Onshore oder Offshore? Für den Standort einer Windenergie-Anlage ist viel zu berücksichtigen.
Welcher Standort ist für Windkraftanlagen ideal?
Wo der Wind kräftig weht, da ist eine Windenergie-Anlage optimal aufgestellt, denkt der Laie. Doch oft sind vielfältige Faktoren zu berücksichtigen: Die Infrastruktur von Stromnetz und Straßen oder ungünstige klimatische Bedingungen wie Temperatur-Extreme, können eine windreiche Lage abwerten.
Den optimalen Standort einer oder mehrerer Windkraftanlagen zu bestimmen, geht zunächst über ein exaktes Standortgutachten. Für flaches Gelände und Küstengebiete können derartige Gutachten aus den häufig vorhandenen Durchschnittsdaten errechnet werden. Basis hierfür sind die Daten der üblichen Windmessungen von den flächendeckend angelegten Wetterämtern. Ebenso kann für die Planung einer Windenergieanlage oder eines Windenergie-Parks auf Windatlanten zurückgegriffen werden. In der Kalkulation berücksichtigt werden müssen Häuser, Bäume, Erdwälle oder andere lokale Hindernisse. Diese können entscheidend die Geschwindigkeit und Windrichtung, und damit auch die Menge des erzeugten Öko-Stroms beeinflussen.
Als Faustregel gilt, dass der Abstand einer Windenergieanlage mindestens 15- bis 20-mal so groß sein sollte, wie die Höhe des vorhandenen Hindernisses. Alternativ ist es möglich, dass die Windenergieanlage höher ist, als das Hindernis. Für Standorte im Binnenland ist die rein rechnerische Bestimmung der Windgeschwindigkeit in der Regel zu ungenau, da diese Methode den Einfluss von Hügeln und rauem Gelände kaum erfasst. Hier hilft zur exakten Standortbestimmung für eine Windenergieanlage, genauer des Windangebotes, nur die direkte Messung am Standort selbst.
Sind einmal die Windwerte ermittelt, werden die Wetterdaten nahegelegener Messstationen oder mit den Daten der Windatlanten verglichen und auf ein typisches Windjahr umgerechnet. Da unebenes Terrain den Wind abbremst, ist die Windgeschwindigkeit umso höher, je weiter über dem Boden gemessen wird. Zur richtigen Erfassung des für die Energienutzung wirksamen Winds, ist es wichtig, in der Nabenhöhe der geplanten Windenergieanlage zu messen.
Offshore-Windkraftanlagen sind effektiv
Offshore-Windkraftanlagen , die in einiger Entfernung zur Küste stehen, haben keine Hindernisse oder andere Unwägbarkeiten, die die maximale Windausnutzung einschränken würden. Offshore-Windkraftanlagen nutzen die deutlich besseren Wind- und Platzverhältnisse auf dem Meer zur Erzeugung regenerativer Energie. In Deutschland wird üblicherweise ein Abstand von etwa 30 km zur Küste gewählt, genauer: in der Nordsee werden Windkraftanlagen 30 bis 90 km vor der Küste platziert, in der Ostsee sind Windkraftanlagen 15 bis 35 km von der Küste entfernt.
Es gibt Pro und Contra zur Offshore Windenergie-Produktion. © Zentilia | Dreamstime.com
Die exponierten Lagen für die Produktion von Windenergie werden bewusst und aus mehreren Gründen gewählt. Einerseits, um die Natur zu schonen und andererseits, um andere Nutzungen der Küstengewässer, wie durch Schifffahrt oder für militärische Übungen nicht zu beeinträchtigen. Ausländische Projekte sammelten auch bereits Erfahrungen mit küstennäheren Windenergie-Anlagen. Die Anlagen werden an ihrem Standort mit verschiedenen Techniken im Meeresboden verankert; aufgrund der Entfernung sind sie dort vom Festland und den Inseln aus meist nicht zu sehen. Die Offshore-Windenergie liefert hohe Strom-Erträge und es bestehen gute Aussichten, dass sie in den nächsten Jahren einen entscheidenden Beitrag zu einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Energiegewinnung und zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes leisten wird. Dies ist somit eine Möglichkeit, den Klimawandel zu stoppen.
Da die fest installierten Offshore-Windparks deutlich in das bebaute Meeresgebiet eingreifen, werden in diesem Zusammenhang aber auch Umweltschutzbedenken diskutiert. Die Befürchtung etwa, diese Windenergie-Anlagen mitten im Meer zu einer Bedrohung für die Vogelwelt werden könne, hat sich bislang jedoch nicht bewahrheitet. Die Tiere würden ihr Verhalten anpassen. Weitere Untersuchungen, wie die Störung der Fischbestände, genauer ihres Orientierungssinns, und andere mögliche Umweltfolgen laufen derzeit. Eventuelle Ergebnisse sollen dann in zukünftigen Planungen für Offshore-Windkraftanlagen berücksichtigt werden.
Zudem werden Stimmen laut, insbesondere von Verbandsseite, dass Onshore-Windkraftanlagen , also solche am Land, kostengünstiger zu errichten wären. Es ist derzeit die kostengünstigste Variante, Strom aus Erneuerbarer Energie zu erzeugen. Zudem ergab eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) im Auftrag des Bundesverbandes WindEnergie e.V. (BWE), dass bis zu 65 Prozent des deutschen Strombedarfs durch Onshore-Windenergie-Anlagen gedeckt werden könnte.
Quelle: Dena, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bild: Depositphotos: majaFOTO, Text: Jürgen Rösemeier