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Nachhaltig Reisen

So geht nachhaltiger Urlaub!

Können wir so weiterreisen wie bisher? In Hinblick auf das 1,5-Grad-Ziel ist das eher unwahrscheinlich, denn 8 % der weltweiten, klimaschädlichen Emissionen gehen auf das Konto der Tourismusbranche. Heißt das, wir müssen in Zukunft auf Urlaub verzichten? Sicher nicht, denn es viele Möglichkeiten für nachhaltigen Urlaub.

Die Sommerferien rücken immer näher, das Bedürfnis nach Erholung, nach Sonne, Strand und Meer wird stärker. Das All-Inklusive-Angebot für 10 Tage Costa Rica für nur 399 Euro einschließlich Flug und Transfer ist verlockend. Doch du zögerst, denn eigentlich weißt du, wirklich nachhaltig ist das nicht. Aber wie geht das: Umweltfreundlicher Urlaub, Erholung im Einklang mit der Natur? Muss es jetzt zwangsläufig die Radtour im Bayrischen Wald oder der Campingurlaub an der Nordsee sein?

Nachhaltiger Urlaub ist ein dehnbarer Begriff. Natürlich ist die Reise mit Fahrrad auf den ersten Blick, vor allem was den CO2-Austoß betrifft, die beste Möglichkeit. Aber nicht nur das Fortbewegungsmittel, auch die Unterkunft oder der soziale Impact spielen eine nicht ganz unbedeutende Rolle. Laut einer Definition der Umweltdatenbank kann der Tourismus dann als nachhaltig angesehen werden, wenn er „einen Umgang mit allen Ressourcen in einer Art und Weise ermöglicht, dass ökonomische, soziale und ästhetische Bedürfnisse erfüllt werden können und gleichzeitig die kulturelle Integrität, essentielle ökologische Vorgänge und die Biodiversität erhalten bleibt.“ Um besser zu verstehen was das heißt, macht ecowoman dir ein paar Vorschläge, welche Aspekte du bei der Planung deines nächsten Urlaubs beachten kannst, um diese Kriterien zu erfüllen. Aber eins ist bereits jetzt schon klar: Unser grünes Gewissen sollten wir immer im Gepäck haben.

Kann ich noch in den Urlaub fliegen?

Ganz ehrlich? Besser wäre es, du würdest es nicht tun. Schaut man sich den CO2-Verbrauch einer Reise an, wird schnell klar, dass der größte Faktor der klimaschädlichen Emission die An- und Abreise ausmacht. Auch wenn der ökologische Fußabdruck bei einer Reise mit dem Wohnmobil quer durch Europa auch nicht außer Acht zu lassen ist, verzeichnet die Flugreise den höchsten Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen.

Die nachhaltigste Option wäre die Anreise mit dem Fahrrad und dem Zelt auf dem Gepäckträger. Je nach Alter, Lebensumstand oder Reiseziel ist es verständlich, dass das aber nicht für jeden in Frage kommt. Eine umweltfreundliche Alternative ist die Reise mit Bus und Bahn. Eine Studie von Omio, eine Plattform, auf der man auf einen Blick die schnellste und günstigste Verbindung finden kann, hat zudem herausgefunden, dass die Anreise mit dem Flugzeug sogar oft länger dauert als mit der Bahn – das wird von den Reisenden aber nicht wahrgenommen. Zum Beispiel ist die Fahrt mit dem Zug von Frankfurt nach Brüssel 40 Minuten schneller als mit dem Flugzeug. Und obendrauf spart man rund 102 Kilo CO2 ein.

Zugfahren ist eindeutig umweltfreundlicher als Fliegen und oft auch sehr viel entspannter.

Den Sonnenaufgang auf dem Machu Picchu, der Bilderbuchstrand auf Hawaii oder die Oper in Sydney – egal was oder wo, es gibt sie eben, die besonderen Urlaubsziele, von denen jeder mal träumt, sie zu sehen. Die meisten davon erreicht man von Deutschland aus leider am besten mit dem Flugzeug. Da ein Langstreckenflug einen sehr hohen CO2 -Ausstoß verursacht, gibt es Möglichkeiten, ein bisschen was wieder gut zu machen, sollte man sich dennoch für eine Flugreise entscheiden.

Grundsätzlich gilt: Je weiter das Reiseziel entfernt und je zeitintensiver die Flugdauer ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Des Weiteren ist es immer besser, so direkt, statt so billig wie möglich zu fliegen. Zusätzlich kann ein CO2 -Ausgleich sinnvoll sein. Das geht unter anderem durch Angebote wie www.atmosfair.de.

Agenturen wie atmosfair bieten Flugkompensationen an, das heißt, die Emission, die der Reisende beim Fliegen verbraucht, wird an einer anderen Stelle eingespart. Das funktioniert in der Regel so, dass der Flugpassagier einen Klimaschutzbeitrag in Abhängigkeit des verbrauchten CO2 -Ausstoßes bezahlt. Dieser wird dann von der Organisation an einer anderen Stelle auf der Welt in Projekte gesteckt, die nachweislich die Emission der Treibhausgase reduzieren. Das kann zum Beispiel der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Schwellen- und Entwicklungsländern sein.

Kompensation ist kein Allheilmittel, dir sollte dabei klar sein, dass du dadurch deinen CO2 -Ausstoß nicht senkst, sondern ihn nur ausgleichst.

Camping vs. Hotel

Campen liegt im Trend. 2018 konnte die Branche laut dem Deutschen Tourismusverband einen Zuwachs von mehr als elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbuchen. Ein Grund dafür ist die zunehmende Kritik am Massentourismus – immer weniger Menschen bevorzugen Urlaub in einer der zahlreichen Bettenburgen, also Strandpromenaden zugebaut mit Hotels. Immer mehr Menschen suchen Naturnähe und Individualität. Und das erhofft man sich beim Camping. Auch der Nachhaltigkeitsfaktor spielt eine Rolle. Doch ist Camping wirklich die ökologischere Reiseform?

