quellen: Bilder: Depositphotos/maximleshkovich, Titelbild: © LowerBavariaFilms, Text: Dr. Ines Maria Eckermann