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extreme Hitze
Der Klimawandel

Spüren wir (endlich) den Klimawandel?

Hitze, Trockenheit und Waldbrandgefahr – dieser Sommer hat alle Rekorde geknackt. 64 Sommertage zählte der Deutsche Wetterdienst in diesem Jahr, bei denen die Temperaturen immer weit über 25° Grad lagen. Haben wir den Klimawandel (endlich) zu spüren bekommen?

Denken, bewegen, schlafen…jede noch so harmlose Tätigkeit wurde bei den Temperaturen zum Kraftakt. Allein vom Nichtstun rann der Schweiß die Stirn hinunter und das Konzentrieren fiel uns schwer. 

„Deutschland leidet unter einer noch nie dagewesenen Hitzewelle“, hieß es in den Medien und eigentlich war das in der ganzen Welt der Fall. 

In Japan und Afrika wurden Temperaturrekorde seit Aufzeichnungsbeginn gemessen. In Japan sind allein zwischen dem 9. und 22. Juli 77 Menschen an der Hitze gestorben, mehr als 30.000 mussten in Krankenhäusern behandelt werden. In Pakistan kletterte das Thermometer bereits im April über die 50° Grad-Marke.

Waldbrände

Waldbrände

Länder des nördlichen Polarkreises, in denen eigentlich kühlere Temperaturen herrschen, beklagten Waldbrände. Da diese Problematik dort noch nie vorgekommen ist, haben die Schweden beispielsweise keine eigenen Löschflugzeuge und mussten diese von anderen Ländern ausleihen. Selbst im kalten Sibirien wo sonst Kälterekorde gemessen werden, wüteten jetzt zahlreiche Waldbrände.

Überschwemmungen

Überschwemmungen

Auf der anderen Seite zeigten sich Wetterextreme in Form von Starkregen und Überschwemmungen. So brach in Laos, aufgrund von starken Regenfällen, kürzlich ein Staudamm, der ganze Dörfer überflutete. Auch Japan, China, Indien, Mallorca, Magoula, Illinois, Ankara, Israel, Russland, Deutschland u.v.m. litten in diesem Jahr bereits an Überschwemmungen. In Deutschland wurde Marburg im Mai und Juni besonders schwer getroffen. Zahlreiche Gebäude standen unter Wasser. In Quickborn in Schleswig-Holstein kamen jüngst 45 Liter pro Quadratmeter herunter. Königswalde im Erzgebirge wurde von Schlamm und Geröll überflutet. Der Deutsche Wetterdienst warnt: „Insbesondere im Sommerhalbjahr kommt es im Zusammenhang mit Gewittern immer wieder zu starken Niederschlagsereignissen.“ Das Fatale: Aufgrund der langen Trockenheit sind die Böden bereits extrem ausgetrocknet und können große Wassermassen nur schwer aufnehmen, Überschwemmungen sind die Folge. 

Hitze macht dumm

Doch die starke Hitze hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf unser Gehirn. Studien haben gezeigt, dass Versuchspersonen bei einer Raumtemperatur von 25° Grad mehr Grammatik- und Rechtschreibfehler machen als bei gewohnten 19° Grad.

Außerdem stellten Forscher fest, dass eine erhöhte Raumtemperatur unsere Fähigkeit komplexe Entscheidungen zu treffen, mindert.

Hitze macht dumm

Ist das jetzt der Klimawandel?

Erwähnt man das Wort „Klimawandel“ in Zusammenhang mit unserem diesjährigen Backofensommer, dann hört man hier und da immer wieder Argumente wie: „Dieser Sommer ist eine Ausnahme, sonst haben wir immer Regen“ oder „nächstes Jahr wird es sowieso wieder schlechter.“

Doch ist dieser Sommer wirklich eine Ausnahme? Dank immer genauerer Klimamodelle und immer schnellerer Computer können Wissenschaftler inzwischen relativ verlässliche Aussagen über die Veränderungen des Wetters und den Klimawandel machen. Ihre Prognose: Extreme Wetterereignisse werden in Zukunft immer weiter zunehmen, generell wird es hierzulande trockener und wärmer. Und das in einem bisher nie dagewesenen Tempo, das u.a. auf einen menschengemachten Klimawandel schließen lässt.

Die Hitze lehrt uns, dass der Klimawandel „echt“ ist

Studien belegen, dass Menschen den Klimawandel für „wahrscheinlicher“ halten, wenn das eigene Thermometer höhere Temperaturen zeigt und Wetterextreme vor der Haustür stattfinden. Mit Logik oder „objektiver Beurteilung“ hat das wenig zu tun. Denn statt diagnostische Informationen – wie beispielsweise globale Muster klimatischer Veränderungen – für die eigene Einschätzung zurate zu ziehen, verlassen wir uns lieber auf unsere eigenen Erfahrungen. Ganz nach dem Motto: „Ich glaube nur was ich auch sehe“.

Für viele Menschen, die auf der Südhalbkugel leben, ist der Klimawandel schon lange Realität. Doch sie können wenig tun, denn der Großteil der Treibhausgase, die für die Erderwärmung verantwortlich sind, werden in den reichen Industriestaaten des „Globalen Nordens“ produziert – ohne bisher selber von den negativen Auswirkungen betroffen zu sein.

Mit dem diesjährigen Backofensommer hat sich das Blatt gewendet: Jetzt spüren auch wir die Folgen am eigenen Leib. Das ist die Chance auch Skeptiker mit ins Boot zu holen und zu handeln, solange wir es noch können!

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Quellen:, Bilder: Depositphotos/VladisChern, jalonsohu, mathes, AllaSerebrina, Text: Meike Riebe