Das lässt sich per se nicht sagen. Auch die ökologische Bilanz des Campingurlaubs hängt von vielen Faktoren ab: Wie naturnah ist der Platz gestaltet? Von welchem Anbieter kommt die Stromversorgung? Welche Produkte bietet der Shop? Wie funktioniert die Müllentsorgung? Antworten auf diese Fragen findet man zum Beispiel auf Plattformen wie www.ecocamping.de. Hier werden Campingplätze gelistet, die einen ökologischen Standard vorweisen. Dafür werden sie mit dem Ecocamping-Siegel ausgezeichnet. Die Seite www.1nitetent.com geht sogar nicht einen Schritt weiter und bietet Zeltplätze an, die Menschen auf ihrem privaten Grundstück zum Gratis-Camping zur Verfügung stellen. Das kann ein Fleckchen im Garten sein, eine Ecke im Hof oder ein Stück Land. Der Vorteil: Für diese Plätze wurde in der Regel nichts angelegt, kein Baum gerodet, kein extra Parkplatz gebaut – und man hat direkten Kontakt zu den Bewohnern vor Ort.

Viele Menschen verspüren beim Campingurlaub ein Gefühl von Unabhängigkeit.

Aber auch die Zahl der Bio-Hotels nimmt stetig zu. Solche Ferienunterkünfte achten darauf, dass sie ressourcenschonend wirtschaften, weniger Müll produzieren oder biologische Lebensmittel anbieten. Zum Beispiel gibt es nicht täglich ein neues Handtuch, sondern nur auf Nachfrage oder die Eier fürs Frühstück kommen vom Bauern aus der Nähe. Auf Seiten wie www.bookitgreen.de, www.biohotels.info/ oder www.goodtravel.de/ findest du Hotels, die den Nachhaltigkeitsgedanke in ihre Unternehmensphilosophie integriert haben und die ein Zeichen gegen die umweltschädlichen Spuren des Massentourismus setzen wollen. Bookitgreen pflanzt außerdem für jede Übernachtung, die auf ihrer Seite gebucht wird, einen Baum. Laut eigenen Angaben der Webseitenbetreiber spart  durch die Nutzung der Plattform somit jeder Reisende bis zu 90 Liter Wasser und 6 Kilo CO2 pro Nacht. Na, wenn das mal kein Grund ist, den nächsten Urlaub in einem Bio-Hotel zu verbringen.  

Oder eben doch auf dem Campingplatz: Denn einen entscheidenden Vorteil hat der Campingurlaub im Gegensatz zum Hotel: Man hat es selbst in der Hand wie nachhaltig man den Urlaub gestaltet. Im Hotel muss man oft auf die in Plastik verpackte Marmelade am Frühstücksbuffet oder das Mini-Shampoo zurückgreifen. Beim Campen kann ich mein Verhalten bewusst steuern: Angefangen beim Einkauf bei lokalen Händlern über den Strom- und Wasserverbrauch bis hin zur Müllvermeidung.

Nachhaltig Reisen – eine ganzheitliche Sache

Die Anreise mit der Bahn, die Unterkunft ökozertifiziert – aber nachhaltiges Reisen ist mehr als das. Generell spielen auch ethische Fragen eine wichtige Rolle, weshalb man sich vorab bei der Urlaubsplanung immer folgende Fragen stellen sollte: Wo fahre ich hin? Wo buche ich? Wer verdient daran? Und wie verhalte ich mich dort? Mit ein paar einfachen Tipps und Tricks kann dir auch das gelingen. Probiere es einfach mal aus und du wirst sehen, Urlaub nachhaltig zu gestalten, bedeutet nicht, den Reisespaß zu mindern, sondern ganze neue Ecken und Möglichkeiten zu entdecken. Mit diesen Anregungen hinterlässt der Tourismus keine lästigen Spuren und keinen unwiderruflichen Schaden mehr am Urlaubsort, sondern im besten Fall kann er ihn sogar fördern. Auch beim Reisen ist es wie bei vielen anderen Dingen im Leben, es gilt, es bewusst zu tun.

  • Das Gute liegt so nah: Das Zitat von Goethe sagt es schon: Der Faktor der Erholung oder der Wert einer Reise wächst nicht mit ihrer Entfernung. Warum also nicht mal ein Wanderurlaub in der Region Sächsische Schweiz, ein Badeurlaub auf Rügen oder eine Aktivreise im Allgäu?
  • Ballast über Bord werfen: Man glaubt es kaum, auch das Gepäck hat Auswirkung auf den Nachhaltigkeitsfaktor deines Urlaubs. Umso schwerer der Koffer, desto höher ist der Treibstoffverbrauch. Also lass Unnötiges zu Hause – das macht dich auf Reisen flexibler und hinterher musst du weniger waschen.
  • Positiver Impact: Egal ob Ecuador, Frankreich oder Helgoland, frage dich immer, wie du die lokalen Unternehmer vor Ort unterstützen kannst. Nimm das örtliche Taxi, kaufe beim ortsansässigen Bauern oder bringe regionale Souvenirs aus dem Laden nebenan mit. Weiter lesen...

Für Kinder ist ein Aktivurlaub mit kurzer Anreisezeit oft eine bessere Alternative als eine Fernreise.

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Quelle: red Bild: Depositphotos: newrock555,HotPhotoPie, CandyBoxImages,elenathewise, Text: Lisa Bender